Technologie, die selbst unser Inneres überwacht – das klingt nach Orwell’schem Albtraum. Warum sollten wir das zulassen?
Die Menschen werden die Wahl haben zwischen Privatsphäre einerseits und besserer Gesundheit andererseits. Glauben Sie mir, die meisten werden sich für letztere entscheiden. Sie werden Google oder dem Staat Zugang zu ihren Körperdaten geben – im Tausch für ein längeres Leben.
Schneller schlau: So lernen Maschinen das Denken
Mit Kameras, Mikrofonen und Sensoren erkunden die Maschinen ihre Umwelt. Sie speichern Bilder, Töne, Sprache, Lichtverhältnisse, Wetterbedingungen, erkennen Menschen und hören Anweisungen. Alles Voraussetzungen, um etwa ein Auto autonom zu steuern.
Neuronale Netze, eine Art Nachbau des menschlichen Gehirns, analysieren und bewerten die Informationen. Sie greifen dabei auf einen internen Wissensspeicher zurück, der Milliarden Daten enthält, etwa über Personen, Orte, Produkte, und der immer weiter aufgefüllt wird. Die Software ist darauf trainiert, selbstständig Muster und Zusammenhänge bis hin zu subtilsten Merkmalen zu erkennen und so der Welt um sie herum einen Sinn zuzuordnen. Der Autopilot eines selbstfahrenden Autos würde aus dem Auftauchen lauter gelber Streifen und orangefarbener Hütchen zum Beispiel schließen, dass der Wagen sich einer Baustelle nähert.
Ist das System zu einer abschließenden Bewertung gekommen, leitet es daraus Handlungen, Entscheidungen und Empfehlungen ab – es bremst etwa das Auto ab. Beim sogenannten Deep Learning, der fortschrittlichsten Anwendung künstlicher Intelligenz, fließen die Erfahrungen aus den eigenen Reaktionen zurück ins System. Es lernt zum Beispiel, dass es zu abrupt gebremst hat und wird dies beim nächsten Mal anpassen.
Was ist mit der Freiheit? Ist für sie kein Platz mehr in der Zukunft reserviert?
Wir Menschen begannen als eine Spezies, die in sehr kleinen Gemeinschaften lebte und deren Überleben weitgehend von den Fähigkeiten dieser geschlossenen Gruppen abhing. Aber im Laufe der Geschichte – und das beschleunigt sich – agierten wir mehr und mehr wie Ameisen, die in immer größeren Kolonien leben, in denen das Überleben jedes Mitglieds auf konstanter Kooperation mit allen anderen beruht. Sobald Sie ein Immunsystem aus Nanobots haben, hängt Ihr Leben buchstäblich an externen Updates.
Was aber, wenn sich nicht jeder ein bionisches Upgrade wird leisten können? Und welchen Platz werden wir Menschen überhaupt einnehmen in einer Gesellschaft voller künstlicher Superintelligenzen?
Das wird eine der größten Fragen sein. Vielleicht erleben wir das Aufkommen einer Klasse der Nutzlosen. Millionen von Menschen, die nichts besser erledigen können als künstliche Intelligenzen. Sobald selbstfahrende Autos, Doktoren-Bots und Google Translate ihren Job besser machen, brauchen wir keine Taxifahrer, Ärzte oder Übersetzer mehr. Das Problem wird nicht sein, diese Menschen zu ernähren. Das wird einfach mit all den neuen Technologien. Die wirkliche Herausforderung wird darin bestehen, diesen Menschen einen Sinn im Leben zu geben und sie zu beschäftigen.
Haben Sie einen Vorschlag?
Niemand hat derzeit ein gutes Modell entwickelt, um diese Situation anzugehen. Manche sagen, Computerspiele werden die Lösung sein: Die Leute werden einfach mehr und mehr Zeit ihres Lebens in virtuellen Welten verbringen. Das werde ihnen viel mehr interessante Beschäftigung und emotionale Anregung bieten als alles, was es in der Realität zu erleben gäbe.
Schneller schlau: Die Robotergesetze
Isaac Asimov (1920-1992), der zu den wichtigsten Science-Fiction-Schriftstellern der Literaturgeschichte gehört, hat mehrere Robotergesetze entworfen. Drei beschrieb der amerikanische Autor („Ich, der Robot“) russischer Herkunft erstmals 1942.
„Ein Roboter darf Menschen nicht verletzen oder durch Untätigkeit dulden, dass Menschen zu Schaden kommen.“
„Ein Roboter hat allen Anweisungen von Menschen zu gehorchen, außer er gerät dadurch mit dem ersten Gesetz in Konflikt.“
„Ein Roboter muss sich selbst schützen, außer er gerät dadurch mit dem ersten oder dem zweiten Gesetz in Konflikt.“
Später fügte Asimov noch das „Nullte Gesetz“ hinzu. Es lautet: „Ein Roboter darf der Menschheit keinen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit dulden, dass die Menschheit zu Schaden kommt.“
Klingt ziemlich deprimierend.
Die Menschen spielen seit mindestens 2000 Jahren schon ein ganz besonderes Virtual-Reality-Spiel. Wir nennen es Religion, und dieses Spiel gibt Milliarden von Erdenbewohnern Sinn im Leben.
Das meinen Sie nicht ernst.
In Religionen haben sich Menschen schon immer Gesetze gegeben, die nur in ihrer Vorstellung existieren: Wenn du zur Beichte gehst, gewinnst du Punkte, wenn du sündigst, verlierst du Punkte. Und wer im Leben genug Punkte gesammelt hat, erreicht nach dem Tod das nächste Level. So gesehen könnte die Idee, dass Menschen in 50 Jahren hauptsächlich im Cyberspace leben und sich dort mit Spielen die Zeit vertreiben, nicht so neu sein, wie viele denken.