
Flüge, Hotels, Kinotickets und Restaurantreservierungen – all das lässt sich problemlos im Internet buchen. Das hat die Freizeitplanung wesentlich vereinfacht und viele Preise transparenter gemacht. Doch das alltägliche Buchen von Parkplätzen via Handy – ist immer noch ein unerfüllter Traum. Einerseits liegt das an der fehlenden Infrastruktur, andererseits aber auch an der zögerlichen Mitarbeit von Städten, Gemeinden und Unternehmen.
Abstrus ist der Rückstand im High-Tech-Mekka Silicon Valley. Einerseits kurven hier dank Google robotergesteuerte Autos durch den Verkehr. Auf der anderen Seite aber ist die von Cafés, Geschäften und Restaurants gesäumte University Avenue in Palo Altos Innenstadt wie anderswo zur Mittagszeit mit Autofahrern verstopft, die verzweifelt nach einem Parkplatz suchen.
Während Gründer beim Kaffee mit Geldgebern oder Kunden fabulieren, wie sie mit einem neuen Handyservice oder intelligenten Fahrzeugen die Welt verändern können, müssen sie die Uhr im Blick behalten, um Strafzettel zu vermeiden. George Harik, ein früher Google-Mitarbeiter und Investor, hat schon Tausende von Dollar für Straftickets oder gar Abschleppdienste bezahlt, weil Meetings länger als zwei Stunden dauerten – so lange dürfen Autofahrer kostenlos in Palo Altos Innenstadt parken.
Verkehrs-Apps
Das Programm ermöglicht Car-Sharing für Privatautos: Autobesitzer können ihre Wagen zur Miete anbieten. Wer ein Auto sucht, dem zeigt Tamyca Angebote aus der Umgebung. Schäden deckt eine Versicherung ab. iOS (Apple), Android
Diese App ist eine mobile Mitfahrzentrale. Wer verreisen will, bekommt die Ziele anderer Fahrer angezeigt. Praktisch: Flinc lotst den Fahrer zum Passagier, damit man sich nicht verpasst. iOS, Android, PC
Das Handyprogramm warnt vor Blitzern. Wer eine Radarfalle entdeckt, kann andere darauf hinweisen. Auch Unfälle und Straßenschäden können damit gemeldet werden. iOS, Android, Blackberry, Symbian
Das System meldet, wo und wie lange es auf Autobahnen und Bundesstraßen stockt. Grundlage sind Verkehrsdaten des ADAC. Für iOS, Android
Die App zeigt Benzinpreise von Tankstellen in der Umgebung. Nutzer können die aktuellen Preise mit der App melden. iOS, Android
Die Park-App merkt sich den Standort des eigenen Vehikels und warnt, bevor die Parkzeit abläuft. In Parkhäusern kann man Etage und Stellplatz speichern. iOS
Ein Ratgeber für unterwegs: Ob Tempolimit in den Niederlanden oder stabile Seitenlage, die Antworten sind auch ohne Funkverbindung verfügbar. iOS
Eyal Amir will die Misere lindern. Der gebürtige Israeli will nicht warten, bis alle freien Parkplätze via Sensoren oder Parkuhren zentral erfasst werden und die privaten Parkplatzanbieter ebenfalls ihre Daten zur Verfügung stellen. Stattdessen hat der Informatikprofessor und Experte für künstliche Intelligenz ein Modell ersonnen, das mit historischen und aktuellen Verkehrsströmen, Wetterdaten, Veranstaltungsterminen, Angaben zur Dichte von Wohnungen, Geschäften und Büroflächen gefüttert wird. Diese setzt er in Relation zu den verfügbaren Parkflächen.
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Anhand dieser Daten, glaubt Amir, lasse sich ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, einen freien Parkplatz zu finden, und in in welcher Straße Autofahrer mit der Suche beginnen sollten, weil dort am wenigsten los ist. Das System weiß auch, an welchen Plätzen nur zu bestimmten Zeiten geparkt werden darf. Die Daten stellt sein Startup Faspark über das Internet und eine Android-App bereit. Eine iPhone-App soll in Kürze folgen.





Besser parken
Im Testmarkt Chicago hat Faspark bereits über 10.000 Nutzer gewonnen. Seit Kurzem ist der Dienst auch in München verfügbar. Das Unternehmen wählte die bayrische Landeshauptstadt wegen der Vielzahl bereits verfügbarer Daten. Hier will Amir beweisen, dass sein Modell auch international funktioniert. Faspark kann keinen Parkplatz garantieren. Aber Amir behauptet, dass er die Zeit für die Suche um die Hälfte reduzieren kann. Google offeriert Android-Nutzern mit Open Spot einen ähnlichen Service, bei dem dessen Nutzer offene Parkflächen melden. Faspark, das ebenfalls Nutzerinformationen abfragt, bezieht bei der Prognose zusätzliche Daten ein.
Noch ist unklar, wie Faspark Geld verdienen will. Angedacht ist die Kooperation mit Parkplatzbetreibern, die gegen einen Obolus freie Parkflächen aktuell melden.
Konkurrenz ist auch schon in Sicht: Das kalifornische Startup Streetline stattet Tausende Parkplätze in den Straßen von San Francisco, Los Angeles und neuerdings sogar 125 Parklücken in Braunschweig mit Sensoren aus. Eine Handy-App leitet Autofahrer zum nächsten freien Parkplatz. Ebenfalls in San Francisco testet BMW seinen neuen Dienst ParkNow, bei dem sich Autofahrer Parkplätze per App für eine gewünschte Uhrzeit reservieren.
Parken wird Großstadtbewohnern zwar auch weiterhin Probleme bereiten, doch dank Unternehmern wie Amir wird es zumindest etwas leichter.