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Von Nullen und Einsen

Ist Netflix die Zukunft des Fernsehens?

In Norwegen, Dänemark, Schweden und Finnland kann man seit kurzem den Videodienst Netflix nutzen. Für umgerechnet 10 Euro im Monat erhält man von diversen digitalen Gerätschaften aus Zugriff auf eine Film- und TV-Bibliothek sowie spannende Eigenproduktionen wie das "House of Cards". Aber ist das wirklich "The Future of TV", wie mancher US-Branchenbeobachter posaunt? Ein Selbstversuch.

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Die meistgeklauten TV-Serien des Jahres
Serien gehören zu den beliebtesten illegalen Downloads auf P2P-Plattformen. Die Experten von Torrentfreak haben das Downloadverhalten untersucht und sind zu interessanten Ergebnissen gekommen. Ermittelt wurden sowohl die Internet- als auch die Fernsehzuschauerzahlen der jeweiligen Top-Episoden einer Serie. Quelle: dpa
Platz 10: Revolution Quelle: dapd
Platz 9: Fringe – Grenzfälle des FBI Quelle: obs
Platz 8: Dr. House Quelle: dapd
Platz 7: Homeland Quelle: Showtime
Platz 6: The Walking Dead Quelle: dapd
Platz 5: Breaking Bad Quelle: dapd

Meine Frau ist seit ungefähr zwei Tagen nicht mehr von ihrem iPad zu trennen. Und der Verursacher dieser Tablet-Sucht ist schnell gefunden: Sein Name ist Spacey, Kevin Spacey. Der silberhaarige Intensivmime aus "The Usual Suspects" oder "Margin Call" ist Star der neuen TV-Serie House of Cards, in der es dreizehn Folgen lang um die Untiefen der US-Politik geht. Und die versucht meine Frau gerade, in einem Rutsch zu sehen. Binge Viewing nennt der Amerikaner so etwas wohl, wenn ein Videoinhalt so spannend ist.

Habe ich gerade TV-Serie gesagt? Nein, das "TV" ist falsch: "Internet-Serie" wäre richtiger. "House of Cards" ist die erste zu 100 Prozent für einen Online-Medienanbieter geschaffen Unterhaltungsreihe, den US-Anbieter Netflix. Der beginnt gerade schrittweise damit, Europa zu erobern: Nach Großbritannien und Irland im vergangenen Frühjahr ist nun seit kurzem mit den skandinavischen Ländern Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland auch der Kontinent an der Reihe. Umgerechnet schlappe zehn Euro im Monat kostet der Spaß, der erste Probemonat ist gratis. Da wir gerade im Norden sind, konnten wir testen.

Die besten Video-On-Demand-Plattformen
iTunesAnbieter: Apple Inhalte: Kinofilme, TV-Serien, Dokus Titel: 45.000 Filme, 90.000 TV-Episoden weltweit Technik: VoD & Kauf; Download & Stream auf PC/Mac und iOS-Geräte, TV über Apple TV Leihdauer: max. 30 Tage, ab Start 48 Stunden Preis/Film: 2,99-3,99 € , 3,99-4,99 € (HD) Info: Kauffilme lassen sich nicht auf DVD brennen Quelle: Screenshot
Google PlayAnbieter: Google Inhalte: Kinofilme Titel: einige Hundert Technik: VoD; Download & Stream  auf PC, Android App Leihdauer: max. 30 Tage, ab Start 48 Stunden Preis/Film: 2,99-3,99 €; 3,99-4,99 € (HD) Info: Noch geringes Angebot Quelle: Screenshot
YouTube MoviesAnbieter: Google Inhalte: Kinofilme, TV-Serien Titel: rund 30 Technik: VoD, Stram Leihdauer: unbegrenzt Preis/Film: frei Info: Winziges Angebot, Oldie Titel, werbefinanziert Quelle: Screenshot
LovefilmAnbieter: Amazon Inhalte: Kinofilme, TV-Serien Titel: rund 2500 Technik: VoD; Stream, iOS-App, PS3-App, Sony-Smart-TV-App Leihdauer: unbegrenzt Preis/Film: Flatrate 6,99 €/Monat Info: Besonderes Preismodell Quelle: Screenshot
MaxdomeAnbieter: ProSiebenSat1 Inhalte: Kinofilme, TV-Serien, Dokus, Konzerte Titel: rund 45.000 Technik: VoD & Kauf; Download & Stream auf PC/Mac, Smart-TV-Aps Leihdauer: max. 30 Tage, ab Start 48 Stunden Preis/Film: 1,99-3,99 €; 2,99-4,99 € (HD); Flatrate ab 9,99 €/Mo. Info: Verfügbar für fast alle Smart-TV; kein DVD-Brennen Quelle: Screenshot
MediaMarktAnbieter: Media Saturn Holding Inhalte: Kinofilme, Dokus, Konzerte Titel: rund 7000 Technik: VoD & Kauf; Stream, Smart-TV-App über Set-Top-Box Leihdauer: max. 30 Tage, ab Start 48 Stunden Preis/Film: 0,99-3,99 €; 1,49-4,99 € (HD) Info: Wiedergabe auf DivX-fähigen Geräten Quelle: Screenshot
Mediatheken ARD und ZDFAnbieter: ARD/ZDF Inhalte: TV-Sendungen, TV-Serien, Nachrichten Titel: k.A. Technik: VoD; Download & Stream auf PC, Smart-TV Leihdauer: unbegrenzt Preis/Film: frei Info: Eigenproduktionen Quelle: Screenshot

Die Anmeldung ist simpel: Netflix verlangt eine E-Mail-Adresse und ein Passwort, fertig. Doch halt, die Kreditkarte muss es dann doch sein: Falls man vor Ende des Probemonats nicht kündigt, muss ja etwas belastet werden. Anschließend wird man aber auch schon zur Website vorgelassen und kann sich anschauen, was es zu sehen gibt. Vor den ersten Filmgenuss hat der Videodienst allerdings noch etwas Konfigurationsarbeit gesetzt: So soll man, um nachher eine angemessene Auswahl zu erhalten, die Lieblingsgenres vergleichsweise detailliert eingeben. Das geht dann in mehreren Stufen und sorgt dafür, dass die Auswahl, die man ohne Bemühen der Suchfunktion auf der Startseite findet, einigermaßen zum eigenen Geschmack passt.

Das Netflix-Inhaltangebot changiert je nach Genre zwischen umfassend und lückenhaft. Es gibt zahlreiche Kinohits und Klassiker, das Angebot an Dokumentationen ist umfangreich. Brandneu sind die Kinofilme rechtebedingt nicht - der Netflix-Nutzer muss immer auch etwas Geduld haben. Da findet man dann beispielsweise "Madagascar", aber nicht den zweiten und dritten Teil. Ähnliches gilt für das TV-Repertoire. So gibt es in Skandinavien beispielsweise mehrere Staffeln von "Weeds", "Mad Men" oder "The Walking Dead" zu sehen, aber leider natürlich nie die allerneueste.

Technische Meilensteine im Film
Der Hobbit (2012)Auf den ersten Teil der "Hobbit"-Trilogie setzen die Kinobetreiber große Hoffnungen. Das gilt aber nicht nur für den wahrscheinlichen Erfolg an Kassen, sondern auch für eine neue Technik, die mit dem Film beworben werden soll. Die Rede ist von "Higher Frame Rate", kurz HFR, was frei übersetzt so viel heißt wie "Höhere Bilderrate". Bislang werden Filme im Kino mit 24 Bildern pro Sekunde gezeigt. Bei HFR sind es - wie der Name verrät - mehr, nämlich 48 Bilder pro Sekunde. Viele Erfahrungen gibt es mit diesem neuen Seherlebnis nicht. Einigen Zuschauern, die "Der Hobbit" bereits in der HFR-Version gesehen haben wollen, soll Berichten zufolge schwindelig geworden sein. Andere Stimmen berichten dagegen, dass das Bild mit HFR klarer sein soll. Auch "Hobbit"-Regisseur Peter Jackson ist ein glühender Verfechter dieser neuen Technik. "48 Bilder pro Sekunde vermitteln einem mehr den Eindruck wie aus dem richtigen Leben", schwärmt er auf seiner Facebook-Seite. "Eine der größten Vorteile ist, dass dein Auge die doppelte Anzahl an Bildern pro Sekunde sieht, was dem Film eine vertiefende Qualität verleiht." Es sei tatsächlich ein neues Seherlebnis, schreibt Jackson, und vergleicht es mit CDs, die auch nicht wie Schallplatten klingen. Für Kinos bedeutet die Entwicklung, dass sie ihre Technik umrüsten müssen, was zahlreiche Betreiber auch bereits getan haben. Außerdem kosten die Tickets für Kinogänger dann meist mehr. Quelle: dpa
Avatar - Aufbruch nach PandoraDer Film vermischt real gedrehte und computeranimierte Szenen und brachte vor allem 3D wieder mit großem Erfolg in die Kinos. Große Teile des Films wurden in einem virtuellen Studio mit neu entwickelten digitalen 3D-Kameras gedreht. An der Technik dazu hatte Regisseur James Cameron über sieben Jahre hinweg mit seinem Partner Vince Pace von Pace Technologies gearbeitet. Am Ende kam das weltweit bisher technisch ausgereifteste stereoskopische Kamerasystem heraus. Diese ermöglichte die real gedrehten Szenen direkt dreidimensional zu filmen. Quelle: AP
Der Herr der RingeIn seiner Herr der Ringe-Trilogie hat Regisseur Peter Jackson sich so ziemlich jeder bis dahin vorhandenen Technik bedient. Besonders weiter entwickelt wurde jedoch bei der Umsetzung der Figur Gollum die Technik des Motion Capture. Dabei schlüpfte Schauspieler Andy Serkis in einen blauen Ganzkörperanzug, der mir diversen Sensoren versehen war. Dieser zeichnet jede seiner Bewegungen auf. In separaten Aufnahmen wurde so auch die Mimik des Schauspielers festgehalten. Dadurch entsteht eine Art digitales Skelett, das dann wiederum mit einer virtuellen Figur verknüpft wurde. Filmkritiker lobten, dass nie zuvor eine digitale Figur so real auf der Leinwand gewirkt habe. Quelle: dpa
Matrix1999 erregte der amerikanische Science-Fiction-Film Matrix Aufmerksamkeit. Der Film zeigte aufwändig gestaltete Kung-Fu-Kampfszenen, die in Verbindung mit digitalen Bildverarbeitungstechniken ganz neu präsentiert wurden. Dabei schien sich die Kamera um die Kämpfer herumzubewegen, die in der Luft schwebend scheinbar innehielten. Dieser sogenannte Bullet-Time-Effekt nicht durch eine Kamera-Fahrt erzeugt, sondern durch das Zusammenführen der Bilder mehrerer Kameras. Quelle: dpa
Toy StoryWas Schneewittchen und die sieben Zwerge für den Trickfilm war, war Toy Story für den Animationsfilm. 1996 kam der erste Langfilm dieser Art, produziert von Pixar Animation Studios, in die deutschen Kinos. Er entstand komplett am PC. Quelle: dpa
Jurassic Park1993 setzte Jurassic Park neue Maßstäbe im Bereich der Spezialeffekte. Kaum zu unterscheiden waren hier auf der großen Leinwand die computergenerierten von den animierten Dinosauriern. Als Basis für diese Technik wurde ein SGI-Rechner mit dem Betriebssystem Irix verwendet. 18 Millionen US-Dollar flossen alleine in die am PC erstellten Szenen. Quelle: dpa
2001: Odyssee im Weltraum1968 wurde der Weg für die Frontprojektionen geebnet. Für die Afrikaszenen in 2001: Odyssee im Weltraum wurden Dias einer afrikanischen Landschaft über einen halbtransparenten Spiegel auf eine reflektierende Leinwand gespielt. Diese Technik sorgte für deutlich realistischere Hintergründe als es die damalige Bluescreen-Technik vermochte. Außerdem kamen in diesem Film erstmals große und extrem detaillierte Modelle zum Einsatz. Gefilmt wurden diese mit einem primitiven Vorläufer der Motion-Control-Technik. Diese sorgt dafür, dass die Bewegungen der Kamera und die Bewegungen der Objekte, die gefilmt werden, durch Copmutertechnik exakt wiederholt werden können. So können einzelne Sequenzen bei Nachbearbeitungen besser zusammengeführt werden. Quelle: dpa

Das hängt wiederum nicht nur an Netflix, sondern vor allem n den Content-Lieferanten, die ihre jeweils frischeste Staffel dann doch am liebsten ans Fernsehen verkaufen und dort Erstrechte vergeben. Zudem kommt es vor, dass Inhalte, die bereits bei Netflix vorhanden waren, dort auch wieder verschwinden - was höchst nervig sein kann. Ist man jedoch einmal ehrlich, gibt es für die zehn Euro im Monat nicht viel zu meckern, insbesondere wenn man bedenkt, dass man in Skandinavien beispielsweise für ein digitales Standard-TV-Paket problemlos 50 Euro im Monat blecht.

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