Dänen entwickeln Raumkapsel Mit dem Baumarkt-Raumschiff ins All

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Unmögliches möglich machen

Feuerprobe auf dem Meer - Raumkapsel Tycho Deep Space mit Dummy Quelle: Presse

Weltraumbehörden simulieren solche Kräfte in speziellen Zentrifugen. Die Dänen finden ihr Testgerät im Kopenhagener Vergnügungspark Tivoli. Dort gibt es ein Karussell, das 5-G erreicht – wenn der Betreiber das Tempolimit abschaltet. „Wir haben das Karussell für einen halben Tag gemietet im Tausch gegen Peters U-Boot“, erzählt von Bengtson. „Mir war noch Tage später schlecht.“

Es gibt Menschen, die sehen überall nur Hindernisse. Und es gibt Menschen, die entdecken in allem neue Chancen. Wie die beiden dänischen Amateurastronauten. Sie sind getrieben von der Idee, scheinbar Unmögliches möglich zu machen: Weil kein Fallschirmhersteller bereit ist, ihnen einen Bremsschirm zu bauen – wohl aus Angst vor Fehlschlägen –, schneidern sie ihr eigenes Tuch. Und sie gewinnen einen befreundeten Fallschirmspringer für einen Test. Er landet sicher.

Im Hitzeschild verbauen sie Korkplatten aus einem Teppichladen. Das Material müsste einem Suborbitalflug standhalten, haben die Weltraum-Enthusiasten ausgerechnet. Ob das stimmt, muss ein Probeflug erweisen. „Drei Viertel unserer Zeit verbringen wir mit Tests“, sagt Madsen.

Katastrophen in der bemannten Raumfahrt

Und immer wieder gehen Dinge schief. Einmal will die Rakete nicht zünden. Grund ist, wie sich herausstellt, der Stromausfall eines Haarföns. Den hat Madsen montiert, um die Treibstoffleitungen warmzuhalten. Ein andermal explodiert ein komplettes Raketentriebwerk – zum Glück wird niemand verletzt. Akribisch arbeiten die Dänen die Fehlerliste ab.

Radikale Sparsamkeit

Und sie verordnen sich radikale Sparsamkeit. Die Raumfähre Apollo 11, die im Jahr 1969 die ersten Menschen zum Mond brachte, war aus mehr als zwei Millionen Elementen zusammengesetzt. Ihr Raumschiff wird nur wenige Hundert Teile haben, sagt von Bengtson. Je mehr Teile, desto größer das Risiko, das eines kaputtgeht.

Inzwischen arbeitet er am dritten Prototyp seiner Kapsel. Sie ähnelt einem Ufo mit dem neonfarbenen Anstrich einer Boje. So ist sie nach der Landung im Meer am besten zu finden. Im Innern ist ein Sitz montiert, in dem sich Madsen bei seinem Flug mit angezogenen Beinen anschnallen soll. Durch ein Sichtfenster will er unterwegs die Aussicht auf die Erde genießen.

Kühl-Shirt für Astronauten (zum Vergrößern bitte Bild anklicken) Quelle: Presse

Der Genuss wird sich in Grenzen halten. Es dürfte im Sonnenlicht schnell warm werden in der engen Kabine. Damit er nicht schon beim Warten auf den Start ohnmächtig wird, soll Madsen eine selbst konstruierte Kühlweste tragen: ein Laufshirt mit einem gewundenen Plastikröhrchen, durch das kühles Wasser fließt und die Körperwärme abführt.

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