3D-Drucker NASA will Astronauten-Futter drucken

Enterprise-Captain Jean-Luc Picard orderte von seinem Replikator gerne eine Tasse Earl Grey-Tee. Das Science-Fiction-Gerät könnte bald Wirklichkeit werden. Die NASA investiert in ein Projekt zum 3D-Druck von Speisen.

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Es klingt fantastisch: Die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA hat einen 6-Monate-Vertrag mit dem texanischen Unternehmen Systems & Materials Research Corporation unterzeichnet. 125.000 Dollar investieren die Forscher damit in die Entwicklung eines 3-D-Druckers, der aus Pulver genießbare Mahlzeiten macht. Das Unternehmen von Maschinenbauer Anjan Contractor will nicht nur Speisen für Weltraumreisende drucken, mit der Erfindung will er nichts geringeres als den Hunger auf der Erde bekämpfen.

Das Ökosystem der Erde sei für nicht mehr als 12 Milliarden Menschen ausgelegt. Sollten einmal mehr Menschen die Erde bevölkern müsse man andere Möglichkeiten finden Nahrungsmittel herzustellen. So könne man auch aus Insekten lebenswichtige Proteine gewinnen. Aus dem Proteinpulver sollen dann neue Speisen gedruckt werden. Auf der Nachrichtenseite Quartz erzählt er: "Unsere Ziel ist es, alle Kohlenhydrate, Proteine sowie Makro- und Mikro-Nährstoffe in Pulverform bereit zu stellen. Wir entziehen ihnen die Feuchtigkeit und so wären sie vielleicht 30 Jahre genießbar."

In einem You-Tube-Video ist bereits zu sehen wie der Drucker einen Schokoladenkeks "druckt":

Für die NASA sind die Drucker deshalb interessant, weil Astronauten auch auf extremen Langstreckenmissionen immer unterschiedlichen Speise zubereiten könnten. Bisher ernähren sich die Wissenschaftler im All hauptsächlich aus Pulver mit lebenswichtigen Nährstoffen und ein paar Aromen oder getrockneten Speisen, die mit Wasser "genussfertig" gemacht werden. Im Vergleich dazu sollen die gedruckten Speisen die reinste haute cuisine werden.

Kulinarische Highlights im All
Als Astronautennahrung werden alle Lebensmittel bezeichnet, die Raumfahrer während ihrer Mission mitführen. Meist werden die Nahrungsmittel in Plastiktüten, Tuben oder Dosen verpackt. Bildquelle: Esa Quelle: Presse
Der erste Mensch im All, der in den Genuss von Weltraumnahrung kam, war der russische Kosmonaut Juri Gagarin (1934-1968). In den 60er Jahren waren das vor allem kleingepresste Würfel, um den Raumfahrer mit Fetten, Proteinen und Vitaminen zu versorgen. Als Getränk diente meist sterilisiertes Apfelmus, da die Speisen leicht verdaulich sein mussten. Quelle: dapd
Später wurde das Essen getrocknet und in Plastikbehältern mitgenommen. Mit Wasser ließ es sich dann wieder zu einer Mahlzeit aufquellen. Auf dem Bild demonstriert NASA-Astronaut Edward Lu seine Reismahlzeit während seines Aufenthaltes auf der Internationalen Raumstation im Jahr 2003. Quelle: Presse
Heutzutage können sich die Astronauten ihre Weltraummenüs selbst zusammenstellen. Über 100 Speisen und 20 Getränke stehen dafür zur Auswahl. Lange bevor sie ins All fliegen, wählen die Astronauten ihre Tagesmenüs aus. Es gibt drei Mahlzeiten am Tag. Dazu kommen Snacks, die jederzeit gegessen werden dürfen. Hier sitzen die NASA-Astronauten Edward Lu und Roscosmos-Kosmonaut Juri Malentschenko zusammen und bereiten sich gerade ihre Mahlzeit im Swesda-Modul der Internationalen Raumstation zu. Nur im russischen Swesda-Modul gibt es einen Tisch, an dem die Mannschaft sich zu den Mahlzeiten zusammenfinden kann. Quelle: Presse
Wirklich verzichten müssen die Raumfahrer also nicht mehr. Eine komplette Mahlzeit aus getrockneten Tomaten, Brot, Käse und Pfirsich. Quelle: Presse
Frisches Obst und Gemüse sind auf der Internationalen Raumstation eine Rarität. Beides kann nur sporadisch mit den alle drei bis vier Wochen ankommenden Transportraumschiffen geliefert werden. Die Freude über die Frischkost ist so groß, dass die beiden NASA-Astronauten Shane Kimbrough und Sandra Magnus noch ein aussagekräftiges Foto mit den Delikatessen machen, bevor sie kräftig zubeißen. Quelle: Presse
ESA-Astronaut Paolo Nespoli, hat aus gutem Grund zu einem langstieligen Löffel gegriffen. Dieser ist praktisch, um auch wirklich alles von der speziell für die Internationale Raumstation kreierten italienischen Mahlzeit aus der Tüte herauszubekommen. Nespoli musste wie alle Astronauten auf der Raumstation besonders darauf achten, viel Calcium zu sich zu nehmen, da die Schwerelosigkeit den Knochen massiv zusetzt. Quelle: Presse

Wie futurzone.at berichtet, will Contractor den Speisen-Drucker als Open Source anbieten. In zwei Wochen soll mit dem Bau eines Pizza-Druckers begonnen werden, um die Anwendungsmöglichkeiten zu demonstrieren. Bisher kann der Drucker Teig auftragen und backen und gleichzeitig den Belag verfeinern. Die pulverisierten Tomaten werden beim Druckvorgang mit Öl und Wasser vermengt. Zum Schluss kommt eine Proteinschicht darüber.

Die Einsatzmöglichkeiten von 3D-Druckern beflügeln derzeit die Fantasie vieler Forscher. Bisher werden die Geräte vor allem in der Industrie und Architektur eingesetzt, um Prototypen von neuen Produkten zu erstellen. Die Grundfunktion ist dabei immer dieselbe. Die Materialien werden pulverisiert - egal ob Metall, Kunststoff oder Holz - und anschließend meist mit Hilfe von Lasern und/oder Klebstoff wieder zusammengesetzt.

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