
Ist das wirklich der lang erhoffte Durchbruch für die Elektromobilität? Ich glaube ja. Dem Stuttgarter Zulieferer Bosch ist mit dem kleinen Startup Seeo offenbar ein dicker Fisch ins Netz gegangen.
Viele Forscher haben sich an der Herausforderung, die Zellchemie von Lithium-Ionen-Akkus zu verbessern, die Zähne ausgebissen. Irgendwas stimmte immer nicht: Entweder war die Batterie zwar leistungsfähig, aber die Dauerhaltbarkeit mau oder das Material war so exotisch und teuer, dass völlig neue Produktionsstätten mit Milliarden-Euro-Kosten aufgebaut hätten werden müssen.
Bosch hatte den richtigen Riecher und seine Fühler früh genug nach Kalifornien ausgestreckt. Das Entscheidende: Die Stuttgarter haben vorher genau überlegt, wonach sie suchen mussten. Eine Technik, die die Zellchemie entscheidend verbessert, ohne dass dabei die Art von Lithium-Ionen-Zellen, wie sie heute in Smartphones zu finden sind, völlig neu erfunden werden muss.
Auch wenn Bosch sich über die Kaufsumme für Seeo in Schweigen hüllt, kann man getrost davon ausgehen, dass viele Millionen US-Dollar geflossen sind. Denn solch eine Perle bleibt nicht jahrelang unentdeckt. Zu den Seeo-Investoren gehörten zum Beispiel Batteriehersteller Samsung, Google oder das Venture Capital Unternehmen Khosla Ventures von Vinod Khosla, dem Mitgründer von Sun Microsystems.
Dass Bosch die Nase vorn hatte, könnte für die Elektromobilität in Deutschland aber auch weltweit ein Segen sein. Denn derzeit ist die anfängliche Euphorie über die lautlose Art sich fortzubewegen längst verflogen. Die Kunden lassen die teuren Autos links liegen. Genau 831 Elektroautos wurden im August in Deutschland neu zugelassen, sagt das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA). Das sind 61,4 Prozent mehr als im Vorjahres-August.
Die Zurückhaltung liegt nicht nur an den niedrigen Benzinpreisen, sondern vor allem an den Autos selbst.
Reichweiten von 160 Kilometer, in einem kalten Winter sogar noch weniger, Ladezeiten von mehreren Stunden und Kosten von rund 40.000 Euro etwa für den Kompaktwagen BMW i3 schrecken auch den größten Umweltfreund ab. So sind die Autos einfach nicht alltagstauglich. Da helfen auch Subventionen des Staates nichts.
Erst wenn Pendler, ohne zwischendurch den Akku nachladen zu müssen, zur Arbeit und wieder nach Hause kommen, wird das für den Kunden lukrativ. Dann sinken seine Kosten für Treibstoff und Wartung im Alltag enorm. Und wenn der Strom noch aus regenerativen Quellen wie Wind und Strom kommt, freut sich auch die Umwelt.
Das könnte erstmals mit den neuen Bosch-Batteriezellen zu moderaten Kosten möglich sein.