




Brüssel wählt einen anderen Weg und fördert jetzt zwei Leuchtturm-Projekte mit je einer Milliarde Euro. Bringt viel Geld wirklich viel Ertrag?
Die Ideen, die zur Auswahl stehen, haben alle großes Potenzial. Solche Leuchtturm-Projekte können ein Aufbruchsignal aussenden. Aber ob viel Geld viel bringt, wird davon abhängen, wie gut die Forschungsergebnisse sind. Und davon, wie gut uns der Transfer von der Erfindung zur Innovation gelingt.
Wäre die Finanzierung von High-Tech-Startups nicht effektiver?
In der Tat haben wir gerade in Deutschland zahlenmäßig viele Startups. Zu häufig aber ist nur die Finanzierung erster Entwicklungen gesichert, dagegen fehlt das Geld für den Aufbau von Produktion und Vertrieb. Das funktioniert in den USA viel besser.
Was könnte die EU tun?
Wie wäre es, wir würden die Erträge aus Risikofonds zeitweilig steuerfrei stellen. Da kämen garantiert enorme private Finanzmittel zusammen.
Welches Projekt sähen Sie persönlich gerne stärker gefördert?
Ich fände ein Forschungsprojekt für neue stromleitende Materialien hochinteressant, für deren Herstellung wir nicht auf Importe angewiesen sind. Das würde Europas Abhängigkeit von Rohstoffen wie Seltene Erden verringern und hätte große strategische Bedeutung.
Forschung
Und bei welchen Anwendungen hätte Europa das Zeug, Taktgeber zu sein?
Große Chancen sehe ich beim Internet der Dinge und dem Thema Industrie 4.0, bei denen wir unser Fertigungs- und Prozess-Know-how mit intelligenten IT-Systemen verknüpfen. Führend können wir auch überall dort werden, wo es darum geht, die rapide wachsenden Datenmengen zu sichern und zu analysieren. Das dritte Standbein könnte die IT-gestützte Steuerung weltweiter Warenströme werden.
Europa ist also noch nicht verloren?
Nein, das Potenzial ist groß – wir dürfen es nur nicht verschenken.