Energie Schwimmende Kraftwerksschiffe legen ab

Im Sommer geht das erste selbstfahrende Kraftwerksschiff in Betrieb. Es soll überall dort anlegen, wo der Strom knapp wird.

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Ponton des schwedischen Herstellers Wärtsilä

Ein Kraftwerk, das dorthin kommt, wo es gebraucht wird: Mit dieser Idee will der türkische Energieversorger Karadeniz für Furore sorgen. Dafür lässt er vier Frachtschiffe zu schwimmenden Steckdosen umbauen. Sie sollen überall dort eingesetzt werden, wo am Festland kurzfristig größere Mengen Strom benötigt werden, aber gerade kein neues Kraftwerk gebaut werden kann: In schnell wachsenden Städten ist der Einsatz der neuen Technik ebenso denkbar wie bei großen Sportereignissen, wo die bestehende Infrastruktur an Grenzen stößt.

Mittelgroßes Kraftwerk auf See

In dem neuen, schwimmenden Energieversorger wird ein Motor aus dem Hause MAN mit Diesel, Schweröl oder Flüssiggas befeuert, der wiederum Stromgeneratoren mit einer Leistung von bis zu 200 Megawatt antreibt. Das entspricht etwa einem mittelgroßen Gaskraftwerk. Ganz neu ist die Idee zwar nicht. Weltweit gibt es um die 60 Kraftwerksschiffe.

Die meisten sind jedoch Pontons, auf denen Motoren Diesel oder Öl verbrennen und so Strom produzieren. Allein im Hafen von New York sind sechs solcher Schwimmkraftwerke vertäut, weil an Land kein Platz mehr ist. Doch die Pontons haben einen Nachteil: Sie haben keinen eigenen Antrieb, sondern müssen von einem anderen Schiff zum Einsatzort geschleppt werden. Das ist teuer, langsam und aufwendig.

Und genau hier setzt Karadeniz an: Die neuen Kraftwerksschiffe sind seetauglich. „Das ist weltweit einmalig“, sagt Dave Nickerson, Chef der amerikanischen Power Barge Corporation, die seit 20 Jahren Kraftwerkspontons ausrüstet. Laut Experten steckt in dieser Art der Energieversorgung großes Potenzial: „Vor allem da, wo die Wirtschaft stark wächst, also in Entwicklungsländern, kommt die Infrastruktur oft nicht hinterher“, sagt Christian Wiebe von der Unternehmensberatung CTG. So wird in Südafrika das Stromnetz regelmäßig wegen Überlastung abgeschaltet. „Bis ein neues Kraftwerk an Land steht, kann der Strom von einem solchen Schiff kommen.“

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