Coronavirus und die Folgen Wie groß werden die Einschnitte noch?

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„Es wird Maßnahmen erfordern, die zu wirtschaftlichem Abschwung führen“

In der Lombardei sei der Zustand längst erreicht, berichten Ärzte. Inzwischen ist die Lage so prekär, dass der Verband der Fachärzte für Intensivtherapie warnt, man werde bei einer weiteren Zunahme der Patientenzahl eine Altersgrenze für die Aufnahme in Intensivpflege setzen müssen:  Lebensrettende Maßnahmen – vor allem die Beatmung von Kranken mit schweren Lungenentzündungen – wären dann den jüngeren Patienten vorbehalten mit besseren Heilungs- und Überlebenschancen. Ältere müsste man sterben lassen.

Damit es hierzulande möglichst nicht so weit kommt, versuchen die Behörden nun, das Infektionstempo zu bremsen, ohne allzu weitgehend ins Alltagsleben der Menschen einzugreifen. „Wir können die Welt nicht anhalten und das gesellschaftliche Leben zum Erliegen bringen“, sagt Katastrophenschützer Fritzen. Es gelte, zwischen Risiken und Nutzen einzelner Maßnahmen abzuwägen. „Öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, ist zwingend erforderlich, um das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten – anders als die Teilnahme an vermeidbaren Ansammlungen, wie etwa Sportevents oder Festivals.“

Das bedeutet aus Sicht professioneller Katastrophenschützer aber auch, dass Unternehmen prüfen sollten, ob und welche Beschäftigten an Büroarbeitsplätzen abkömmlich sind

„Jeder Mitarbeiter, der seinen Job auch von zuhause aus machen kann, ist einer, der sich unterwegs weniger anstecken oder eine Infektion ins Unternehmen oder nach Hause tragen kann“, heißt es etwa aus dem Katastrophenschutzstab einer großen deutschen Hilfsorganisation. 

Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät in seinem Handbuch Betriebliche Pandemieplanung unter anderem dazu, Heimarbeitsplätze einzurichten, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.

Denn dies prognostizieren Experten: Die wirtschaftlichen Folgen von Corona werden sich nicht auf sinkende Börsenkurse, den Ausfall von Messen oder stockende Lieferketten beschränken. Daneben wird sich auch der zeitweilige Ausfall Tausender Beschäftigter bundesweit in der Produktivität der deutschen Unternehmen niederschlagen, wenn die entweder selbst erkrankt oder für längere Zeit in Quarantäne sind.

Zielkonflikt für die Politik

Zunächst einmal werden die staatlichen Restriktionen wohl eindeutig zulasten der Unternehmen gehen, wie die Autoren eines aktuellen Beitrags im renommierten britischen Wissenschaftsmagazin „The Lancet“ schreiben. 

Die Regierungen steckten in einem Zielkonflikt: Es werde nicht gelingen, die Zahl der Toten durch die Corona-Erkrankung und den wirtschaftlichen Schaden durch die Verbreitung des Virus gleichermaßen zu minimieren. „Die Sterblichkeit aufs niedrigstmögliche Maß zu senken und die Ausbreitung der Epidemie zu bremsen, wird zwangsläufig Maßnahmen erfordern, die zu einem wirtschaftlichen Abschwung führen“, so die Autoren im Lancet.

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