Werner knallhart

Was Ihre Abwesenheitsnotiz über Sie verrät

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Leerer Posteingang statt E-Mail-Flut

Der Nach-mir-die-Sintflut-Typ

"Vielen Dank für Ihre Mail. Ich bin erst am 21.03. wieder da."

Da war wohl jemand schon in Gedanken beim Einchecken am Flughafen. Gibt es einen Vertreter? Wird weitergeleitet? Ach, wurscht. Diese Abwesenheitsnotizen nutzen oft Leute, die eh keine E-Mails erwarten. Die verschicken die aus Versehen auch noch Tage nachdem sie längst wieder am Schreibtisch sitzen. Häufige Nutzer solcher Notizen sind auch die Kommunikations-Hasser, die sich in die Zeit von Telex und Hauspost zurücksehnen, aber vom Arbeitgeber unter Androhung von Abmahnungen gezwungen werden, sich dem Neuland zu öffnen. Ihre Abwesenheitsnotiz als der einzeilig verklausulierte Protest.

Das Arbeitsleben der Deutschen in Zahlen
Neben Österreich sind die Deutschen die „Frühaufsteher-Nation“. Quelle: obs
Ein Berufspendler geht am Donnerstag (29.06.2006) auf dem Weg zur Arbeit über eine Straßenkreuzung in Düsseldorf. Quelle: dpa
Laut der Studie der Michael Page Group nutzen sieben von zehn Arbeitnehmern in Deutschland das Auto oder das Motorrad, um zur Arbeit zu kommen Quelle: dpa
Kaffee trinken zwei Drittel (66 Prozent) der Angestellten in Deutschland auf der Arbeit bereits vor 8:30 Uhr. Quelle: dpa
Studenten arbeiten am Rande des "Großrechner-Gipfels" am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam an ihren Laptops Quelle: ZB
Das Symbol "Neue E-Mail-Nachricht" wird auf einem Computer Monitor angezeigt. Quelle: dpa
Menschen in einem Meeting telefonieren Quelle: Fotolia

Der E-Mail-Hygieniker

"Ich bin bis Ende März nicht erreichbar. Die E-Mails werden nicht weitergeleitet und nach meiner Rückkehr auch nicht mehr gelesen. In dringenden Fällen melden Sie sich bitte nach meiner Rückkehr noch einmal bei mir."

Das gibt es wirklich. Gerade in Berufen, in denen nach der Rückkehr aus dem Urlaub gut und gerne drei bis vier Tage dafür draufgehen, hunderte von Mails nachzuarbeiten, deren Anliegen sich ohnehin mittlerweile erledigt haben. Danach ist der Rückkehrer direkt wieder urlaubsreif.

So werden Sie der E-Mail-Flut Herr

Eine Führungskraft eines großen deutschen Automobilherstellers erzählte mir mal, sie habe irgendwann einfach mal ihr gesamtes Postfach mit tausenden E-Mails gelöscht. Die Folgen: keine. Außer mehr Zeit.

Die "Ich werde deine E-Mail niemals lesen"-Notiz entspricht schon fast der abgeschalteten Mailbox beim Telefon: Das Anliegen des Absenders dringt nicht durch. Wer was wirklich Wichtiges will, muss sich später noch einmal melden. Leider muss der Urlaubsrückkehrer danach noch alles mit der Maus aus dem Posteingang löschen.

Diese pragmatische Abwesenheitsnotiz nimmt dem Kommunikationsmittel E-Mail allerdings eine Bequemlichkeit für die Absender: Alles an jeden per Superverteiler rausballern, nur um sagen zu können "ich habe es an alle kommuniziert".

Verständlichkeit von E-Mail-Antworten

Das geht so nicht mehr, wenn einzelne Kollegen mit den Achseln zucken: "Tja. Hat mich leider im Urlaub erreicht. Habe ich nicht gelesen."

Aber diese Entschlackungskur passt in Zeiten, in denen auch viele Arbeitgeber verstanden haben: Die Flut an E-Mails zermürbt und macht die Firma ineffizient.

Der gnadenlos Konsequente

Wählen Sie diese radikale Abwesenheits-Regelung besser nicht ohne Rücksprache mit Ihren Vorgesetzten: "Ich bin per Mail bis zum 29. März nicht erreichbar. Ihre E-Mail wurde soeben automatisch gelöscht."

Sogar Daimler hat so eine Möglichkeit seinen Mitarbeitern schon eingerichtet. Dort heißt es "Mail on Holiday". Der Absender bekommt dann den Vertreter genannt. Fertig!

Ein leerer Posteingang nach der Rückkehr. Exakt wie eine abgeschaltete Mailbox beim Handy. Hach, herrlich, diese Abwesenheit von Nachrichten.

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