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EKG für Lkw-Fahrer Neue Messtechnik soll Unfälle reduzieren

Forscher haben eine Technik entwickelt, mit der sich messen lässt, wann Fahrer einen unregelmäßigen Herzrhythmus haben. Jetzt müssen noch Autohersteller gefunden werden, die das Projekt umsetzen wollen.

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Lkw-Unfälle sollen durch eine neuartige Herzüberwachung vermieden werden. Quelle: dpa

Ein Forscherteam des Fraunhofer-Instituts hat ein EKG-System entwickelt, das erkennt, wann Kraftfahrer übermüdet sind oder der Herzrhythmus unregelmäßig ist. Ein Nothalteassistenzsystem soll dann in solchen potenziellen Unfallsituationen das Fahrzeug vollautomatisch zum Stehen bringen.

Im Zeitraum von Januar bis Juli 2015 haben Verkehrsteilnehmer in Deutschland laut Statistischem Bundesamt mehr als 2200 Unfälle verursacht, bei denen Personen verletzt oder sogar getötet wurden, weil sie körperlich oder geistig nicht dazu in der Lage waren, ein Fahrzeug zu führen. "Neben Übermüdungszuständen sind kardiovaskuläre, also das Herz oder die Gefäße betreffende, medizinische Notfälle wie Herzinfarkte oder Herzrhythmusstörungen die Hauptursache für eine plötzlich auftretende Fahruntüchtigkeit bei Autofahrern", heißt es im Forschungsbericht.

Hier kracht es am häufigsten
VerkehrsunfallAutounfälle passieren überall in Deutschland – doch in einigen Bundesländern häufiger als in anderen. Das hat der neue Kfz-Haftpflichtindex von Check24.de ergeben. Anhand der Daten von Kunden mit regulierten Kfz-Haftpflichtschäden hat das Vergleichsportal Unfallquoten ermittelt und einen Index erstellt: Liegt ein Bundesland genau im Durchschnitt, erhält es den Wert 1,0, liegt es darunter, ist der Wert kleiner, darüber ist er größer. Quelle: dpa
Platz 16: Mecklenburg-VorpommernMit einem Indexwert von 0,80 liegt Mecklenburg-Vorpommern (hier das Staatliche Museum in Schwerin) 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Es ist damit das Bundesland mit der geringsten Unfallquote und belegt so den 16. Platz. Quelle: dpa
Platz 14: ThüringenAuf Platz 16 folgt Platz 14 – denn den muss sich Thüringen (hier der Mariendom in Erfurt) mit einem anderen Bundesland teilen. Der Indexwert liegt bei 0,84. Generell verzeichnen die östlichen Bundesländer (inklusive Berlin) eine niedrigere Unfallquote (0,97) als die westlichen Länder (1,01). Quelle: dpa
Platz 14: Sachsen-AnhaltDer zweite 14. Platz geht an Sachsen-Anhalt (hier das Hundertwasserhaus in Magdeburg). Wie auch für Thüringen hat Check24.de einen Wert von 0,84 ermittelt. Quelle: dpa
Platz 13: BrandenburgAuch der 13. Platz geht an ein Bundesland im Osten der Republik: Brandenburg (hier Schloss Sanssouci in Potsdam) liegt mit 0,90 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Quelle: dpa
Platz 12: NiedersachsenDas westdeutsche Bundesland mit der niedrigsten Unfallquote ist Niedersachen (hier das Neue Rathaus in Hannover). Der Indexwert beträgt 0,93. Quelle: dpa
Platz 11: Baden-WürttembergAuch in Baden-Württemberg (hier der Schlossplatz in Stuttgart) gibt es verhältnismäßig wenige Crashs: Das Bundesland verzeichnet nach Check24.de-Analyse fünf Prozent weniger Unfälle als im Bundesschnitt. Quelle: dpa

Das Team aus dem Forschungsbereich Photonische Mikrosysteme IPMS hat deshalb ein Verfahren entwickelt, das permanent die Herzaktivität des Lkw-Fahrers misst und daraus ein EKG ableitet – und das ohne Hautkontakt. Das System befindet sich im Sitz. Durch Kleiderschichten hindurch stellen Elektrode und Körperoberfläche einen Kontakt her. Die Signalübertragung erfolgt dann über Platten, die im Sitz verbaut sind und mit der Körperoberfläche einen Kondensator bilden. "Selbst bei mehreren Kleiderschichten und kleineren Bewegungen funktioniert das System einwandfrei", erklärten die Forscher.

Die einzige Schwierigkeit ist, die schwachen Signale von äußeren Störeinflüssen zu trennen – und trotzdem die Herzfrequenz zu messen. Doch dafür haben die Forscher eine Lösung gefunden: Auf der Elektrodenplatine um die Messplatte herum haben sie einen Schirmring und eine innenliegende Schirmebene angebracht, um äußere Einflüsse abzuwenden.

Die Forscher können sich durchaus vorstellen, dass das Messverfahren auch in anderen Bereichen eingesetzt werden kann: in Krankenhausbetten oder Textilien. Wann die neue Technik auf dem Markt eingeführt wird, ist bislang noch unklar. Das Forscherteam beschäftigt sich ausschließlich mit dem EKG-System, das die Informationen über die Herzaktivitäten bereithält. "Autohersteller müssen in einem nächsten Schritt ein System entwickeln, wie das Auto durch die Signale zum Bremsen gebracht wird", sagt Michael Scholles, Leiter des Forschungsteams, auf Anfrage von WirtschaftsWoche Online.

Bisher gebe es noch keine konkreten Anfragen von Autoherstellern.

Damit das automatische Bremsen in einer Notfallsituation nicht zu einer Gefahrenquelle auf den Straßen wird, müssten Autohersteller diverse Szenarien entwickeln, um das Fahrzeug sicher zum Stehen zu bringen.

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