
Seit Sommer fordern Politiker aus allen Parteien, die Förderung von Sonnenstrom zu kürzen. Mitte Januar kam endlich die lang erwartete Entscheidung - Umweltminister Norbert Röttgen hat verkündet, die Solarförderung ab April um 15 Prozent zu senken. Und jetzt protestieren nicht nur die Solarfirmen, sondern auch seine eigenen Parteikollegen. Vor wenigen Tagen haben Wirtschaftsminister von Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen zusammen mit Branchenvertretern nach einem „Solargipfel Ost“ eine Erklärung veröffentlicht. Der Tenor: Röttgen will zu schnell kürzen und gefährdet damit die ganze Branche. Anton Milner, Chef des Solarunternehmens Q-Cells aus Sachsen-Anhalt, warnte vor „irreparablen Schäden“.
Der Grund für die Aufregung ist einfach: 40 von über 60 deutschen Solarfirmen haben ihren Sitz in Ostdeutschland. Dank der üppigen Förderung sind in den neuen Bundesländern Solarcluster entstanden, die die Sonnenbranche zu einer der am schnellsten wachsenden Branche des Ostens machen.
So viel Prozent ihres Strombedarfs beziehen die Bundesländer aus erneuerbaren Energien
Bundesland Strom aus erneuerbaren Quellen (in Prozent des Stromverbrauchs) Schleswig-Holstein 42% Brandenburg 37% Sachsen-Anhalt 33% Mecklenburg-Vorpommern 29% Niedersachsen 26% Bayern 24% Rheinland-Pfalz 15,3% Thüringen 14,7% Baden-Württemberg 13,5% Nordrhein-Westfalen 7% Hessen 6,6% Saarland 6,3% Sachsen 5,1% Bremen 5% Hamburg 2% Berlin 0,6%
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie, Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke, eigene Berechnungen. Stand August 2009
Wind und Biomasse im Norden
Das Bekenntnis der neuen Bundesländer zu neuen Energien schlägt sich auch im Bundesländerranking der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und WirtschaftsWoche nieder. Die Energieversorger sind verpflichtet, Daten über alle angeschlossenen Anlagen im Internet zu veröffentlichen, die aus Wind, Sonne, Wasser, Biomasse und Erdwärme Strom produzieren. Die Experten von DGS haben erst die durchschnittliche Leistung dieser Anlagen zusammengezählt. Danach haben sie ausgerechnet, welchen Prozentsatz seines Strombedarfs jedes Bundesland aus regenerativen Quellen deckt. Ergebnis: Unter den ersten fünf befinden sich drei neue Länder, nämlich Brandenburg mit 37 Prozent, Sachsen-Anhalt mit 33 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit 29 Prozent. Spitzenreiter ist dank Windenergie Schleswig-Holstein – die Nordlichter kommen auf stolze 42 Prozent.
Der Osten punktet mit Strom aus Wind und Biomasse. Brandenburg kommt mit 5332 Gigawatt installierte Windkraft auf Platz drei während Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die Plätze fünf und sechs belegen. Im Biomasseranking landen vier der sechs neuen Bundesländer im mittleren Drittel.
Dafür sind Bayern und Baden-Württemberg durch die Alpen und die vielen Sonnenstunden Spitzenreiter in Sachen Wasserkraft und Solarenergie. Dank ihrer weiten Felder und der Nähe zum stürmischen Meer bilden Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Brandenburg das Siegertrio wenn es um Windenergie geht.