Denn gelänge das irre Abenteuer, wäre Dänemark nach Russland, den USA und China nicht nur das vierte Land der Welt, das Menschen in den Weltraum befördert hat. Der Billigflieger ins All würde auch die Vorstellung pulverisieren, dass Raumfahrt teuer und kompliziert sein muss. „Die Welt ist heute eine große Box voller Legosteine“, sagt Madsen. „Setze die richtigen Steine zusammen, und du hast ein Raumschiff.“
Star Trek im Lego-Land: Anders als etwa der britische Multiunternehmer Richard Branson oder der US-Investor Elon Musk, die mit Virgin Galactic und SpaceX kommerzielle Raketenprojekte vorantreiben, verfolgen die beiden Dänen bislang nur ideelle Ziele: „Wir wollen den Pioniergeist in uns befriedigen, wollen die Grenzen des Möglichen sprengen“, sagt von Bengston. „Wir treten den Beweis an, dass sich alle Aufgaben meistern lassen, wenn man mit konventionellen Denkmustern bricht.“
Tatsächlich arbeiten bereits Enthusiasten rund um den Globus daran, mit einfachen Mitteln den Weltraum zu erobern. Studenten lassen Kameras an Ballons in die Stratosphäre steigen, Raumfahrtclubs bauen Rover, die sie zum Mond schicken wollen. Doch mit ihrem bemannten Flug ins All übertreffen die Dänen alle anderen in ihren Ambitionen.
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20 Minuten Freiheit - Madsens Flug ins All
Die Rakete startet von einer Plattform im Meer
Abtrennung der Rettungsrakete von der Raumkapsel und weiterer Anstieg bis auf 120 Kilometer Höhe
Die Raumkapsel trennt sich von der Rakete und fällt danach hinab
Schöner Ausblick auf die Erde, drei bis fünf Minuten Schwerelosigkeit
Ein Bremsschirm öffnet sich in etwa 50 Kilometer Höhe
In fünf Kilometer Höhe bremst in Fallschirm den Sturz weiter ab
Die Kapsel landet im Meer, Bojen halten sie aufrecht
Ablauf der ersten bemannten Mission
Die Copenhagen Suborbitals sind damit schon weit gekommen. Noch feilen sie zwar an den technischen Details und testen das optimale Material für Rakete und Raumkapsel. Doch der Ablauf der ersten bemannten Mission ist schon durchgeplant: Madsen will mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit bis auf 120 Kilometer Höhe fliegen. Nach fünf Minuten Aufstieg sollen Sprengladungen zünden und die Trägerrakete von der Kapsel trennen. Diese stürzt anschließend zurück zur Erde. Ihre Lage stabilisiert sie mithilfe von acht Düsen. Bei etwa 50 Kilometern über der Erde öffnen sich Fallschirme und bremsen den Sturz. 20 Minuten nach dem Start soll die Kapsel auf dem Meer landen.
Mit diesem Raumflug hoffen die Dänen dreimal höher zu kommen als der Extremsportler Felix Baumgartner, der vergangenes Jahr mit dem Fallschirm aus der Stratosphäre absprang. Der Österreicher hatte einen Brausekonzern als Finanzier – Madsen und von Bengtson dagegen verdienen ihren Lebensunterhalt derzeit allein mit Vorträgen. Ihr Projekt finanziert sich aus Sachspenden von Unternehmen und Geld, das rund 800 Unterstützer regelmäßig überweisen. So kommen jedes Jahr rund 60.000 Dollar zusammen. Nicht viel. Aber Madsen sieht darin eine Chance: „Wenn du alles Geld bekommst, das du haben willst, hörst du auf, für dein Projekt zu kämpfen.“