3D-Druck für jedermann So schafft es der 3D-Drucker ins Wohnzimmer

Der Aachener Informatik-Professor Jan Borchers will Unternehmen und Studenten den 3D-Druck nahe bringen und die Technik bedienbar machen für jedermann.

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Wirtschaftwoche: Professor Borchers, Sie haben gerade vom Land Nordrheinwestfalen eine Förderung von insgesamt vier Millionen Euro für ein  3D-Kompetenzzentrum für digitale Fabrikation zugesprochen bekommen. Was verbirgt sich dahinter?

Jan Borchers: Wir wollen in diesem Projekt drei Hochschulen miteinander vernetzen, die bereits sogenannte FabLabs betreiben. Dort – bei uns an der RWTH Aachen im bundesweit ersten FabLab und in den etwas neueren FabLabs an den Hochschulen Ruhr-West in Bottrop und Rhein-Waal in Kamp-Lintfort können sich interessierte Menschen die 3D-Drucktechnik schon jetzt beibringen lassen. Die Hochschule Rhein-Waal koordiniert das Ganze.

Auswahl von 3D-Druck-Verfahren

Eine Art Volkshochschule für 3D-Druck?

Ja, so in etwa. Jeder, der ein 3D-Projekt im Kopf hat, kann zu uns kommen, und wir helfen ihm dabei, es umzusetzen. Der Haken an der Sache ist: Bisher nutzen eben nur solche Studenten, Unternehmer, Designer oder Künstler unsere FabLabs, die schon eine Idee davon haben, was sie mit dem 3D-Druck anstellen könnten.

Deshalb wollen wir nun das Ganze noch breiter aufstellen, um allen Studenten eine Art Grundausbildung in 3D-Druck anbieten zu können. Außerdem wollen wir gezielt kleine und mittelständische Unternehmen ansprechen und sie darauf aufmerksam machen, was sie mit 3D-Druck alles anstellen könnten, um neue Produkte zu erfinden, die bisherigen zu verbessern oder die Produktion besser, schneller oder kostengünstiger zu machen.

Jeder kann sich einen 3D-Drucker kaufen, doch kaum einer bedienen

Die wenigsten Menschen können bisher aber einen 3D-Drucker bedienen…

Genau das ist der Haken an der Sache. Heute kann sich zwar jeder einen 3D-Drucker für gar nicht so viel Geld im Baumarkt oder bei Tchibo kaufen. Aber diese Maschinen sind noch nicht so intuitiv, dass jeder Laie sie bedienen könnte. Als Weihnachtsgeschenk für Oma oder Opa taugen sie definitiv noch nicht. Und genau daran arbeite ich hier in meinen Lehrstuhl.

Sie arbeiten an einem 3D-Drucker fürs Wohnzimmer für Opa und Oma?

Wir wollen diese Technik für jedermann verfügbar und benutzbar machen und ihr mit benutzerfreundlicher Software zum Durchbruch verhelfen. Daran fehlt es derzeit noch. Das war mit anderen digitalen Techniken nicht anders. So wurde die erste digitale Revolution der PCs erst dann zu einem Gesellschaft und Wirtschaft umwälzenden Massenphänomen, als diese Rechner nicht nur von Informatikern und Spezialisten bedient werden konnten, sondern von jedermann.

Kurioses aus dem Drucker
Bein-Prothese aus dem 3D-Drucker Quelle: Hochschule Pforzheim/ Clemens Rieth
Haarige Angelegenheit Quelle: dpa/dpaweb
Kristallüster Quelle: Michael McHale Designs
Roboter bauen eine Brücke Quelle: Joris Laarman for MX3D
BigRep Quelle: PR
Mischbatterie aus dem 3-D-Drucker Quelle: PR
Autokarosserie weitgehend aus dem 3-D-Drucker Quelle: PR

Genauso das World-Wide-Web. Solange nur Universitäten miteinander vernetzt waren, hat das keine großen Wellen geschlagen. Erst als das Internet für alle zugänglich und verständlich geworden war, löste es die zweite digitale Revolution aus. Wir wollen die dritte digitale Revolution möglich machen.

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