
Europäische Unternehmen unterschätzen die Folgen der sinkenden Ölreserven. Zu dem Ergebnis kommt die britische Denkfabrik Chatham House in einer Studie für eine der angesehensten Institutionen der Londoner City, den Versicherungsmarkt Lloyd’s. Laut der Untersuchung muss sich die Wirtschaft schon in den nächsten Jahren auf drastische Engpässe bei der Ölversorgung einstellen. Global aufgestellte Unternehmen müssen ihre Lieferketten sowie Just-in-time-Modelle überdenken. Sie seien besonders störanfällig für plötzlich steigende Rohstoffpreise. Und die wird Europa laut der Chatam-House-Experten bald erleben: Schon 2013 sei ein Ölpreis von 200 Dollar pro Barrel realistisch. Denn nicht nur die Ölreserven sinken, auch Investitionsstaus in der Öl-Infrastruktur verkleinern das Angebot.
Konservative Schätzungen
Experten wie Werner Zittel von der Technologieberatung Ludwig-Bölkow-Systemtechnik halten solche Schätzungen sogar für konservativ: „Wir haben 2008 das globale Fördermaximum erreicht.“ Heute wird der Ölpreis mit 75 Dollar pro Barrel als moderat empfunden, noch im Jahr 2005 wäre dieser Preis undenkbar gewesen. Nun kommt weltweit die Wirtschaft in Gang, was die Ölpreise treibt. „Der Ölpreis wird in den nächsten Jahren so stark steigen, bis er uns wehtut“, sagt Zittel. „Die ersten Vorläufer dieser Entwicklung könnten wir im Herbst sehen.“