Zwischen E-Mail und Facebook Digitale Botschaftshilfe wäre startklar – allein das Geld fehlt

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„Wir hoffen, dass die Unterstützung weiterlebt“

Auf die nur sporadischen E-Mails wurde vor einigen Wochen Lorenz Schneidmadel aus dem IDA-Team als Erster aufmerksam. Für das deutsch-vietnamesische Start-up Edubao, das Studenten aus dem vietnamesischen, chinesischen und bald auch arabischen Sprachraum bei der Bürokratie eines Auslandsaufenthaltes in Deutschland digital unterstützt, lebt Schneidmadel seit einer Weile in Ho-Chi-Minh-Stadt. Seine Erfahrung: „Man darf keine Nachricht verpassen, und man hat keinen Zugriff auf Informationen, die vor dem Zeitpunkt der eigenen Registrierung versendet wurden“, sagt er.

Schnell war deswegen die Idee geboren, dass sich ein Team aus dem Start-up beim Hackathon engagieren würde, um diese Herausforderung in Angriff zu nehmen. Jetzt steht der Prototyp von IDA, und am vergangenen Sonntagabend unterstrich die Jury des Hackathons, zu der auch ein Vertreter des AA zählte, dass sie eine Lösung auf diesem Gebiet für wertvoll hält.

Teamleiterin Chiesa glaubt, dass es möglich sein sollte, binnen einer Woche, spätestens aber in zwei Wochen, eine fertige Version der Applikation anzubieten. Die Software soll dabei nicht nur dem Informationsfluss in eine Richtung dienen, sondern auch als eine Art Steuerungszentrale für die Botschaft. Die Vertretungen sollen einen Überblick bekommen, wo sich die Deutschen überall im Land aufhalten, welche Probleme ihnen aktuell zu schaffen machen und wo akut Hilfe benötigt wird. Auch nach Naturkatastrophen könnten solche Daten schnell und präzise gesammelt werden.

Die Entwickler sitzen auf heißen Kohlen, weil sie jetzt mehr Unterstützung aus dem AA benötigen, um die Software zu bauen. „Wir haben noch keinen festen Ansprechpartner, den wir benötigen, um uns um die Details zu kümmern“, sagt Chiesa. Aus dem Ministerium ist Input vonnöten, um den Bedarf der Botschaften und Konsulate abzufragen. Das Team benötigt auch finanzielle Hilfe, die bislang nur unverbindlich von der Initiative zugesagt werden konnte. Die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär, kündigte an, dass Gelder aus verschiedenen Ministerien fließen sollen. Wie viel und wann ist aber noch immer unklar.

Getragen werden soll die Finanzierung unter anderem durch einen Crowdfunding-Topf, in dem die Teams ihre Projekte zur Unterstützung durch Dritte vorstellen können. Gleichzeitig besteht für Privatleute oder Unternehmen die Möglichkeit, über Match-Funding zusätzliches Kapital zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Topf wird die erreichte Crowdfunding-Summe um ein Viertel des Betrages aufgestockt.

Die IDA-Teamleiterin schätzt, dass zwei Entwickler und ein Designer im Optimalfall mindestens eine Woche Vollzeit beschäftigt, dazu drei weitere Mitglieder zur Koordination und Kommunikation nötig wären. Je nach Funktionalität der Applikation müsste darüber hinaus weitere Arbeit investiert werden. „Die erste Version unserer Anwendung kann sehr schnell entwickelt werden. Speziellere Funktionen, die die App in Krisensituationen noch effektiver machen können, würden wesentliche Mehraufwände bedeuten“, erklärt Chiesa. „Wir hoffen, dass die Dynamik und die Unterstützung aus dem Hackathon in der Umsetzungsphase weiterlebt und IDA erfolgreich starten kann.“

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