Enthüllungen Menschliche Abgründe bei Microsoft

Seite 7/7

Bill Gates Paul Allen Quelle: Lakeside School Archives

Bis zu meinem letzten Tag bei Microsoft hatten Bill und ich uns derart auseinanderentwickelt, dass verglichen damit unser gegenseitiges Anbrüllen Kinderkram war. Sein extremes Konkurrenzdenken hat ihn einerseits zu einem extrem erfolgreichen CEO gemacht, andererseits aber dazu geführt, dass unsere Freundschaft auf der Kippe stand.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass sich Bill so stark mit Microsoft identifizierte, dass ihm gar nicht mehr klar war, wo Microsoft aufhörte und wo er selber anfing.

Im Januar traf ich mich ein letztes Mal in meiner Eigenschaft als Mitinhaber von Microsoft mit Bill. „Es ist nicht fair, wenn du deine Firmenanteile behältst“, sagte er zu mir. Er wollte mich doch glatt mit fünf Dollar pro Anteil abspeisen.

„Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich meine Anteile verkaufen will“, erwiderte ich. „Aber unter zehn Dollar das Stück brauchen wir gar nicht weiterzureden.“ „Niemals!“, sagte Bill, ganz wie ich vermutet hatte. Unser Gespräch war damit zu Ende.

Wie sich später herausstellte, wirkte sich Bills konservative Haltung zu meinen Gunsten aus. Wäre er damals auf mein Angebot eingegangen, hätte ich viel zu früh verkauft. Am 18. Februar 1983 wurde mein Rücktritt offiziell.

Milliardär mit 37 Jahren

Am 13. März 1986 ging Microsoft an die Börse. Ich verkaufte 200 000 Aktien und hielt den Rest – rund 28 Prozent des Unternehmens. So war ich über Nacht 175 Millionen Dollar reicher.

Eine Zeit lang ignorierte ich den Rat meines Anwalts, zu verkaufen. Angesichts des raschen Fortschritts der Computertechnik dachte ich, dass ein dominierender, gut geführter Technologiekonzern wie Microsoft besser abschneiden müsste als die anderen Unternehmen. Der schwindelerregende Anstieg der Marktkapitalisierung gab mir recht. 1990, mit 37 Jahren, war ich Milliardär. 1996 sollte sich mein Vermögen verzehnfacht haben.

Nach 20 Jahren war Gites der reichste Mann der welt

Mit der Zeit legte sich mein Groll. Nach fünf Jahren Unterbrechung trat ich wieder in den Verwaltungsrat von Microsoft ein. 1995 lud Bill mich zu seiner Hochzeit ein. Als er dann eine Familie gegründet hatte, entwickelten wir ein Muster, wie es zwischen alten Freunden nicht unüblich ist: Wir trafen uns ein paar Mal im Jahr, gingen ins Kino oder ins Restaurant.

Ende der Neunzigerjahre war Microsoft das größte und ertragsstärkste Softwareunternehmen in der Geschichte und wuchs ebenso schnell wie die PC-Branche.

Auch Bill stand entsprechend gut da. 20 Jahre nachdem wir das Unternehmen gegründet hatten, war er der reichste Mann der Welt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%