
Eigentlich ist die Idee ja ganz einfach. Würde ein soziales Netzwerk von seinen Nutzern bezahlt, läge die Hauptmotivation des Betreibers darin, diese Nutzer glücklich zu machen - schließlich möchte man ja, dass sie den Dienst weiter einsetzen und finanzieren.
Bei einem kostenlosen, werbefinanzierten sozialen Netzwerk sind die Nutzer aber faktisch nicht die Kunden, sondern jene Firmen, die Reklame schalten. Dann geht es - trotz aller gegenläufigen Aussagen der Betreiber - schlicht darum, die Werbekunden glücklich zu machen. Liefern diese doch das Geld, von dem die Firma lebt.
Diese Tatsache wurde in den letzten Jahren gerne davon übertüncht, dass Anbieter wie Facebook oder Twitter hohe Summen an Investitionsmitteln einsammeln konnten, mit denen sie ihre Dienste zunächst auf die User konzentriert aufbauen konnten. Die Geldgeber erlaubten die Schaffung von nutzerfreundlichen Produkten.
Etwas läuft schief im Web 2.0
Doch diese sind, wenn man einmal länger darüber nachdenkt, ja nur dazu da, möglichst lukrative Personengruppen anzuziehen, denen man dann wiederum Reklame servieren kann. Je spannender man Facebook oder Twitter macht, desto mehr Nutzer bleiben dort kleben.
Genau dieses Dilemma wird in der nun folgenden Phase der Web-2.0-Entwicklung deutlich. So versucht Facebook mit großer Mühe, mehr Werbeumsätze beispielsweise auch im Mobilbereich zu generieren, um den Börsenkurs aufzupäppeln. Twitter schottet sich unterdessen immer stärker gegenüber Drittentwicklern ab, um möglichst viele User auf die eigene Plattform zu holen, die man wiederum als Werbekanal kontrolliert.
Dalton Caldwell, selbst seit langem im Web-2.0-Geschäft tätig, wurde diese Tatsache einmal mehr bewusst, als er sich in Verhandlungen mit Facebook befand. Bei einem Treffen warnten ihn Firmenmanager davor, mit seinem Produkt dem sozialen Netzwerk direkte Konkurrenz zu machen.
Stattdessen könne man sich vorstellen, seine Firma zu übernehmen - für Caldwell eher ein Affront denn ein Kompliment. Es schien ihm, als wolle Facebook nur einen Wettbewerber ausschalten. Dieser zunehmend schlechte Umgang mit Drittentwicklern, die Plattformen wie Facebook oder Twitter in den vergangenen Jahren sehr geholfen haben und für ihre Verbreitung im Netz sorgten, ist für Caldwell auch ein Zeichen dafür, was derzeit schief läuft im Web 2.0.