Aufstieg der Cyborgs "Die größte Revolution seit Beginn des Lebens"

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"Vielleicht erleben wir das Aufkommen einer Klasse der Nutzlosen"

Technologie, die selbst unser Inneres überwacht – das klingt nach Orwell’schem Albtraum. Warum sollten wir das zulassen?

Die Menschen werden die Wahl haben zwischen Privatsphäre einerseits und besserer Gesundheit andererseits. Glauben Sie mir, die meisten werden sich für letztere entscheiden. Sie werden Google oder dem Staat Zugang zu ihren Körperdaten geben – im Tausch für ein längeres Leben.

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Was ist mit der Freiheit? Ist für sie kein Platz mehr in der Zukunft reserviert?

Wir Menschen begannen als eine Spezies, die in sehr kleinen Gemeinschaften lebte und deren Überleben weitgehend von den Fähigkeiten dieser geschlossenen Gruppen abhing. Aber im Laufe der Geschichte – und das beschleunigt sich – agierten wir mehr und mehr wie Ameisen, die in immer größeren Kolonien leben, in denen das Überleben jedes Mitglieds auf konstanter Kooperation mit allen anderen beruht. Sobald Sie ein Immunsystem aus Nanobots haben, hängt Ihr Leben buchstäblich an externen Updates.

Was aber, wenn sich nicht jeder ein bionisches Upgrade wird leisten können? Und welchen Platz werden wir Menschen überhaupt einnehmen in einer Gesellschaft voller künstlicher Superintelligenzen?

Das wird eine der größten Fragen sein. Vielleicht erleben wir das Aufkommen einer Klasse der Nutzlosen. Millionen von Menschen, die nichts besser erledigen können als künstliche Intelligenzen. Sobald selbstfahrende Autos, Doktoren-Bots und Google Translate ihren Job besser machen, brauchen wir keine Taxifahrer, Ärzte oder Übersetzer mehr. Das Problem wird nicht sein, diese Menschen zu ernähren. Das wird einfach mit all den neuen Technologien. Die wirkliche Herausforderung wird darin bestehen, diesen Menschen einen Sinn im Leben zu geben und sie zu beschäftigen.

Haben Sie einen Vorschlag?

Niemand hat derzeit ein gutes Modell entwickelt, um diese Situation anzugehen. Manche sagen, Computerspiele werden die Lösung sein: Die Leute werden einfach mehr und mehr Zeit ihres Lebens in virtuellen Welten verbringen. Das werde ihnen viel mehr interessante Beschäftigung und emotionale Anregung bieten als alles, was es in der Realität zu erleben gäbe.

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Klingt ziemlich deprimierend.

Die Menschen spielen seit mindestens 2000 Jahren schon ein ganz besonderes Virtual-Reality-Spiel. Wir nennen es Religion, und dieses Spiel gibt Milliarden von Erdenbewohnern Sinn im Leben.

Das meinen Sie nicht ernst.

In Religionen haben sich Menschen schon immer Gesetze gegeben, die nur in ihrer Vorstellung existieren: Wenn du zur Beichte gehst, gewinnst du Punkte, wenn du sündigst, verlierst du Punkte. Und wer im Leben genug Punkte gesammelt hat, erreicht nach dem Tod das nächste Level. So gesehen könnte die Idee, dass Menschen in 50 Jahren hauptsächlich im Cyberspace leben und sich dort mit Spielen die Zeit vertreiben, nicht so neu sein, wie viele denken.

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