Der Deutsche Innovationspreis Ideen, die Leben retten

Von Filtern für Allergiker bis zum Labor für unterwegs: Diese 15 Projekte stehen auf der Shortlist für den Deutschen Innovationspreis 2017.

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In deutschen Unternehmen arbeiten viele kluge Köpfe. Aber wer sind bundesweit die innovativsten Großunternehmen, Mittelständler und Start-ups? Wir präsentieren die Finalisten des Deutschen Innovationspreises 2017; die Sieger stellen wir in Heft 15 vor. Wer 2018 mitmachen will, erfährt mehr unter: www.der-deutsche-innovationspreis.de

Mit der

Axa: Begleitschutz per App

Viele kennen das mulmige Gefühl, wenn sie allein unterwegs sind. Die Smartphone-App WayGuard der Axa-Versicherung in Köln arbeitet als kostenloser digitaler Begleitservice im Hintergrund: WayGuard übermittelt die Position des Nutzers an eine Leitstelle, die im Notfall Hilfe organisiert. Alternativ können sich Nutzer via App mit einem Begleiter aus dem Freundeskreis verbinden, der den Aufenthaltsort angezeigt bekommt. Ist man wohlbehalten am Ziel, werden alle automatisch benachrichtigt.

Die Software AX Semantics von aexea bringt Maschinen das Schreiben bei. Quelle: Presse

Aexea: Algorithmen als Autoren

Der Mittelständler Aexea aus Stuttgart hat eine Software entwickelt, die automatisch strukturierte Daten analysiert und darauf basierend Texte schreiben kann. Mehr noch: Die Anwendung arbeitet in 13 verschiedenen Sprachen, darunter Arabisch und Chinesisch. Zudem hat Aexea eine Bediensprache konzipiert, mittels der Redakteure und Texter dem Algorithmus ihren Schreibstil beibringen können. Die Stuttgarter wollen es mit dem Programm beispielsweise E-Commerce-Anbietern ermöglichen, Produkte im Ausland anzubieten, ohne dafür eigene Redaktionen aufbauen zu müssen.

Alere Technologies: Diagnose vor Ort

Eine Pandemie wie Ebola eindämmen kann nur, wer sie zügig als eine solche diagnostiziert. Das Thüringer Unternehmen Alere Technologies liefert dazu das nötige Werkzeug: ein Labor, das in eine Kartusche passt. Das System führt die Proben automatisiert durch. Üblicherweise liegen die Ergebnisse solcher Untersuchungen nach 24 Stunden vor. Mit der Technik lässt sich die Diagnose dort stellen, wo sich der Patient befindet. Denn der Analyseautomat braucht klimatisierte Räume ebenso wenig wie Fachpersonal.

AWP Präzisionsteile: Per Knopfdruck in die Waagerechte

Krankenhausbetten, Büromöbel, Autositze: All das lässt sich per Hebelmechanik verstellen – oder mit einer elektromagnetischen Steuerung, wie sie das badische Unternehmen AWP Präzisionsteile entwickelt hat. Der Mechanismus lässt sich per Knopfdruck aktivieren, was deutlich weniger Kraft erfordert. Und er wiegt auch weniger als bislang verbreitete Auslösesysteme. Das zählt vor allem dort, wo es auf jedes Gramm ankommt – etwa in der Luftfahrt. Zudem lässt sich das System sogar aus der Ferne steuern: Um alle 500 Sitze eines Kinosaals zu verstellen, genügt ein Tastendruck. Niemand muss durch die Reihen gehen und einzeln Hand anlegen.

A+ Composites: Superkräfte in Honig

Faserverbundstoffe sind ultraleicht und extrem haltbar, aber oft sündhaft teuer. Ohne die fest verschmolzenen Materialmixe aus hochfesten Spezialfasern und Kunststoffen wären viele Komponenten, etwa im Auto- oder Flugzeugbau, nicht denkbar. Allerdings macht der immense Produktionsaufwand die Hightechwerkstoffe für den Einsatz in anderen Anwendungsfeldern bisher unbezahlbar. Ein vom rheinland-pfälzischen Start-up A+ Composites entwickeltes Produktionsverfahren ändert das nun. Die Technik erlaubt es, die Hochleistungsfasern gleichermaßen perfekt und kostengünstig mit den erwärmten, an zähflüssigen Honig erinnernden Kunststoffen zu ummanteln. Das senkt die Kosten gegenüber herkömmlichen Produktionsverfahren um bis zu 80 Prozent.

Schnellere Überweisungen, Behandlung aus der Ferne und Operationen in Stereo

Bitwala: Schnellere Überweisung

Das Berliner Start-up Bitwala bietet das erste Bankkonto auf Blockchain-Basis an. Internationale Überweisungen können damit schnell und kostengünstig abgewickelt werden. Quelle: Presse

Das Berliner Start-up Bitwala bietet das erste Bankkonto auf Blockchain-Basis an, mit dem Kunden internationale Überweisungen billiger und schneller als bislang abwickeln können. Blockchains sind Datenbanken, in denen Datensätze über Transaktionen – zum Beispiel Käufe und Verkäufe – wie Perlen an einer Kette dezentral gespeichert sind. Auch die Digitalwährung Bitcoin basiert darauf. Bitwala verbindet damit europäische Länder, die für Überweisungen die Sepa-Kürzel verwenden, auf einfache Weise mit Asien, Amerika und Afrika. Das Unternehmen arbeitet mit 20 Währungen; je nach Zahlungsmittel dauern Überweisungen eine Stunde bis maximal drei Bankarbeitstage.

Das Hamburger Start-up Cargonexx will die Leerfahrten von LKWs reduzieren. Quelle: Presse

Cargonexx: Lücken im Lastwagen füllen

Lastwagen legen in Deutschland jährlich etwa 69 Milliarden Kilometer zurück – jeden fünften davon allerdings fahren sie leer und verschwenden so Ressourcen. Das Hamburger Start-up Cargonexx möchte die Leerfahrtenzahl nun reduzieren. Seine Gründer haben eine Internetplattform entwickelt, die freien Frachtraum an Speditionen vermittelt. Algorithmen kalkulieren den Marktpreis der Tour automatisch, Cargonexx berechnet eine Vermittlungsgebühr. Spediteuren verspricht das System mehr Umsatz – und der Umwelt weniger Abgase.

Hilfe per Handy: Bernd Altpeter setzt bei Diabetes auf Telemedizin. Quelle: Robert Poorten für WirtschaftsWoche

DITG: Behandlung aus der Ferne

350 Millionen Diabetiker gibt es weltweit. Tendenz: stark steigend. Damit steigt auch der Behandlungsbedarf. Das Deutsche Institut für Telemedizin und Gesundheitsförderung hat ein System entwickelt, das chronisch kranken Menschen helfen soll. Herzstück ist ein Onlineportal, auf das neben den Patienten auch Ärzte, Ernährungsberater und Trainer via Smartphone zugreifen können. Dort werden alle relevanten Daten des Patienten gesammelt, gespeichert und ausgewertet. Dabei lernt der Algorithmus mit und entwirft eine individuelle Behandlung.

Instillo: Teilchen bändigen

Sie werden in Kosmetik eingesetzt oder in Medikamenten: Nanopartikel, winzige Teilchen aus nur ein paar Hundert Atomen. Das Unternehmen Instillo aus dem Saarland hat eine Methode gefunden, diese Partikel unterschiedlichster Größe sehr zuverlässig und kontrollierbar herzustellen. Dazu hat Instillo Mikroreaktoren entwickelt – Partikelfabriken für den Labortisch. Mit der Technik lassen sich etwa Solarzellen leichter herstellen oder Arzneien wirksamer machen, weil der menschliche Körper sie besser verwerten kann. Zu den Kunden zählen inzwischen große Pharmaunternehmen und weltweit führende Konsumgüterkonzerne.

Karl Storz: I. Operation in Stereo

Bei mikrochirurgischen Eingriffen sind Hochleistungsmikroskope im Operationssaal heute ebenso wichtig wie das Chirurgenbesteck. Allerdings sind sie nicht nur sperrig, sie erlauben auch bloß einem Chirurgen den räumlichen Blick auf die Wunde. Beide Probleme löst der schwäbische Medizintechnikspezialist Karl Storz mit dem Kameramikroskop Vitom 3D. Das Gerät mit seiner höchstauflösenden Stereokamera braucht am Operationstisch viel weniger Platz. Zugleich lassen sich die Aufnahmen auch noch über 3-D-Monitore räumlich anzeigen und so vom ganzen Ärzteteam verfolgen.

Freie Sicht für Lebensretter, Unterricht am Handy und Saubere Luft im Auto

Karl Storz: II. Freie Sicht für Lebensretter

Der Medizintechnikspezialist Karl Storz schickt noch eine zweite Idee ins Rennen: Die soll am Unfallort wie am OP-Tisch verhindern, dass ohnmächtige oder narkotisierte Patienten ersticken, weil ihre erschlaffte Zunge die Atemwege blockiert. Der erste Griff der Mediziner geht meist zum Laryngoskop, einer Art gebogenem Löffel, den sie den Bewusstlosen durch den Mund in die Luftröhre schieben und so die Atmung sichern. Das Videolaryngoskop C-Mac soll die sogenannte Intubation erleichtern und den Rettern freie Sicht bieten. Seine integrierte Kamera überträgt das Bild aus Rachen oder Kehlkopf auf einen externen Monitor. Das vermeidet Verletzungen und ermöglicht es zudem, die Intubation per Foto oder Video zu dokumentieren.

Lesson Nine bietet mit seiner App 'Babbel' verschiedene Sprachkurse für jedes Lernniveau an. Quelle: Presse

Lesson Nine: Unterricht am Handy

Mühsam Sprachen lernen mit Grammatikbuch und Vokabelheft – das war einmal. Babbel, die Sprachlern-App von Lesson Nine, nutzt alle medialen Kanäle von Smartphones: Ton, Foto, Video und Text. So spricht sie mehr Sinne an, was sich laut Studien auf den Lernerfolg auswirkt. Mit Babbel erreichen etwa Spanisch-Schüler in einem Monat (15 Lernstunden) ein Niveau wie nach einem Halbjahr an der Schule. Den Lernstoff passt die App dem persönlichen Kenntnisstand an. Und sie sorgt dafür, dass in didaktisch sinnvollen Zeiträumen geübt wird: anfangs häufiger, dann seltener. Die App beherrscht 14 Sprachen und soll um zusätzliche Idiome erweitert werden.

Lufthansa: Am richtigen Ort

Etwa 65.000 Flugzeugcontainer und Paletten muss die Lufthansa-Tochter Jettainer täglich koordinieren. Form und Größe der Container sind unterschiedlich – je nachdem, für welchen Flugzeugtyp sie konzipiert sind. Zudem fliegen sie mit 20 Airlines um die Welt und kursieren zwischen mehr als 450 Flughäfen. Um die Frachtbewegungen effizienter zu steuern, nutzt das Unternehmen nun künstliche Intelligenz und reduziert so die Zahl der Leertransporte deutlich. Dabei berücksichtigt das System auch Wetter, Ferienzeiten und Großereignisse.

Eine neue Filtertechnik von Mann & Hummel bindet freie Allergene. Quelle: Presse

Mann & Hummel: Saubere Luft im Auto

Fahrverbote für Diesel – wie in Stuttgart geplant – zeigen, wie bedrohlich Dreck in der Luft ist. Die Stickoxide bedrohen auch die Autofahrer selbst. Innenraumluftfilter sorgen dafür, dass sie nicht ins Innere des Autos gelangen. Nicht abschirmen konnten sie bisher Pilze, Bakterien und Allergene. Eine neue Filtertechnik von Mann & Hummel trennt nun auch sie – neben Staub und Abgasen – von der Atemluft. Möglich macht dies eine Kombination aus Partikelfilter, Aktivkohle und einer biofunktionalen Membran. Das könnte auch für Hersteller von Klima- und Lüftungsanlagen interessant sein.

Die Gründer des Start-up Testbirds: Philipp Benkler, Georg Hansbauer und Markus Steinhauser (v.l.n.r.). Quelle: Presse

Testbirds: Kraft der Masse

Apps und Websites zu testen ist für jeden Softwareentwickler eine Tortur. Müssen diese doch auf kleinen und großen Smartphones, kleinen und großen Computermonitoren, in allen gängigen Webbrowsern und mit allen möglichen Betriebssystemversionen funktionieren. Das Start-up Testbirds hat eine Lösung entwickelt, die dem Entwickler die zeitraubende Arbeit abnimmt und auf Schwarmintelligenz setzt. Das Unternehmen bezahlt 200.000 freiwillige Tester dafür, dass sie neue Software ausprobieren und Fehler melden. Zudem können Entwickler aus der Ferne auf die Geräte von Testern zugreifen und darauf selbst Software und Websites ausprobieren.

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