
Jungfrauen sind selbstkritische Perfektionisten, Zwillinge sind besonders kontaktfreudig und liebenswürdig - der Zeitpunkt unserer Geburt wird schon seit Langem von der Astrologie mit bestimmten Persönlichkeitszügen in Verbindung gebracht.
Nun hat eine ungarische Forschergruppe beim Kongress des European College of Neuropsychopharmacology (ECNP) in Berlin eine neue Studie vorgestellt. Dabei zeigte sich laut der leitenden Wissenschaftlerin Xenia Gonda, dass es tatsächlich einen Zusammenhang gibt.
Demnach haben Menschen, die zu bestimmten Jahreszeiten geboren werden, ein höheres Risiko, an affektiven Störungen zu erkranken. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von psychischen Störungen, die drastische Stimmungsschwankungen bezeichnet.





Laut Gonda zeigten biochemische Untersuchungen, dass die Jahreszeit, in der jemand geboren wird, einen Einfluss auf bestimmte Botenstoffe im Gehirn hat. Diese sogenannten Neurotransmitter, etwa Dopamin oder Serotonin, beeinflussen unsere Stimmung. Vor diesem Hintergrund schaute sich die Forschergruppe 400 Menschen und ihre Persönlichkeit an, und brachte diese Daten mit dem Zeitpunkt ihrer Geburt überein.
Bei der Auswertung zeigte sich, dass die Störung Zyklothymie (charakterisiert durch schnelle, regelmäßige Stimmungsschwankungen zwischen traurigen und fröhlichen Phasen) signifikant häufiger bei Menschen auftritt, die im Sommer geboren wurden. Menschen, die im Frühling und Sommer geboren werden, zeigen zudem eine stärkere Neigung zu Hyperthymie (übersteigerte emotionale Erregbarkeit, überdrehte Fröhlichkeit).
Wer in den Wintermonaten geboren wurde, war signifikant weniger anfällig für ein reizbares, nervöses Temperament. Und Menschen, die im Herbst zur Welt kamen, neigten deutlich weniger zu Depressionen als die Menschen, die im Winter geboren werden.





ECNP-Professor Eduard Vieta erklärte zu den Forschungsergebnissen: "Sowohl genetische als auch Umwelt-Faktoren bestimmen das Temperament eines Menschen - nun wissen wir, dass auch die Jahreszeit zum Zeitpunkt der Geburt eine Rolle spielt." Vor allem das gehäufte Auftreten eines hyperthymischen Temperaments bei im Sommer Geborenen sei faszinierend.
Xenia Gonda erklärte bei der Vorstellung der Studie: "Welcher Mechanismus dahinter steckt, können wir absolut nicht sagen." Die Forscher suchen nun nach genetischen Markern, die mit dem Geburtszeitpunkt und psychischen Störungen zusammenhängen könnten.