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Biotech gegen Krebs„Chemotherapie in der Zelle“ – Münchner Gründer starten mit Rekordsumme durch

Mit einer beachtlichen Finanzierungsrunde will das Start-up Tubulis neuartige Krebstherapien vorantreiben. Was macht die Technik der Gründer so interessant?Andreas Menn 15.10.2025 - 13:28 Uhr
Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), wie sie Tubulis entwickelt, liefern Zellgifte gezielt in Tumoren ab (Schaubild). Foto: imago images

Krebs bekämpfen, besser und verträglicher als mit Chemotherapien: Mit diesem Ziel ging vor sechs Jahren das Gründerteam von Tubulis an den Start. Nun hat das Start-up aus München eine rekordverdächtige Finanzierungsrunde abgeschlossen, die Summe: 308 Millionen Euro.

Laut Tubulis ist das die bisher größte Serie-C-Finanzierungsrunde für ein Biotech-Start-up in Europa. Schon im vergangenen Jahr hatte Tubulis beachtliche 128 Millionen Euro eingesammelt. Damit sieht sich das Start-up als bestfinanziertes privates Unternehmen weltweit, das an sogenannten Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten (ADCs) arbeitet.

ADCs sind eine relativ junge Klasse von Therapeutika – und eine große Hoffnung im Kampf gegen Krebs. Sie bestehen aus speziellen Antikörpern, an die ein Zellgift angekoppelt wird – das dann zielgerichtet zum Tumor transportiert wird, um ihn zu zerstören. „Der Tumor wird gekillt und im besten Fall das gesunde Gewebe verschont“, sagt Dominik Schumacher, CEO von Tubulis.

Chemotherapie in der Zelle

Es geht also quasi um eine gezielte Chemotherapie in der Krebszelle – aber mit weniger Nebenwirkungen als bisherige Chemotherapien, die auch gesunde Zellen angreifen können. Bei herkömmlichen Chemotherapien muss mitunter deshalb die Dosis reduziert oder die Therapie ganz abgebrochen werden. ADCs versprechen bessere Therapieerfolge und eine höhere Lebensqualität der Patienten.

Entwickelt neue Therapien gegen Krebs: Das aktuelle Managerteam von Tubulis. Foto: PR

Tubulis hat schon mehrere Wirkstoff-Kandidaten in klinische Studien gebracht – darunter TUB-040, der bei Patientinnen mit Eierstockkrebs beziehungsweise mit nicht kleinzelligem Lungenkrebs getestet wird. Mit der neuen Finanzierungsrunde soll das Mittel nun auch für frühere Krebsstadien und andere Tumoren getestet werden.

Das Interesse in der Branche ist groß: In den vergangenen Jahren hat Tubulis bereits Vereinbarungen mit den US-Pharmakonzernen Bristol Myers Squibb und Gilead getroffen – die letztere könnte den Münchener Gründern bis zu 465 Millionen Dollar einbringen.

Das erste Antikörper-Wirkstoff-Konjugat wurde im Jahr 2000 zugelassen, zeitweise aus Sorge vor Sicherheitsrisiken aber vom Markt genommen. Heute sind zahlreiche Mittel zugelassen – seit dem Jahr 2017 sind 15 neue ADCs auf den Markt gebracht worden, so eine Statistik des IQVIA Institute for Human Data Science. Im Jahr 2024 gingen 284 ADC-Kandidaten in klinische Studien – 100 mehr als im Vorjahr.

Ganz ohne Nebenwirkung kommen die Mittel mitunter auch nicht aus. Darum ist das Ziel nun, stabilere ADC-Moleküle zu bauen, bei denen sich das Zellgift nicht schon in gesundem Gewebe löst und Schaden anrichtet. Auch geht es darum, weitere Krebsarten mit den Mitteln zu adressieren.

Den Tumor einfrieren

Tubulis will sich mit einem eigenen technischen Ansatz von der Konkurrenz abheben. „Wir haben eine komplett neuartige Chemie entwickelt“, sagt CEO Schumacher. Sie ermögliche es, ADCs sehr flexibel zu bauen, sodass die Moleküle gut zu den Zielmolekülen auf den jeweiligen Krebszellen passten. Zudem könne die Technik die Wirkstoffmenge maximieren, die zum Tumor gebracht wird.

Das Ziel sei, Tumoren künftig in Schach zu halten und sozusagen einzufrieren, sagt Schumacher. „Wir wollen in der Lage sein, die Krankheit so einzudämmen, dass Patienten ihr Leben mit guter Lebensqualität weiterleben können.“ Der Krebs wäre also zwar nicht völlig geheilt, würde aber den Alltag nicht mehr stark belasten.

„Wir wollen ein führender Innovationstreiber im Bereich der ADCs sein“, sagt Schumacher. Anders als manche Konkurrenten kann das Start-up laufende klinische Studien vorweisen. „Wir behandeln Patienten mit unseren Molekülen“, sagt Schumacher. Auf dem Forschungskongress ESMO in Berlin will Tubulis Ende der Woche Ergebnisse präsentieren.

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