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WhatsApp-Konkurrent Der Kult-Messenger ICQ ist wieder da

Viele Jahre war es still um ICQ. Jetzt ist der einstige Kult-Messenger mit einer neuen Version zurück – und will gegenüber Marktführer WhatsApp aufholen. Was der neue Service taugt und wieso es ICQ schwer haben wird.

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ICQ-Messenger im Jahr 2004. Quelle: AP

Viele hatten ICQ schon längst vergessen. Jetzt ist der einstige Star unter den Messaging-Diensten aus den 90ern zurück – und zwar mit einer neuen Version. Damit will der im Jahr 2010 von der russischen Mail.ru Group gekaufte Nachrichtendienst an seine Erfolgsära anknüpfen.

Zu Spitzenzeiten zählte der Messenger während der Jahrtausendwende laut der Nachrichtenagentur Bloomberg mehr als 100 Millionen Nutzer weltweit, etwa ein Zehntel davon war 2013 übrig geblieben. Das sind die letzten Nutzerzahlen, die öffentlich wurden. Das ist heutzutage für einen Messenger eine überschaubare Nutzerzahl. Zum Vergleich: Über WhatsApp kommunizierten im Februar täglich mehr als eine Milliarde Menschen. Die Aufholjagd zum Messenger-Giganten scheint angesichts der Nutzerzahlen schier unmöglich.

Zumal es sich bei der Version 10 von ICQ um einen Messenger mit dem üblichen Funktionsumfang handelt: Die Nutzer können darüber chatten, bis zu vier Gigabyte große Daten verschicken und empfangen, den Client mit bunten Stickern aufhübschen und sowohl mobil als auch stationär videotelefonieren. Aber selbst die Videotelefonie ist mittlerweile auch über andere Dienste wie Skype und WhatsApp möglich.

Snapchat bietet nun auch Chat-Funktion
Facebook-MessengerZwar kaufte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg den Messenger-Giganten WhatsApp, der mittlerweile eine Milliarde Nutzer hat. Trotzdem schafft es auch der Facebook-Messenger unter die beliebtesten Nachrichtendienste. Er hat mittlerweile 800.000 User und soll bald auch die Grenze von einer Milliarde knacken. Quelle: AP
SkypeSkype ist für fast alle Plattformen verfügbar und funktioniert sogar plattformübergreifend. Dabei kann der Anwender mit anderen nicht nur die Videochat-Option nutzen, sondern auch einfache Textnachrichten verschicken. Seit Mai 2011 gehört der Dienst zu Microsoft. Skype hat nach Schätzungen von Trefis.com weltweit etwa eine Milliarde Nutzer. Quelle: dpa
SnapchatDie App, die mit automatisch verschwindenden Fotos einen Trend auslöste, bietet künftig auch Textnachrichten und Videochats an. Getreu dem Snapchat-Grundprinzip verschwinden die ausgetauschten Nachrichten nach dem Ende der Konversation, wie die Entwickler im Blogeintrag " Putting the Chat into Snapchat" erläuterten. Über Snapchat wurden nach Angaben der Firma im Jahr 2014 mehr als 700 Millionen Bilder pro Tag geteilt. Die Fotos verschwinden wenige Sekunden, nachdem der Adressat sie geöffnet hat. Die Popularität des Dienstes lockte bereits Facebook an: Laut Medienberichten schlug Snapchat-Mitgründer und Chef Evan Spiegel ein drei Milliarden Dollar schweres Kaufangebot des weltgrößten Online-Netzwerks aus. Quelle: dpa
Threema Quelle: dpa
HoccerDer deutsche Messenger Hoccer ist Testsieger der Stiftung Warentest. Der Dienst verschlüsselt die Nachrichten, der Server des Start-ups steht in Deutschland. Die Nutzer müssen bei der Nutzung keine Daten über sich preisgeben. Im Herbst 2015 hatte Hoccer eine halbe Million aktive Nutzer. Quelle: Presse
Line Quelle: AP
TinderTinder zeigt an, wer sich gerade in der Nähe befindet und nutzt dabei alle Daten, die bei Facebook hinterlegt sind – auch auf die Freunde. So soll auch erreicht werden, dass vor allem Menschen gefunden werden, die gut zum Suchenden passen. 2015 nutzten zwei Millionen Deutsche die App. Quelle: Screenshot

Umso mühsamer wird es für den einstigen Instant-Messenger-Monopolisten ICQ werden, Nutzer für seinen Dienst zu begeistern. Marc Herzmann vom IT-Dienstleister Computacenter ist überzeugt, dass ICQ auf dem Messenger-Markt nahezu chancenlos ist. "Gerade weil ICQ nur die herkömmlichen Messenger-Funktionen und keinen zusätzlichen Mehrwert anbietet, wird es für den Dienst schwierig werden, Markanteile zu gewinnen." Allenfalls Nostalgiker, die ICQ damals intensiv nutzten, würden sich noch einmal mit der neuen Version auseinandersetzen.

Der Messenger hätte nach Meinung des IT-Experten deutlich früher auf die Veränderungen am Markt reagieren müssen, um seinen Erfolgskurs fortzusetzen. Der von einem israelischen Start-up gegründete Dienst war Ende der 90er ein rein stationärer Desktop-Client. Mit dem Siegeszug des Smartphones Mitte der 2000er etablierten sich mobile soziale Medien wie Facebook und WhatsApp. ICQ blieb tatenlos. "Der Messenger hat den Wandel verschlafen", sagt Herzmann.

Facebook und WhatsApp erkannten hingegen das Potenzial der mobilen Kommunikationsära und profitieren noch heute vom Netzwerkeffekt. "Der Client ICQ bringt dem Nutzer wenig, wenn sich seine Freunde und Bekannten auf anderen sozialen Plattformen bewegen. Eine Anwendung reicht den Nutzern heutzutage", sagt Herzmann.

Zwar geraten WhatsApp und Facebook wegen ihrer Sicherheitsvorkehrungen ständig in die Kritik. ICQ lässt seine Nutzer vollkommen im Unklaren darüber, wie der Dienst ihre Daten sichert. "ICQ hat zwar Sicherungsmaßnahmen eingerichtet, kann aber nicht ausschließen, dass Ihre personenbezogenen Daten preisgegeben werden", heißt es auf der Unternehmensseite. Und im Gegensatz zu WhatsApp werden Daten bei ICQ nicht einmal ansatzweise verschlüsselt.

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