Aufwändige Check-up Untersuchungen Das Abzockgeschäft mit der Gesundheit von Managern

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Notwendige Check-ups bezahlt die Krankenkasse

KPMG macht es anders. Die Gesellschaft für Wirtschaftsprüfung und Beratung mit Hauptsitz in Berlin hat sich als Partner Klinikketten gesucht, die deutschlandweit aufgestellt sind, sodass die Mitarbeiter vor Ort betreut werden können. KPMG hat seinen gewünschten Leistungsumfang 2012 bundesweit ausgeschrieben. Bei der Kliniksuche hat Volker Penter, Chef des zuständigen Healthcare-Bereichs bei KPMG, diese Erfahrung gemacht: „Es lohnt sich, die Preise zu vergleichen. Für die gleiche Leistung kann man bei nicht spezialisierten Anbietern schnell das Vielfache zahlen.“

Was ist sinnvoll?

Zum Vorsorge-Spezialist erklärt sich heute jeder, der über die nötigen Ärzte und Apparate verfügt. Doch was ist medizinisch wirklich sinnvoll, was ist Geldschneiderei, und was ist schon gefährlich?

Konrad Schultz, medizinischer Direktor der Klinik Bad Reichenhall der Deutschen Rentenversicherung, einer renommierten Rehabilitationsklinik für Atmungsorgane und Orthopädie, sieht All-inclusive-Anbieter auf Selbstzahlerbasis zum Teil kritisch: „Ein sinnvoller privater Check bietet zumeist das, was die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen würden. Denn die decken nahezu alles wirklich Wichtige ab.“ Dazu zählten unter anderem Blutdruck-Kontrolle, Belastungs-EKG, Cholesterin- und Diabetes-Werte, Krebsvorsorge.

Sinnvolle Erweiterungen im Angebot sind aus Sicht von Doktor Schultz alle Untersuchungen, für deren Notwendigkeit es real existierende Anzeichen gibt – die deshalb auch die Kassen bezahlen würden. Dazu gehört zum Beispiel ein Lungenfunktionstest für Raucher. „Viele unterschätzen Symptome und Risiken“, warnt Schultz. Beispielsweise sollten Menschen, die ständig müde und zudem übergewichtig sind, ihre Partner fragen, ob sie nachts schnarchen und womöglich Atemaussetzer haben. Dann sei ein Schlafapnoe-Screening wichtig.

Doch untersuchen lässt sich noch viel mehr. So bieten einige Kliniken Magen- und Darmspiegelungen an wie Aldi frische Semmeln. Radiologische Untersuchungen wie Computertomografien (CT) oder Schnittbilder aus einer Magnetresonanztomografie (MRT) sind ebenfalls häufig im Angebot – auch ganz ohne Anfangsverdacht, einfach für das gute Gefühl vermeintlicher Sicherheit. „Patienten unterschätzen dabei häufig die hohe Strahlenbelastung bei einem CT“, warnt Klinikchef Schultz. Das Gleiche gilt für die Risiken invasiver Therapien wie einer Spiegelung. Womöglich schlimmer sind falsche Verdachtsdiagnosen aufgrund dieser Bilder, die den Patienten in Angst und Schrecken versetzen.

Und dann gibt es noch die Angebote, die GKV-Versicherte als Igel-Leistung kennen: mal mehr und mal weniger sinnvolle Untersuchungen, die grundsätzlich privat bezahlt werden müssen. Diese lukrative Einnahmequelle reizen auch manche Check-up-Kliniken aus.

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