Valley Talk

Die bescheidenen Reichen im Valley

Matthias Hohensee Quelle: Frank Beer für WirtschaftsWoche
Matthias Hohensee Korrespondent (Silicon Valley)

Im Silicon Valley ist die Millionärsdichte so hoch wie in Manhattan. Zu ihrem Reichtum haben sie aber ein anderes Verhältnis als die New Yorker.

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Yuri Milner und Mark Zuckerberg Quelle: REUTERS

In den Bergen von Los Altos, einer exklusiven Wohngegend im Silicon Valley, thront das Palo Alto Loire Chateau. Das palastartige Anwesen mit 2300 Quadratmeter Wohnfläche und Springbrunnen auf dem Hof machte 2011 Schlagzeilen, als es für 100 Millionen Dollar den Besitzer wechselte; laut "Wall Street Journal" war es der teuerste Eigenheimkauf in der amerikanischen Geschichte.

Den neuen Besitzer haben die Nachbarn allerdings noch nie gesichtet: Angeblich ist es der russische Risikofinanzier Yuri Milner, dessen Fond Digital Sky Technologies mit Investitionen unter anderem in das soziale Netzwerk Facebook Milliarden verdiente. Sicher ist indes, dass der neue Besitzer des Chateaus zu viel bezahlte. Die Behörden sehen den Wert des Gebäudes bei allenfalls der Hälfte.

Im Silicon Valley protzt man nicht

Dass sich Milner noch nie zu dem Mega-Anwesen geäußert hat, liegt aber nicht an dem vermeintlich schlechten Immobiliengeschäft, sondern an der Etikette im Silicon Valley: Geld hat man hier, man lebt durchaus auch luxuriös – aber man protzt nicht. Denn der soziale Status definiert sich hier anders als im Rest der USA. Er definiert sich darüber, wie erfolgreich die Valley-Bewohner als Unternehmer, Erfinder oder Entwickler sind.

Insignien der Macht sind daher nicht teure Anzüge, sondern Sweatshirt (Mark Zuckerberg) oder Trainingsanzug (Sergey Brin). Zudem gehört dazu, seine alte Universität hin und wieder mit Geld zu überschütten – oder Forscher mit Preisen auszuzeichnen: Investor Milner, Apple-Aufsichtsratschef Art Levinson und die Ehepaare Brin und Zuckerberg riefen kürzlich ein Silicon-Valley-Gegenstück zum Nobelpreis ins Leben und verliehen elf Medizinern Preise im Wert von 33 Millionen Dollar für ihre Forschung.

Geld signalisiert zwar auch hier Erfolg. Zugleich geben sich die Reichen aber umso bodenständiger. Wer die Menschen auf der Straße sieht, würde kaum ahnen, dass die Millionärsdichte im Silicon Valley ähnlich hoch ist wie in Manhattan: Mit Oracle-Gründer Larry Ellison, den Google Schöpfern Brin und Page, Facebook-CEO Zuckerberg und der Steve-Jobs-Witwe Laurene Powell sind mehrere prominente Einwohner des High-Tech-Tals in den oberen Rängen der Milliardärsliste des Wirtschaftsmagazins "Forbes" vertreten.

Ihnen folgen Tausende Multimillionäre, die mit Aktienvergütungen von Google, Ebay, Facebook und Apple reich geworden sind.

Dotcom-Trauma führte zu Bescheidenheit

Das überall zur Schau getragene Understatement ist neu. Noch Ende der Neunzigerjahre – zu Zeiten des wilden Dotcom-Booms – gab es als Antrittsprämie in vielen Unternehmen einen Porsche. Heute gelten teure Sportwagen eher als Geschmacksverirrung. Ein Elektroauto oder Hybrid macht mehr Eindruck.

Ursache für die neue Bescheidenheit ist ein Trauma: Nach dem Platzen der Dotcom-Blase standen viele der bis dahin gefeierten Unternehmer nicht mehr als Weltveränderer da, sondern als raffgierige Spekulanten.

Das wollen sie nicht noch einmal provozieren. Zudem wurde die neue Generation der Internet-Milliardäre stark von Steve Jobs geprägt; er coachte unter anderem Brin, Page und Zuckerberg. Zwar liebte auch der Apple-Gründer die schönen Dinge des Lebens – besonders wenn sie Technik und Design vereinten. So ließ er sich den Turn-around bei Apple mit einem Privatjet vergüten.

Doch der Apple-Lenker lehrte, dass sich der wahre Einfluss nicht in Statussymbolen messen lässt, sondern nur in Kontrolle über das eigene Unternehmen. Das haben Jobs’ Schüler erreicht: Page, Brin und Zuckerberg können nicht von ihren Aktionären überstimmt werden.

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