Werner knallhart

Schalten Sie endlich Ihre Mailbox ab!

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Wer von der Mailbox profitiert

Noch schlimmer ist zweitens: Der Angerufene liefert irgendwo mitten in seiner Ansage dezidierte Informationen ab, die man sich in der Eile aber nicht merken kann.

„Ja, guten Tag, Herr Siebler, Karola Steffens hier. Dings, äh, Sie hatten ja heute Morgen angerufen und hatten um einen Termin gebeten. Das klappt. Am Mittwoch, den 28.02. um 15 Uhr 45. Aber das wird diesmal nicht in der Dagobertstraße sein, sondern im Konferenzraum in der Kieler Allee 23a, das ist das Hinterhaus. Da klingeln Sie am besten beim Pförtner. Die Eingangstür geht zum Lützowwall raus. Das ist rechts rum, gegenüber von REWE, äh Quatsch, das ist ein Penny. Oder Sie geben so einen blöden Code ein an der Klingel, das ist die 35456. Ich wiederhole: 45356. Meine Kollegin holt sich dann am Eingang ab. Sie heißt Marlis Decker. So! Wenn Sie Fragen haben, erreichen Sie mich auf meinem Handy. Das ist die 0163…“

Toll! Da hat es sich jemand einfach gemacht. Alles einfach drauf auf den Server und Haken dran. Weil Herr Siebler so nett war, eine Mailbox einzurichten. Hätte der Mann aus unserem fiktiven Beispiel die Mailbox nicht eingerichtet, was wäre dann wohl passiert?

Nun, Frau Steffens hätte wohl eine E-Mail oder eine WhatsApp geschrieben. Mit allen Infos ordentlich sortiert. Und Herr Siebler hätte den Termin mit dem Finger direkt in seinen Handykalender übertragen können. Oder Herr Siebler hätte einen Anruf in Abwesenheit angezeigt bekommen und hätte dann zurückgerufen.

Ich persönlich hatte auch mal meine Mailbox eingeschaltet. Das müsste von Oktober bis November 1999 gewesen sein. Mit meinem allerersten Handy. Seitdem ist sie aus. Und ich habe noch nie etwas verpasst.

Wer eine Mailbox einschaltet, macht es vor allem den Anrufern leicht. Gut bei Dienstleistern. Aber auch deren Kunden sind ohne Rücksprache oft nicht zufrieden. Wer etwa einem Restaurant einen Reservierungswunsch auf die Mailbox spricht (zumindest bei denen es immer noch nicht online geht), erwartet dennoch einen Rückruf zur Bestätigung.

So fallen mir eigentlich nur zwei Konstellation ein, in denen man um die Mailbox nicht herum kommt:

1. Jemand ruft versehentlich mit unterdrückter Nummer an. Wenn man Glück hat, erkennt man ihn auf der Mailbox.

2. Ein verliebtes Pärchen, das obendrein romantisch veranlagt ist, verbringt einige Tage voneinander getrennt. Er in Dortmund, sie in Sydney. 10 Stunden Zeitversatz. Während er wach ist, schläft sie und umgekehrt. Damit sie zumindest ein paar Sekunden pro Tag gegenseitig ihre Stimmen hören, säuseln sie sich gegenseitig zum Aufwachen und Einschlafen zarte Sehnsuchtsbekundungen auf die Box. Dafür ist die super.

Wobei, Moment, das geht ja auch per Sprachnachricht auf WhatsApp. Ach, schalten wir einfach diese ollen Mailboxen ab.

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