




Für einen Studienabschluss verschulden sich viele junge Amerikaner tief. Sebastian Thrun glaubt, dass das nicht nötig ist. Der gebürtige Deutsche und ehemalige Stanford-Professor, weltweit bekannt als Miterfinder von Googles selbstfahrendem Auto, führt seit anderthalb Jahren das Startup Udacity aus Palo Alto. Es bietet Online-Kurse an, mit denen sich Lernwillige selber am Computer fortbilden können.





Nun bereitet Thrun eine kleine Revolution vor: Ab Januar will sein Startup mit dem angesehenen Georgia Institute of Technology einen Informatik-Abschluss offerieren, der statt der üblichen 40 000 Dollar nur 7000 Dollar kostet. Statt den Hörsaal zu besuchen, nehmen die Studenten dabei an einem sogenannten Massive Open Online Course teil, kurz MOOC - einer Lehrveranstaltung, die nur im Internet stattfindet.
Thruns Online-Offensive wird getrieben durch die Verbreitung von Smartphones, Tablets, Notebooks und Breitband-Internet-Zugängen. Hinzu kommt die Furcht vieler US-Unternehmer, dass das seit den Achtzigerjahren kontinuierlich schlechter gewordene Bildungswesen das Fundament der Wirtschaft untergraben könnte.
Markt für Vorlesungen
Wie hoch die Begeisterung für die Online-Kurse unter Silicon-Valley-Investoren bereits ist, lässt sich an den Wagnis-Dollar messen, die in jüngster Zeit in die Bildungs-Startups geflossen sind. Vor allem Coursera, gegründet von zwei ehemaligen Stanford-Professoren, wird mit Geld überschüttet. 65 Millionen Dollar hat das Startup eingesammelt, weil es bereits als Amazon.com der Online-Bildung gesehen wird. Udacity hat bislang 20 Millionen Dollar eingesammelt.
Während Udacity vorrangig auf selber produziertes Material und eigene Betreuer setzt, ist Coursera in erster Linie ein auf Masse angelegter Marktplatz, über den Universitäten ihre Kurse vertreiben können. Coursera offeriert fast 500 Kurse von 85 Anbietern. Letztere werden an den Einkünften beteiligt. Das meiste Geld bringen derzeit Zertifikate, die die Studenten für den Abschluss der Kurse erhalten.