Wachstumsstrategie France Télécom will für Milliarden zukaufen

Der neue Chef von France Télécom, Stéphane Richard, hat seine Wachstumsstrategie präzisiert: Bis zu sieben Milliarden Euro will der französische Ex-Monopolist in Zukäufe in den Regionen West-Afrika und Nahost investieren. Während die Branchengrößen in den Wachstumsmärkten zukaufen, zeigt die Deutsche Telekom den Märkten die kalte Schulter.

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Rund sieben Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet die France Télécom, hier der neue Chef Stéphane Richard, derzeit in den Entwicklungsländern. Quelle: Reuters

PARIS. Dies sagte Richard zum Nachrichtendienst Bloomberg. Derzeit erwirtschaftet France Télécom 3,3 Mrd. Euro seines Umsatzes in aufstrebenden Ländern, das sind sieben Prozent vom Gesamtumsatz. Diesen Anteil will das Unternehmen binnen fünf Jahren verdoppeln. Um das zu erreichen, "müssen wir zwei Milliarden Euro zusätzlichen Umsatz finden", so Richard. Telekom-Anbieter in Wachstummärkten kosten bis zum dreifachen des Umsatzes; "Daher müssen wir fünf oder sechs, vielleicht sieben Milliarden Euro investieren", erklärte Richard. Besonders in Westafrika wolle er das Unternehmen verstärken, etwa in Niger, Kamerun oder dem Senegal.

Die Telekommärkte in Europa gelten als gesättigt, der Wettbewerb und die Auflagen der Regulierer lassen die Margen sinken. Daher wollen etablierte Telekom-Betreiber wie Vodafone, Vivendi oder auch die spanische Téléfonica durch Zukäufe in Emerging Markets neue Wachstumsquellen erschließen. Im März kaufte die indische Bhartie Airtel die afrikanischen Telekomtöchter der kuwaitischen Holding Zain für neun Milliarden Dollar. Auch Vivendi hatte sich für Zains Afrika-Geschäft interessiert, wegen des hohen Preises aber abgewinkt und lieber in Brasilien den Betreiber GVT gekauft.

Nur die Deutsche Telekom macht nicht mit. Der Bonner Konzern zeigt den großen Wachstumsmärkten wie in Asien oder Lateinamerika bereits seit Jahren die kalte Schulter. Erst kürzlich schloss Vorstandschef René Obermann milliardenschwere Zukäufe in Schwellenländern aus. Nach Ansicht des Telekom-Chefs ist es nicht zielführend, als zehnter Anbieter in Wachstumsmärkten wie Indien einzusteigen. "Hätten wir vor zwei Jahren dem Druck nachgegeben und in Emerging Markets zugekauft, wären wir heute angesichts der Wirtschaftskrise in Schwierigkeiten", sagte Obermann dem Handelsblatt im vergangenen November. Die Telekom setzt weiterhin auf Südosteuropa und den Ausbau des US-Geschäfts.

Für Obermanns Haltung spricht, dass die Übernahme-Ziele in Regionen wie Afrika, Asien und Südamerika zunehmend teuer werden. Die von France-Télécom-Chef Richard genannte Bewertung des dreifachen des Umsatzes nannte ein Pariser Telekomanalyst "üppig". Als mögliche Übernahmeziele kämen Unternehmen wie Orascom Telecom oder Millicom in Frage.

France Télécom erwirtschaftet zwar jedes Jahr rund acht Milliarden Euro Barmittel; doch bis dato setzte der Konzern das Geld zum Schuldenabbau und der Zahlung einer Dividende ein, um die Aktionäre bei der Stange zu halten. Ende 2009 hatte France Télécom noch Nettoschulden von 33 Mrd. Euro.

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