Druck-Technik 3D-Drucker erobern die Hobby-Keller

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Tausende 3D-Figürchen aus dem Netz

Wer ein 3D-Modell ohne kompliziertes Zeichnen im Grafik-Programm will, wird im Internet fündig. Seiten wie Thingiverse bieten Vorlagen zum Herunterladen an. Einmal auf den eigenen Computer gezogen, müssen die Dateien nur noch von der Druckersoftware eingelesen werden, dann kann der Spaß beginnen. Mehr als 96.000 Vorlagen sind über die Suchmaschine für 3D-Modelle Yeggi auffindbar, Tendenz steigend. Orks, leicht bekleidete Amazonen und Yoda: Wer nach den beliebtesten Bauplänen sucht, erkennt schnell ein Muster. Fantasy-Figuren stehen hoch im Kurs, sie machen rund 14 Prozent aller Anfragen aus. Aber auch Baupläne für Smartphone-Zubehör, Fahrzeugmodelle und Haushaltsgegenstände wie Vasen und Tassen sind begehrt. Der Anteil an Plastik-Nippes ist groß. Viele Vorlagen sind im besten Fall schön, nur wenige wirklich praktisch.

Im FabLab produziert Axel Ganz nicht nur Spielzeug und Schmuckstücke, sondern auch Ersatzteile und Zubehör für Quadrocopter oder Kameras her. Das ist zwar aufwendig und schwierig, von der Qualität der Ergebnisse ist Ganz aber überzeugt: "Die Ersatzteile sind sehr halt- und belastbar." Abhängig ist das aber vom verwendeten Material. So verträgt der Kunststoff PLA beispielsweise keine Wärme. Als die Warentester im Sommer ihren ersten Tee aus der selbstgedruckten Tasse trinken wollten, weichte der Tassenboden auf. "Für vier Euro bekomme ich eine Plastiktasse, die ich noch bearbeiten muss und die nicht hitzebeständig ist", fasst Dirk Lorenz zusammen. Wegen der Herausforderungen bei der Bedienung und den Kinderkrankheiten bei der Technik, steht der Warentester dem Hype um 3D-Drucker weiterhin skeptisch gegenüber. "Derzeit sind die Drucker interessant für Bastler und Hobby-Designer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein Gerät bald in jedem Haushalt steht.”

3D-Druck vom Profi

Wer auch zu dem Schluss kommt, dass ein eigener 3D-Drucker doch zu viel des guten ist, der kann einen der Dienstleister wie BotSpot in Berlin nutzen. Dort übernehmen Profis das Erstellen der nötigen Druckdaten oder das Drucken anhand von mitgebrachten Datensätzen. Thomas Strenger, der seit November 2013 gemeinsam mit Partner Manfred Ostermeier den Shop führt, staunt immernoch mit welchen teils ausgefallen Objekten, die Kunden zu ihm kommen: "Vom Schlüsselanhänger, Brillen über Lenkräder und Bauelemente für Medizintechnik, bis hin zu Virennachbildungen als Anschauungsmodell ist alles dabei." Hauptsächlich kommen Kunden mit selbstentworfenem Spielzeug. "Das macht 30 bis 40 Prozent der bestellten Gegenstände aus." Dann folgen praktische Utensilien wie iPad-Halterungen, Smartphone-Cases, Becher oder Vasen. Modellbauer, Architekten, Künstler, Techniker, Designer und Schüler nutzen den Service.

Das Geschäft läuft ordentlich. Den bisher größten Ansturm erlebte Strenger vor Weihnachten. Da wollten die Kunden vor allem kleine Ebenbilder ihrer selbst ausdrucken lassen. Dafür tastet ein Scanner die Person ab. Aus den Daten entsteht eine Druckdatei für die dreidimensionale Figur und schließlich spuckt der Drucker nach rund drei Stunden den "Mini Me" aus einer Mischung aus Gips, Kreide und Kunststoff aus. Realitätstreu nachgebildet wie einen Figur in Madame Tussaud's Wachsfigurenkabinett. Mit solch ausgefeilten Arbeiten wäre der heimische Drucker restlos überfordert. Schon vom Versuch, die Ehefrau originalgetreu in Kunststoff nachzubilden, ist abzuraten. Dem Haussegen ist eine aus der Form geratene Plastik-Mutti wohl kaum dienlich.

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