Yelp-CEO Jeremy Stoppelman "Erst der Konsument, dann der Geschäftskunde"

Der Chef und Gründer des amerikanischen Bewertungsportals Yelp verteidigt auf der Münchner Digitalkonferenz DLD seine umstrittene Integration des übernommenen deutschen Anbieters Qype.

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Jeremy Stoppelman Quelle: dapd

Optisch kommt Jeremy Stoppelman wie der typische Startup-Gründer daher: Sakko überm geöffneten Hemd, dazu Jeans und klobige Leder-Boots. Nur ein erster grauer Schimmer auf den dunklen Haaren verrät: Der 37-jährige ist ein alter Hase der Internet-Szene. Vor rund zehn Jahren hat er in San Francisco das Bewertungsportal Yelp gegründet, 2008 die internationale Expansion eingeleitet und das Unternehmen im Frühjahr 2012 an die Börse geführt.

Eine auf den ersten Blick makellose Erfolgsgeschichte also. In Deutschland haben Stoppelman und sein Team in der jüngeren Vergangenheit dagegen eher für Negativschlagzeilen gesorgt. Grund: Im Oktober 2012 hat Yelp den Rivalen und hiesigen Marktführer Qype für rund 50 Millionen Dollar geschluckt – und so seine Stellung im deutschen Markt auf einen Schlag deutlich verbessert.

Im Laufe des vergangenen Jahres hat Yelp die Qype-Bewertungen von Restaurants, Hotels und sonstigen Gewerbetreibenden auf die eigene Plattform umgestellt. Seitdem klagen manche Geschäfte aus Deutschland, ein beträchtlicher Teil der Kundenbewertungen gehe nicht mehr in die Bewertung ein und sei nicht mehr ohne weiteres auffindbar.

Der Hintergrund: Im Gegensatz zu Qype arbeitet Yelp mit einem Algorithmus, der helfen soll, gefälschte und sonstwie frisierte Bewertungen herauszufiltern. Dadurch wird bei jedem Gewerbetreibenden immer nur ein Teil der Kunden-Reviews als „empfohlen“ hervorgehoben, alle anderen verschwinden dagegen hinter einem Link „not recommended“. Dies wiederum kann eine beträchtliche Auswirkung auf die Gesamtbewertung haben.

Stoppelman ist sich der Kritik in Deutschland bewusst, verteidigt auf der Münchener Digitalkonferenz DLD aber dieses Vorgehen: „Wir wissen, dass der Algorithmus ein kontroverser Teil unseres Geschäfts ist – aber eben auch ein zentraler Baustein.“ Auch in seinem Heimatmarkt USA gebe es regelmäßig ähnliche Beschwerden. Die halte er aber aus. „Denn wir denken erst an den Konsumenten, der verlässliche Empfehlungen auf Yelp lesen will. Und erst dann an den Gewerbetreibenden als einen möglichen Geschäftskunden“, so Stoppelman gegenüber der WirtschaftsWoche.

Nur so könne Yelp den Spagat hinbekommen, einerseits eine möglichst offene Plattform für Bewertungen aller Art zu sein – und andererseits zu verhindern, dass diese mit massenhaft gefälschten Kritiken überflutet werde.

Ansonsten ist Stoppelman mit der Qype-Integration sehr zufrieden – auch mit Hinblick auf die übernommene deutsche Geschäftsstelle: „Hamburg ist die erste Yelp-Niederlassung außerhalb von San Francisco mit Software-Ingenieuren“, so Stoppelman. „Sie wissen ja, wie schwierig es ist im Silicon Valley gute Entwickler zu kommen.“

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