Weil parallel dazu kleine, vielversprechende deutsche Biotech-Gründungen von großen Konzernen geschluckt wurden – zum Beispiel Plantec von Bayer, Metanomics und Sungene von BASF –, wandern deren Forscher gleich mit ab. „Sungene schließt Ende 2013 die Pforten“, sagt etwa deren Mitgründer Uwe Sonnewald. Er hat sich in Erlangen wieder auf die Grundlagenforschung verlegt. Aber selbst da falle es schwer, sehr gute Studenten für Pflanzenwissenschaften zu begeistern.
Umso mehr als auch der Europäische Gerichtshof Mitte Dezember wegen Verfahrensfehlern die Zulassung der gentechnisch veränderten Amflora-Kartoffel gekippt hat. Auf deren Zulassung hatte BASF 13 Jahre lang gewartet.
Besserung ist nicht in Sicht – schon gar nicht in Deutschland. „Weit ab von jeder rationalen Begründung wird der Forschungsstandort Deutschland auf diesem wichtigen Zukunftsfeld ausgebremst“, sagt Ulrich Wobus. Er leitete bis 2007 das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben in Sachsen-Anhalt – neben Köln und Potsdam das deutsche Zentrum für die Anwendungsforschung transgener Pflanzen.
Dabei verfolgten die Gen-Ingenieure hehre Ziele: Sie wollten per Gentransfer Pflanzen leistungsfähiger und robuster gegen Schädlinge und Klimaschwankungen machen – und so auch die Ernährung für immer mehr Erdenbewohner sichern.
Warum gerade die Europäer bei Gentechnik im Essen so misstrauisch sind, hat mehrere Gründe. Angst ist einer davon. Die Enthüllungen rund um die BSE-Krise in den Neunzigerjahren haben das Vertrauen der Verbraucher in die Lebensmittelindustrie nachhaltig erschüttert. Übertreibung ist ein weiterer: Anfangs habe die Branche grüne Gentechnik viel zu positiv dargestellt, räumt Philip von dem Bussche ein, der Chef des Saatgutherstellers KWS: „Da müssen wir uns als Branche an die eigene Nase fassen.“ Auf Genfood gegen Herzinfarkt und Falten etwa können die Verbraucher wohl noch lange warten.
Das passt zum grundlegenden Marketingproblem der grünen Gentechnik: Anders als bei Biotech-Medikamenten haben die Verbraucher bisher keinen erfahrbaren Nutzen vom Genfood. Und die Landwirte, die von ertragreicheren Sorten profitieren könnten, setzen in Europa mit seiner landwirtschaftlichen Überproduktion ohnehin eher auf Klasse statt Masse.