US-Lieferdienst-Marktführer Doordash-Gründer: „Deutschland ist ein unterversorgter Markt“

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„Das Einzige, was die Leute interessiert, ist, ob und wie man sie bedient“

Werden die Restaurants die Bestellungen selbst ausliefern können - oder wird Doordash sich immer darum kümmern?
Wir geben den Gastronomen die Möglichkeit, beides zu tun. Wir haben eine Option zur Selbstlieferung, die Restaurants nutzen können, wenn sie über Fahrer verfügen. Wir setzen aber auch eine Kurierflotte ein, um die Zustellung zu unterstützen. Wir stellen unsere Fahrer über eine externe Agentur namens Jobandtalent ein. Wir starten in Stuttgart mit zunächst 30 Kurieren.

Wie hoch ist die Provision, die die Restaurants Ihnen zahlen müssen?
Wenn die Restaurants die Lieferung selbst übernehmen, gibt es eine 10-Prozent-Provision. Und wenn wir die Lieferung übernehmen, beträgt die Provision zwischen 25 und 30 Prozent.

Warum starten Sie eigentlich in Stuttgart – und nicht auch in Berlin, wie so viele andere?
Das geht auf unsere Marktforschung zurück, was die Bedienung unterversorgter Märkte angeht. Wir sind der Meinung, dass Stuttgart repräsentativ ist für andere deutsche Städte. Wenn wir also in Stuttgart erfolgreich sein können, können wir es auch in anderen deutschen Städten.

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von Stephan Knieps

Welche anderen deutschen Städte werden das sein?
Ich kann leider unsere zukünftigen Deutschlandpläne nicht verraten.

Haben Sie vor, wie in den USA auch in Deutschland sogenannte ghost kitchens zu eröffnen, also ausgelagerte Küchen, ohne Publikumsverkehr, die ausschließlich für Essenslieferungen kochen?
Im Moment starten wir in Deutschland nicht mit ghost kitchen. Aber wir wollen offen bleiben. Während wir in den Vereinigten Staaten gewachsen sind, haben wir eine breite Produktpalette aufgebaut. Wir müssen sehen, welche dieser Produkte auch in Deutschland unseren Kunden dienen können. Und einige dieser Produkte sind vielleicht noch gar nicht entwickelt worden. Unser nachhaltiges Angebot ist zum Beispiel sehr auf den deutschen Markt zugeschnitten. Bezüglich der ghost kitchens evaluieren wir, welche Art von Küche das sein könnte. Wir starten jedenfalls nicht gleich am ersten Tag damit. Aber es könnte etwas sein, das wir ausprobieren, wenn wir dort viel Zugkraft und Nachfrage auf dem Markt sehen.

In den USA ist Doordash Marktführer. Wird es nur dann ein Erfolg für Sie in Deutschland sein, wenn Sie in, sagen wir, vier bis fünf Jahren der deutsche Marktführer sind?
Vier bis fünf Jahre, das ist nicht langfristig genug. Wir wollen im Hinblick auf unsere internationalen Expansionsbestrebungen längerfristig denken. Wir wollen auf jeden Fall eine Größenordnung erreichen, aus der heraus wir unseren Kunden und Händlern wirklich dienen können. Letzten Endes hängt die Größe nicht davon ab, welche Position man auf dem Markt einnimmt. Es geht darum, wie viele Kunden und Händler man bedient. Das ist es, was die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens ausmacht. Das Einzige, was die Leute interessiert, ist, ob und wie man sie bedient, und darauf werden wir uns konzentrieren. Es wird eine langfristige Verpflichtung für uns sein, das zu erreichen.



Aber ist es nicht Ihr Ziel, die Nummer eins zu sein?
Wir wollen uns um den Kunden kümmern, nicht um die Konkurrenz. Wir wollen uns auf Dinge konzentrieren, die wir kontrollieren können. Wir können kontrollieren, wie wir die Händler und die Kunden bedienen - nicht die Marktposition und solche Dinge.

Delivery-Hero-CEO Niklas Östberg sagte vor wenigen Tagen, er merke, dass Lieferando in Deutschland einen beträchtlichen Vorsprung hat. Delivery Hero ist erst vor ein paar Monaten wieder auf den deutschen Markt zurückgekehrt, hat also auch Doordash gegenüber einen Vorsprung. Wie wollen Sie in diesem superharten Wettbewerb bestehen?
Das erinnert mich an unseren Start in den Vereinigten Staaten, wo die damaligen Player einen Marktanteil von über 90 Prozent hatten. Was wir daraus gelernt haben, ist, dass der Markt so jung war, dass der Marktanteil nicht wirklich aussagekräftig war, was die Chancen angeht.

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Aber das ist acht Jahre her.
Ja, aber die Tatsache, dass über 80 Prozent der Restaurants in Deutschland immer noch nicht auf Online-Marktplätzen vertreten sind, ist eine wirklich große Chance für uns zu wachsen. Wir glauben fest daran, dass wir die Möglichkeit haben, in Deutschland einen großen Einfluss zu haben.

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