Deutschlands Gastronomen fühlen sich in der Coronakrise zunehmend von Politikern und Behörden allein gelassen: Nicht nur die teilweise verordneten Sperrstunden setzen ihnen zu. Es geht auch um Unterstützung, die sich vor allem diejenigen erhoffen, die mit neuen Technologien den Restaurantbesuch ihrer Gäste etwas sicherer machen wollen – um so von ihrem Geschäft zu retten, was in diesem schwierigen Zeiten zu retten ist.
So versuchen einige Wirte, ihre Räumlichkeiten mit Luftfiltern auszustatten und so auch in der kalten Jahreszeit Gäste zu locken. Doch bis heute gibt es für diese Filter keine Zertifizierung oder ähnliche Anhaltspunkte, welche Geräte sich im Kampf gegen das Coronavirus eignen.
Das sei ein massives Problem, klagt ein Düsseldorfer Gastwirt. Er befürchtet, dass die Behörden im Laufe des Winters doch noch Regeln aufstellen – und er dann bereits für viel Geld installierte Technik doch nicht mehr einsetzen darf. Für seine Restaurantfläche seien immerhin Geräte notwendig, deren Stückpreis über 10.000 Euro liegt. Ohne Rechtssicherheit tue er sich schwer, eine solche Investition zu stemmen.
Tatsächlich gibt es inzwischen eine wahre Geräteflut und zahlreiche konkurrierende Technologien: Einige Geräte funktionieren mit sogenannten Hepa-Filtern, die die feinen Aerosoltröpfchen über engmaschiges Vlies aus der Luft fischen. Andere Geräte bekämpfen das Virus mit UV-C Licht, welches das Erbgut des Erregers so verändert, dass er sich in einem Wirt nicht vermehren kann. Wieder andere Geräte setzen auf Ozon, ein Gas, dessen Moleküle sich mit denen des Virus verbinden und es so zerstören. Und manche nutzen auch eine Kombination der Techniken.
Welche Geräte sich für Gastronomen eignen, darüber gibt es von den Behörden bislang nur sehr vage und oft widersprüchliche Aussagen. So verweisen städtische Ämter bei der Frage etwa in Nordrhein-Westfalen an das Gesundheitsministerium des Landes. Das wiederum bezeichnet das Robert-Koch-Institut (RKI) als zuständig. Und das RKI wiederum verweist für Informationen auf das Umweltbundesamt sowie die Aerosol-Experten der TU Berlin.
Verwirrung vom Umweltbundesamt
Vom Umweltbundesamt gibt es für Gastronomen derweil wenig zu hören, das sie zu einer Anschaffung von Luftfiltern ermuntern würde: Der Einsatz von mobilen Luftreinigern mit integrierten Hepa-Filtern reiche nicht aus, um wirkungsvoll über eine längere Dauer Schwebepartikel wie Viren aus der Raumluft zu entfernen. Dazu wäre eine exakte Erfassung der Luftströmung im Raum ebenso erforderlich, wie eine gezielte Platzierung der mobilen Geräte. Der Einsatz solcher Geräte könne Lüftungsmaßnahmen somit nicht ersetzen, sollte allenfalls flankierend in solchen Fällen erfolgen. Die Erreger mittels Ozon oder UV-Licht zu bekämpfen, lehnt das Amt aus gesundheitlichen Gründen und aus Sicherheitsgründen komplett ab, heißt es in einer Stellungnahme der Kommission Innenraumlufthygiene am Umweltbundesamt.
An anderer Stelle heißt es von dem Amt jedoch, der Einsatz von UV-C Strahlung könne zu einer Reduktion der Viruslast in der Raumluft theoretisch beitragen, „weil diese grundsätzlich in der Lage sei, Bakterien abzutöten und Viren zu inaktivieren“. Man betrachte den Einsatz nur „für den nicht gewerblichen Einsatz“ etwa in Wohnungen als kritisch.
Etwas zuversichtlicher als das Umweltbundesamt äußert sich Martin Kriegel, Leiter des Hermann-Rietschel-Instituts an der TU Berlin: Die wichtigste Maßnahme, um eine gute Luftqualität herzustellen, sei die Frischluftzufuhr. Ergänzend könne ein Gastronom Umluftfiltergeräte einsetzen. Die müssten dann aber eine nennenswerte Leistung haben: Ab 1000 Kubikmeter gefilterter Luftmenge pro Stunde würden sie einen sinnvollen Beitrag leisten. Vom Aufstellungsort hänge ab, ob das Raumvolumen tatsächlich in Gänze erfasst wird. Solche Filtergeräte würden keine komplett saubere Luft im Raum herstellen, sondern ein Gemisch, das immer noch Viren enthält, wenn auch weniger.