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Von Nullen und Einsen

Wer öffnet seinen Geldbeutel für Google?

Google bietet sich den von Apple geplagten Verlagen als Retter für deren bislang nur schwer umzusetzende Paid-Content-Pläne an. Doch der neue "One Pass"-Dienst hat einen entscheidenden Haken: Der Onlineriese will die Nutzer auf seine leidlich erfolglose Bezahlplattform "Checkout" zwingen. Dabei haben es sowohl PayPal als auch Apple wesentlich einfacher, Nutzer zum Entrichten kleiner Beträge zu bewegen, meint wiwo.de-Technik-Kolumnist Ben Schwan.

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Google-Logo Quelle: dpa

Der Deal klingt für die Verlage erst einmal gut: "Nur" 10 Prozent vom Umsatz will Google von Medienunternehmen verlangen, die den neuen Dienst "One Pass" zur Abwicklung ihrer Bezahlinhalte verwenden. Das ist deutlich weniger als die von Apple vor wenigen Tagen angekündigten 30 Prozent, die künftig für jeden einzelnen über die iOS-Plattform des Computerkonzerns abgewickelten Content-Verkauf verlangt werden sollen.

Umso experimentierfreudiger geben sich gleich drei deutsche Großverlage: sowohl Burda (Focus Online) als auch Axel Springer (Bild.de) und Gruner+Jahr/Bertelsmann (Stern.de) machen anfangs bei One Pass mit. Springer-Vorstand Dr. Andreas Wiele wünscht sich laut Pressemitteilung gar, der Dienst möge sich "baldmöglichst als einheitliche Plattform für ein einfaches Payment sowohl im Web- als auch im mobilen und App-Bereich etablieren", damit er zu einer "vollwertigen Alternative zu bestehenden Systemen" werde.

Da ist offenbar der Streit mit Google z.B. in Sachen Leistungsschutzrecht kurzfristig vergessen - genauso wie die Tatsache, dass der Netzriese den Medienkonzernen Quartal für Quartal weiter Werbeumsätze klaut. Dreh- und Angelpunkt dieser Flucht zu Google ist die Tatsache, dass Steve Jobs gerade den Content-Lieferanten auf seiner Plattform die Daumenschrauben anzieht.

Tollpatsch Google

Tatsächlich macht es die Apfelfirma Verlagen ja auch gerade besonders schwer: Es gibt quasi, bis auf das unbequeme Umgehen der ganzen App-Ökonomie per Web-Browser, keine Chance mehr, künftig nichts zu zahlen. Laut aktueller Lizenzbedingungen muss etwa ein Verlag, der außerhalb von Apple z.B. im Web Abos verkauft, die dann auf dem iPhone per App nutzbar sind, dort das gleiche Angebot offerieren. Der Preis darf nicht höher sein, obwohl Apple hier mit 30 Prozent die Hand aufhält. Offenbar, so sieht es derzeit aus, gilt das künftig auch für Einzelverkäufe, was z.B. Amazon mit seiner E-Book-Anwendung Kindle noch schwere Bauchschmerzen bereiten könnte. Und, noch toller: Apple beantwortet solche wichtigen Fragen momentan öffentlich nicht, scheint das alles erst sacken lassen zu wollen.

Doch ob Google mit "One Pass" wirklich die Rettung der Verlage darstellt, bleibt fraglich. Das liegt gleich an mehreren Problemen, wobei ich die lang andauernden Konfliktbereiche (Leistungsschutzrecht, Werbemarktdominanz - siehe oben) einmal bewusst weglasse.

Das wohl wichtigste Problem: Der Netzriese ist bislang eher tollpatschig darin, Endkunden dazu zu bringen, bei ihm ihre Geldbeutel zu öffnen. Googles Haupteinnahmequelle ist nach wie vor überdeutlich die Online-Werbung. Das Smartphone-Betriebssystem Android wird genauso verschenkt wie viele, viele weitere Dienste. Stetige Formel des Geschäftsmodells: Je mehr die User auf Google-Angeboten unterwegs sind, umso mehr Reklame bekommen sie zu sehen und umso mehr Einnahmen fließen auch.

Google macht es seinen Kunden schwer

Dagegen ist etwa der Android Market, das Gegenstück zu Apples hochprofitablem iOS App Store, eine Wüste, was zahlende Kunden anbelangt: Für Apps auf Google-Geräten wird grundsätzlich weniger häufig geblecht als auf iPhone und Co. Das sieht man beispielsweise schon einmal daran, dass Top-Titel wie "Angry Birds" auf Android plötzlich werbefinanziert sind, während iPhone- und iPad- und mittlerweile auch Mac-Nutzer gutes Geld bezahlen.

Google macht es den Kunden aber auch besonders schwer. Das Unternehmen verlangt stets die Nutzung seines hauseigenen Bezahldienstes Google Checkout - auch bei "One Pass" soll der mal wieder greifen. Um Checkout zu nutzen, muss der User dem Online-Konzern seine Kreditkartendaten geben, was, eventuell auch aufgrund flauer Datenschutzgefühle, nicht besonders gerne passiert.

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