Die Kandidaten beim Deutschen Innovationspreis Mehr als eine geniale Idee

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Drei mittelständische Kandidaten

Mittelstand Buderus Guss – Bremsen gegen den Feinstaub

Autos wirbeln Staub auf. Mehr als 30 Prozent des Feinstaubs in Innenstädten kommt aber nicht aus dem Auspuff, sondern rührt vom Abrieb der Autoräder her: mikroskopisch kleine Gummi- und Bremsstaubpartikel von den Scheiben und -belägen. Die Bosch-Tochter Buderus Guss hat für dieses Problem eine vielversprechende Lösung im Angebot: Die wie üblich im Graugussverfahren hergestellten Bremsscheiben werden mit einer speziellen Hartmetallschicht aus Wolframcarbid versehen. Die Schicht schützt die Scheibe vor Abrieb, wodurch weniger Bremsstaub entsteht. Und weil die neuen Scheiben namens iDisc, anders als herkömmliche Produkte, nicht rosten, entfallen auch Rostpartikel, die beim Bremsen ansonsten in die Atemluft gelangen.

Und sie erleichtern den Alltag von Truckern: „Das sehr robuste Heißbremsverhalten der iDisc kommt schnellen und schweren Fahrzeugen entgegen“, erklärt Ilja Potapenko aus dem Entwicklerteam der iDisc. So verhindern die Scheiben, dass Lkws auf langen Talfahrten heiße Bremsen bekommen. Seit 2008 hat das Unternehmen an der abriebfesten Scheibe geforscht, für die sich mit der Elektromobilität nun eine neue Chance auftut: Fahrer von E-Autos beanspruchen ihre Bremsen seltener, weil sie die Geschwindigkeit zu 90 Prozent mit dem E-Motor drosseln. Nachteil: Die Bremsen rosten stark und können festbacken. „Die korrosionsfreie Scheibe“ dagegen „bleibt immer betriebsbereit und spiegelglatt“, sagt Potapenko.

Mittelstand Netzsch – Eine saubere Pumpe

Mineralölspuren in der Schokolade? Solche Nachrichten verunsichern Verbraucher immer wieder. Der bayrische Pumpenbauer Netzsch hat nun eine besonders saubere Pumpe entwickelt, die komplett ohne Öl funktioniert – die dafür sorgen könnte, dass es zu derlei Gerüchten über Pannen in der Lebensmittelfertigung nicht mehr kommt.

Anders als herkömmliche Anlagen verfügt die Pumpe nicht über ein Zahnradgetriebe, sondern über einen Riemenantrieb. Der braucht kein Schmiermittel und auch keine Wartung. Blockiert die Pumpe doch einmal, lässt sich der Kunststoffriemen mit wenigen Handgriffen tauschen. Im Pumpenraum selbst sind keine Schrauben verbaut, sodass sich auch keine Lebensmittelreste ablagern können. Inzwischen setzen einige Lebensmittelhersteller die neue Pumpe ein. Zudem gehören Pharmakonzerne und Kosmetikunternehmen zu den Kunden. Denn auch sie können sich Ölspuren in ihren Produkten nicht leisten.

Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Familienunternehmen aus der Nähe von München, das es schon seit 1843 gibt, allein mit der T.Sano genannten Pumpe 2,5 Millionen Euro Umsatz. Für dieses Jahr erwartet Netzsch bereits eine Verdopplung des Geschäfts.

Mittelstand Digital Endoscopy – Lebensretter zum Wegwerfen

Es ist der alltägliche Horror aller Mediziner: Während einer Operation, die ein Problem beheben soll, infiziert sich der Patient mit tödlichen Keimen. Zum Beispiel über Endoskope, mit denen Ärzte ins Körperinnere sehen und winzige Eingriffe an Bauchspeicheldrüse oder Gallenblase vornehmen. An einigen dieser Spezialwerkzeuge – sogenannten Duodenoskopen – setzen sich oft multiresistente Bakterien fest. Ein Problem, für das das bayrische Unternehmen Digital Endoscopy, eine Tochter des japanischen Medizintechnikherstellers Pentax Medical, nun eine Lösung gefunden hat.

Digital Endoscopy Quelle: PR

Im Kopf eines Duodenoskops steckt ein Umlenkmechanismus, mit dessen Hilfe Ärzte im Körper sozusagen „um die Ecke“ arbeiten und erkrankte Organe überhaupt erst erreichen können. Allerdings lässt sich die winzige Mechanik bisher nur schwer verlässlich sterilisieren. Die Entwickler von Digital Endoscopy haben deshalb die besonders sensible Spitze des Duodenoskops komplett neu konstruiert. Sie haben die Umlenkmechanik vom übrigen Endoskop getrennt und in eine austauschbare Kunststoffkappe integriert. Diese wird nach Gebrauch einfach weggeworfen. Die verbleibende Technik ist leicht zu reinigen – und für den nächsten Patienten gibt es einen neuen Aufsteckaufsatz.

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