Tether Das Milliardenrätsel hinter dem Stablecoin

Tether: Mit Stablecoins kann man in Bitcoin investieren Quelle: Marcel Stahn

Der sogenannte Stablecoin Tether ist höchst umstritten, kaum ein Kleinanleger investiert in den Coin. Trotzdem werden jeden Tag Tether im Wert von über 80 Milliarden Dollar gehandelt. Warum?

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Eine stabile Kryptowährung? Ist das nicht ein Gegensatz in sich? Schließlich gelten Kryptowährungen wie der Bitcoin als besonders schwankungsanfällig und sind deshalb nur für risikobereite Anleger geeignet.

Tatsächlich gibt es aber sogenannte Stablecoins, deren Preis stattdessen gar nicht schwankt. Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert an eine Währung gebunden ist, in den meisten Fällen an den Dollar. So ist es zum Beispiel bei Tether, dem nach Marktkapitalisierung größten Stablecoin. Sein Preis liegt stabil bei einem Dollar.

Mittlerweile sind Tether im Wert von 73,8 Milliarden Dollar auf dem Markt. Jeder Coin, so behauptet das Unternehmen Tether Limited, welches hinter der Kryptowährung steckt, sei durch die eigenen Reserven gedeckt. Ob das stimmt, daran bestehen erhebliche Zweifel.

Das tägliche Handelsvolumen von Tether

Trotzdem steigt nicht nur die Marktkapitalisierung von Tether (USDT) stetig an. Im Vergleich zu anderen, kleineren Stablecoins ist das tägliche Handelsvolumen bei Tether extrem hoch. Allein innerhalb der vergangenen 24 Stunden (Stand 17. November) wurden Tether im Wert von 87,3 Milliarden Dollar gehandelt. Zum Vergleich: Selbst beim Bitcoin, der mit einer Marktkapitalisierung von 1,1 Billion Dollar größten Kryptowährung, wurden nur Coins im Wert von 40,5 Milliarden Dollar gehandelt.

Offenbar wechseln also gerade Tether besonders häufig ihre Besitzer. Warum sind die Coins für den Handel auf den Kryptomärkten so wichtig?

Tatsächlich gelten Stablecoins als eine Art Schmiermittel der Märkte, wie die Auswertung von 24-Stunden-Daten des Analyseportals Coinlib von Mitte November zeigen: In diesen 24 Stunden wurden Bitcoin im Wert von 2,6 Milliarden Dollar mit Tether bezahlt. Mit Dollar wurden dagegen nur Coins für 283,6 Millionen Dollar gekauft. Ein Großteil aller Bitcoin werden also tagtäglich mit Tether bezahlt.

Stablecoins sind eine Art Tauschwährung, die insbesondere größere Investoren nutzen, um in Kryptowährungen zu investieren. Dadurch, dass die Coins an den Dollar gebunden sind und im Gegensatz zu anderen Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ether nicht so stark schwanken, gewähren sie eine gewisse Sicherheit.

Wofür Investoren Stablecoins nutzen

Investoren nutzen sie deshalb zum Beispiel auch, um ihr Kapital bei einem plötzlichen Kurseinbruch schnell zwischenzuparken. Steigen die Preise für Bitcoin und Co. wieder, lassen sich Tether schnell erneut in andere Coins umwandeln. Denn – und hier liegt ein weiterer Vorteil: Die meisten Kryptobörsen akzeptieren den Kauf von Bitcoin mit Tether, die Transaktionen funktionieren vergleichsweise schnell. Echte Dollar bei einer Kryptobörse einzuzahlen, kann hingegen im Zweifelsfall mehrere Tage dauern.

Grundsätzlich verbinden Stablecoins also die Vorteile der Kryptowährungen – sie sind dezentral und jederzeit verfügbar – mit Preisstabilität, welche Kryptocoins ja in der Regel nicht bieten.

Nun werden allerdings die wenigsten Kleinanleger Tether nutzen, wenn sie letztlich in Bitcoin investieren wollen. Das Kryptoportal Protos hat kürzlich analysiert, wer eigentlich diejenigen sind, die Tether im Wesentlichen nutzen. Das Ergebnis: Rund 55 Prozent aller Coins werden von den beiden großen Kryptohändlern Alameda Research und Cumberland gehalten. Den Großteil davon haben beide Unternehmen 2021 erworben. Alameda verwaltet nach eigenen Angaben digitale Assets im Wert von über einer Milliarde Dollar und handelt pro Tag Coins im Wert von bis zu 10 Milliarden Dollar.

Auch Cumberland handelt schon seit 2014 mit Kryptowährungen und kauft diese vor allem für reiche Anleger und Finanzinstitute. Laut Protos gehört Cumberland zu den wesentlichen Handelspartnern der umstrittenen Kryptobörse Binance. Mittels Tether sei Cumberland eine der wichtigsten Liquiditätsquellen für Binance.



Insgesamt halten die sogenannten Market Maker rund 90 Prozent aller Tether, nur zwei Prozent werden privaten Anlegern zugeordnet. Einer davon ist laut Protos Christopher Harbone, der international für Schlagzeilen sorgte, weil er der Brexit-Lobbygruppe „Reform UK“ 19 Millionen Dollar spendete. Einer der größten Fonds ist Three Arrows Capital, ein Fonds aus Singapur und den Britischen Jungferninseln.

Mehr zum Thema: Die zehn größten Kryptowährungen 2021 nach Marktkapitalisierung

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