
Der Schock sitzt bei vielen noch tief: Ein aggressiver Lebensmittelkeim befällt Hunderte Patienten, Dutzende sterben, andere liegen mit versagenden Nieren im Krankenhaus. Und der Keim stammt ausgerechnet von einem Biohof: Ehec hat das Land in Atem gehalten. Und doch ist der Keim nicht neu. Immer wieder sorgen Mikroben wie Salmonellen, Schimmelpilzsporen oder Ehec auf Lebensmitteln für Angst und Schrecken.
So machtlos aber, wie viele glauben, ist die Lebensmittelbranche gegen solche Zwischenfälle nicht: Würden die Nahrungsmittel radioaktiv mit Beta- oder Gammastrahlen behandelt, würden gefährliche Mikroorganismen zu weit mehr als 99 Prozent zerstört. Das einzige Problem, die Technik, die laut Experten keine Nebenwirkungen hat, ist in Deutschland extrem unbeliebt und für die Anwendung an Lebensmitteln fast ausnahmslos verboten. Dabei ist sie weltweit längst Standard.
60 Minuten Bestrahlung
Ein Warnton schrillt. Maschinenführer Detlev Brockner öffnet die Tür, nachdem er die dahinter angebrachten Strahlenmessgeräte überprüft hat. Der Blick fällt auf ein zweistöckiges Rollenband, das sich ins Innere des Gebäudes schlängelt. Darauf stehen zahlreiche Paletten, vollgepackt mit medizinischen Geräten, Farbpigmenten für die Kosmetikindustrie und Spezialkartonpapier, das später zu Milchtüten weiterverarbeitet wird.
Die Geräte, Flaschen und Kartons wurden gerade von einem Gammastrahler beschossen, den das Unternehmen BGS Beta-Gamma-Service in Wiehl im Bergischen Land betreibt. Die Behandlung dauert maximal 60 Minuten. Gammastrahlen sind elektromagnetische Strahlen, die Materie durchdringen und dort schnell reagierende Moleküle erzeugen, sogenannte Radikale. Diese zerstören gefahrbringende Zellen.