Irgendwie sind sie sich ein wenig ähnlich, MySpace und Justin Timberlake. Der mittlerweile 31jährige Musiker sorgte mit seiner Boyband "'N Sync" bis 2002 für Millionen kreischende Teenager und startete dann eine Solokarriere, die in den letzten Jahren leidlich nachließ - stattdessen versuchte er sich als Schauspieler. MySpace wiederum war zwischen 2005 und 2008 eine Art Weltmacht der sozialen Netzwerke, bis Facebook und Twitter den Dienst rasant überholten. 2011 verkaufte der Medienkonzern News Corporation MySpace schließlich mit großen Verlusten an eine Investorengruppe - aus 580 Millionen Dollar waren 35 Millionen geworden, große Teile davon sogar nicht einmal in Bar, sondern in Aktien.
Ausgerechnet Timberlake ist es nun auch, der MySpace aus dem Reich der lebenden Netzwerktoten holen will. Er ist Teil der Specific Media Group, die MySpace übernommen hatte. Angeblich soll der Musiker schon seit Sommer 2011 an einer neuen Strategie für den Dienst basteln. "Es muss einen Ort geben, wo die Fans mit ihren Lieblingskünstlern interagieren können", sagte er bei der Übernahme.
Angriff auf Facebook
Wie das neue MySpace aussehen soll, kann man sich seit wenigen Tagen selbst ansehen. Myspace.com wird auf new.myspace.com umgeleitet, wo man im Facebook-Stil gleich zu einem Login - oder einem Neueintrag als Mitglied - gebeten wird. Anreiz soll die von Timberlake passend offerierte neue Single mit dem Rapper Jay-Z sein. "Einfach einloggen, um den ersten Track des kommenden Albums zu hören", steht da. Der Login ist praktischerweise nicht nur mit dem alten MySpace-Account, den viele Nutzer vermutlich schon vergessen haben, sondern auch mit Facebook- oder Twitter-Zugängen möglich.
Zahlen und Fakten zu Facebook
Facebook ist schon seit Jahren profitabel. 2011 gab es eine Milliarde Dollar Gewinn, im Jahr davor 606 Millionen und 2009 auch schon 229 Millionen Dollar. Im Jahr 2008 lag der Verlust bei 56 Millionen Dollar und 2007 bei 138 Millionen Dollar. Facebook ist inzwischen ein außerordentlich lukratives Geschäft.
Den Milliardengewinn 2011 schaffte das Online-Netzwerk mit nur 3,7 Milliarden Dollar Umsatz.
Facebook macht sein Geld vor allem mit Werbung. 2011 lag der Anteil bei 85 Prozent.
Die virtuellen Welten des Onlinespiele-Spezialisten Zynga sind ein wichtiges Element des Facebook-Geschäfts. Im vergangenen Jahr steuerte der Anbieter von Games wie „Farmville“ oder „Cityville“ zwölf Prozent der Facebook-Umsätze bei.
Facebook hat mehr aktive Mitglieder als man bisher dachte. In den Börsenunterlagen spricht das Online-Netzwerk von 845 Millionen aktiven Nutzern im Monat Ende 2011. Und 483 Millionen nutzen Facebook jeden Tag. Von mobilen Geräten greifen im Monat 425 Millionen Menschen auf Facebook zu. Sie bekommen aktuell keine Werbung zu sehen.
Das Wachstum von Facebook im Heimatmarkt USA hat sich abgebremst, wenn auch auf hohem Niveau. Von September auf Dezember 2011 stieg die Zahl der täglich aktiven Nutzer lediglich von 124 auf 126 Millionen.
Auch wenn StudiVZ lange vorne lag, ist Facebook in Deutschland inzwischen die unangefochtene Nummer 1. Mehr als 22 Millionen Nutzer seien beim Marktführer aktiv, berichtete das Blog Allfacebook.com kürzlich unter Berufung auf den Facebook AdPlanner, ein Werbe-Tool des Unternehmens. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 10 Millionen.
Mark Zuckerberg wird Facebook auch nach dem Börsengang fest im Griff haben. Er hält Aktien der Klasse B, die zehn Stimmen haben, während Anleger beim Börsengang nur A-Klasse-Aktien mit einer Stimme bekommen werden. Damit wird Zuckerberg auch in Zukunft ein geringer Anteil reichen, um sein Unternehmen zu kontrollieren. Mark Zuckerbergs Vater, der Facebook 2004 und 2005 finanziell unterstützt hat, bekam im Dezember 2009 zwei Millionen Aktien der Klasse B.
Facebook hat 3200 Mitarbeiter. Die Zahl der Beschäftigten stieg im vergangenen Jahr um 50 Prozent.
Fast die ganze Welt ist blau: In beinahe allen Ländern ist Facebook das größte Soziale Online-Netzwerk - nennenswerte Ausnahmen sind Russland und China, wo lokale Unternehmen dominieren. Über einen Markteintritt in China hat Facebook laut Börsenprospekt noch nicht entschieden. Am russischen Konkurrenten Vkontakte ist der Investor DST beteiligt, der auch ein großer Facebook-Anteilseigner ist.
Mit dem neuen Auftritt gibt MySpace auch das Ziel auf, direkt mit Facebook zu konkurrieren. Das sei das "übersoziale Netwerk", so Chris Vanderhook, Leiter des Tagesgeschäfts bei MySpace. Stattdessen wolle man künftig dorthin vorstoßen, wo Musikdienste wie Spotify oder Pandora Platz im Markt lassen.