Brain at work 7 wichtige Erkenntnisse über das Gehirn im Job

Das Gehirn ist die Schaltzentrale, die unser Leben bestimmt. Hirnforscher untersuchen, wie unser komplexes Nervensystem funktioniert. Ihre Erkenntnisse geben Hinweise, wie wir besser, schneller und effizienter arbeiten können.

1. Eins nach dem anderenIn einer Besprechung sitzen und zuhören und dabei gleichzeitig auf dem Smartphone E-Mails beantworten – was viele stolz als die Fähigkeit zum Multitasking bezeichnen, ist laut Hirnforschern ungesund. Wenn wir uns auf eine Aufgabe konzentrieren, wird der vordere Teil unseres Gehirns, der präfrontale Kortex, aktiviert. Beide Hälften des präfrontalen Kortex arbeiten gemeinsam daran, unsere Aufmerksamkeit auf die Erfüllung dieser Aufgabe zu richten. Beim Multitasking hingegen versuchen die rechte und die linke Hälfte unabhängig voneinander zu arbeiten, sie schalten immer wieder blitzschnell hin und her. Studien zeigen, dass Menschen beim Multitasking drei Mal mehr Fehler machen und Details vergessen als wenn sie sich nur auf eine Aufgabe konzentrieren. Bei einem Experiment am University College London schnitten Teilnehmer, die mehrere kognitive Aufgaben gleichzeitig bearbeiteten, in einem IQ-Test ähnlich schlecht ab wie Teilnehmer, die die Nacht durchgemacht hatten. Die Lösung: statt Arbeiten parallel zu erledigen lieber Aufgaben nacheinander abarbeiten. Für jede Aufgabe können Sie sich vorab eine festgelegte Zeitspanne setzen, zum Beispiel 20 Minuten. Wenn die Zeit abgelaufen ist, widmen Sie sich 20 Minuten lang der nächsten Aufgabe.Mehr über das Gehirn - und das Geschäft mit ihm - lesen Sie in der großen Titelgeschichte der WirtschaftsWoche. Quelle: Fotolia
2. 15 Minuten Einsamkeit am TagIn einer Zeit der permanenten Reizüberflutung werden wir ständig abgelenkt: von eingehenden E-Mails, aufblitzenden Nachrichten auf dem Smartphone-Bildschirm oder klingelnden Telefonen. Forscher der Stanford University haben herausgefunden, dass solche Ablenkungen die Fähigkeit des Hirns beeinträchtigen, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden. Deshalb raten die beiden US-Forscher Mike Erwin und Ray Kathledge in ihrem Buch „Lead Yourself First“ zur Einsamkeit – zumindest in Dosen. Sie definieren Einsamkeit als einen Gemütszustand, in dem man sich ohne Ablenkung auf seine eigenen Gedanken konzentrieren und ein Problem in Ruhe durchdenken kann. Deshalb empfehlen Erwin und Kathledge Managern, 15-minütige „Einsamkeits-Perioden“ in den Kalender einzutragen. In dieser Zeit sollten sie sich allein zurückziehen und dabei weder Mails beantworten noch Zeitfressern wie Social Media Aufmerksamkeit schenken. Die Zeit dient der Reflektion über Prioritäten: Wie wollen Sie ihre Energie am besten einteilen? Auf welche Meetings können Sie verzichten? Wofür möchten Sie mehr Zeit aufwenden? Statt einer „To Do“-Liste können Sie die Zeit nutzen, um eine „Stop doing“-Liste erstellen. Nach diesen 15 Minuten können Sie fokussierter weiterarbeiten. Quelle: Fotolia
3. Pausen zum TagträumenSitzen Sie manchmal im Büro und arbeiten non-stop, weil Sie Angst haben, dass eine Pause Sie noch weiter zurückwerfen könnte? Legen Sie auf jeden Fall trotzdem kurze Pausen ein, am besten wenn sie von einer Aufgabe zur nächsten wechseln. Forscher der University of California in Santa Barbara haben herausgefunden, dass Tagträumen einen positiven Effekt auf die Leistung des Gehirns haben kann. In einem Experiment baten sie die Teilnehmer, alternative Verwendungsmöglichkeiten für Alltagsobjekte wie Eierkartons zu überlegen. Alle Teilnehmer hatten zwischendurch eine 12-minütige Pause, in der sie entweder eine schwierige Gedächtnisübung machten, sich ausruhten oder eine Übung machten, die zum Tagträumen anregte. Danach folgten weitere Alltagsgegenstände. Die Gruppe, die in der Pause geträumt hatte, schnitt 41 Prozent besser ab als die Gruppe, die sich in der Pause auf eine andere mentale Übung konzentriert hatte. Quelle: Fotolia
4. Schlechte Angewohnheiten austauschenDie einen checken ständig ihre Social-Media-Kanäle, die anderen kauen an den Fingernägeln oder greifen immer wieder zu Schokolade. Jeder hat schlechte Angewohnheiten, die er gerne ablegen würde. Eine Gewohnheit ist letztlich eine Schleife aus Auslöser, Routine und Belohnung. Anfang der 90er Jahre wurden am MIT Experimente mit Ratten durchgeführt, die zeigten: Je öfter die Ratten dieselbe Aufgabe durchführten, desto geringer waren die gemessenen Hirnaktivitäten. Je weniger eine Aufgabe zur Gewohnheit wird, desto weniger müssen wir darüber nachdenken. In seinem Buch „The Power of Habit“ rät der US-Journalist Charles Duhigg dazu, nicht die ganze Gewohnheit abzulegen, sondern lediglich die Routine zu ändern. Wenn Sie beispielsweise ständig ihren Newsfeed checken, analysieren Sie zunächst den Auslöser. Wann und warum tun Sie das? Wenn Sie gelangweilt sind? Dann finden Sie eine stimulierendere Routine, die das Scrollen am Handy ersetzt. Quelle: Fotolia
5. Um Kollegen kümmernWeniger mit den Kollegen quatschen und stattdessen auf die Arbeit konzentrieren – so lautet das Credo in vielen Büros. Mehrere Studien zeigen jedoch, dass soziale Beziehungen und Vertrauen zu den Kollegen zu produktiverer Leistung führen. Eine Studie mit Softwareentwicklern im Silicon Valley hat ergeben, dass Studienteilnehmer, die ihren Kollegen helfen, nicht nur Respekt und Vertrauen gewinnen, sondern auch produktiver arbeiten als solche, die ihre Kollegen ignorieren. Vertrauen setzt das Hormon Oxytocin im Hirn frei. Das wiederum erhöht die Empathie, die für das Zusammenarbeiten hilfreich ist. In sogenannten „High-Trust-Companies“ sind die Mitarbeiter weniger gestresst, haben mehr Energie, sind produktiver, seltener krank und insgesamt zufriedener mit ihrem Leben. Quelle: Fotolia
6. Ausreichend SchlafEin Forscherteam der Uniklinik Freiburg hat herausgefunden, dass das Hirn im Schlaf aufräumt. Während wir tagsüber Informationen aufnehmen und dabei im Hirn Synapsen stärken oder neu anlegen, baut das Gehirn im Schlaf die unwichtigen Verbindungen wieder ab oder schwächt sie. Nur wichtige Synapsen bleiben bestehen oder werden gestärkt. So schafft das Hirn Platz, um neue Informationen zu speichern. Die Forscher verglichen die Hirnaktivität von 20 Probanden nach einer durchschlafenen und einer durchwachten Nacht. Die Probanden mit Schlafmangel konnten sich schlechter erinnern und schlechter neue Informationen aufnehmen. Quelle: Fotolia
7. Ab 40 weniger arbeitenEin australisches Forscherteam hat herausgefunden, dass Über-40-Jährige am leistungsfähigsten sind, wenn sie nur 20 bis 40 Stunden pro Woche arbeiten. Die Wissenschaftler führten dafür Intelligenztests mit 6.500 Australiern über 40 durch. Solange die Probanden weniger als 25 Stunden pro Woche arbeiteten, nahmen ihre kognitiven Fähigkeiten zu. Wenn sie länger arbeiteten, konnten sie sich schlechter erinnern und Probleme lösen. Grundsätzlich stimuliert Arbeit die Hirnleistung, aber lange Arbeitsstunden bewirken Müdigkeit und Stress – und können den kognitiven Fähigkeiten schaden. Die Forscher empfehlen deshalb, dass Arbeitnehmer über 40 nur noch in Teilzeit arbeiten sollten. Quelle: Fotolia
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