Der Generationenwechsel wird auch die Gründerszene betreffen. Glücklicherweise ist der Mythos, Startup-Entrepreneure mit idealen Erfolgschancen dürfen nicht älter als 25 Jahre sein, mittlerweile widerlegt. Doch der Altersunterschied zwischen den frühen Internetpionieren und den heute und künftig Startups gründenden Studienabgängern oder Studienabbrechern nimmt zu. Die Gründer von Facebook (Mark Zuckerberg), Instagram (Kevin Syström), Airbnb (Brian Chesky), Box (Aaron Levie), Dropbox (Drew Houston) und Groupon (Andrew Mason) steuern alle auf die 30 zu oder passierten diesen Meilenstein kürzlich. Die Snapchat-Macher Evan Spiegel (22) und Bobby Murphy (24) sind schon etwas jünger. Weitere "Grünschnäbel" werden folgen. Ihnen fehlt das Wissen und die Erfahrung der bisherigen Internetmacher. Dafür verfügen sie über den direkteren Draht zur nachrückenden Webgeneration und die gesunde Naivitiät und Flexibilität, für deren Beibehaltung ihre etwas älteren, milliardenschweren Vorbilder aus dem Silicon Valley sich schon deutlich stärker anstrengen müssen.
Der Veteranen-Status allein reicht nicht mehr
Die Wachablösung geschieht nicht von heute auf morgen, sondern sukzessive und ohne, dass dabei die Erlebnisse und Werte der bisherigen Netzelite auf einen Schlag irrelevant werden. Doch sie muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass ihre eine Dekade oder länger währende Webexpertise, ihre Kenntnisse im Browser-Upload von HTML-Dateien zu Geocities sowie ihr heutiger Always-On-Modus nicht mehr unbedingt dazu ausreichen, um die Evolution der digitalen Sphäre mit ähnlichem Nachdruck mitgestalten zu können wie einst. Das Emporkommen von WhatsApp und Snapchat erfolgte ohne ihr Zutun oder ihre Einflussnahme, während der von ihnen intensiv bevölkerte Microbloggingservice Twitter von Teens noch immer vernachlässigt wird. Und auch Facebook steht bei den Unter-20-Jährigen nicht mehr so hoch im Kurs.
Nichts im Leben ist natürlicher als der Prozess des Nachrückens junger Generationen. Im Internet, als Kommunikationsmittel für die breite Masse selbst noch ziemlich jung, erfolgt dieser aber erstmalig. Das macht ihn so spannend und gleichzeitig herausfordernd für alle Dotcom-Veteranen, für welche die Rolle als Wegbereiter, Mitgestalter und Innovatoren bisher wie eine Selbstverständlichkeit wirkte. Doch das ist sie nicht.
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