Energiespeicher Wie Forscher die Batterie neu erfinden

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Einsatzmöglichkeiten in der Pharmaindustrie

Was man drucken kann
Magische Lampe Quelle: Presse
Fliessende Formen
Kistenproduktion Quelle: Presse
Spielmobil Quelle: Presse
Opulenter Auftritt
Lesehilfe Quelle: Presse
Flotte Flöte Quelle: Presse

Sogar die Pharmaindustrie interessiert sich nun für die gedruckte Elektronik. Enfucell entwickelt mit Pharmaunternehmen batteriebetriebene High-Tech-Pflaster. Sie sollen Rheuma-Medikamente oder Hautheilmittel mithilfe eines schwachen elektrischen Stroms schnell und tief durch die Haut in den Körper transportieren. Diese sogenannte Iontophorese-Behandlung findet bisher meist in Arztpraxen an kabelgebundenen Geräten statt. Schon ab Ende des Jahres, heißt es bei Enfucell, werden Strompflaster den Arztbesuch ersetzen.

Forscher von der Universität von Illinois in Urbana arbeiten sogar an hauchdünnen elektronischen Pflastern, die Hirnströme, Blutdruck und Pulsfrequenzen registrieren und die Daten per Funk übermitteln.

Häuserwände als Energiespeicher

Strom speichernde Plastikfolien sind aber nur der Anfang. Wissenschaftler haben einen regelrechten Ehrgeiz darin entwickelt, Strom in Materialien aller Art unterzubringen. Wissenschaftler der University von Buffalo im US-Bundeststaat New York etwa haben im Labor Beton mit Kohlenstoff und Zink vermengt. Der getrocknete Block speicherte daraufhin einige Mikrowattstunden Strom pro Kilogramm. Herkömmliche Batterien nehmen zwar erheblich mehr Energie auf, dafür wird Beton in Häusern tonnenweise verbaut. Mauern wären daher ein interessanter Speicherplatz für selbst produzierten Sonnenstrom.

Forscher der Polytechnischen Schule von Montreal in Kanada wollen gar Textilien unter Strom setzen – und daraus Defibrillatoren zum Überstreifen schneidern. Sie jagen mehrere Hundert Volt in spezielle Strom speichernde Fasern, die sich laut Meinung der Wissenschaftler auch zu Textilien verweben lassen. Steht in Zukunft ein Herz still, verabreicht das hautenge Hemd Elektroschocks. Die Gefahr spontaner Entladungen macht den Forschern weniger Sorgen als ein anderes Problem: Das Textil lässt sich bisher nicht waschen.

High-Tech-Hemden sollen nicht nur in Notfällen Leben retten, sondern auch kontinuierlich die Körper von Sportlern und Menschen mit Herzkrankheiten überwachen. Spionagefäden im Shirt, mit einer leitfähigen Substanz beschichtet, erkennen an ihrem veränderten elektrischen Widerstand jede Dehnung oder Wärmeschwankung. Computer berechnen daraus, wie schnell das Herz schlägt, wie warm der Körper und wie feucht die Haut ist.

Energie aus neuen Quellen
US-Rapper 50 Cent Quelle: dapd
Ergiebiges Schütteln Quelle: Pressebild
Spiel mit Hintersinn Quelle: Screenshot
Straßen-Kraftwerk: Quelle: Screenshot
Baum-Power Quelle: Screenshot
Ewige Tauchfahrt: Quelle: Pressebild
Wind-Tanke Quelle: Screenshot

Yi Cui, Materialforscher an der kalifornischen Stanford-Universität, glaubt, dass Kleidungsstücke sich sogar als Reserve-Akkus für Smartphones eignen. Er tränkt gewöhnliche Baumwollstoffe mit speziellen Farbstoffen. Dadurch nimmt das Gewebe wie ein Akku Strom auf – und liegt trotzdem noch weich und sanft auf der Haut. „Die Menschen werden ihre T-Shirts an der Steckdose aufladen“, sagt Cui, „und unterwegs ihr Handy auftanken.“ Das ginge über einen USB-Anschluss am Saum.

Da Batterien keine elektrischen Felder erzeugen, könne keine Gesundheitsgefahr von den Speicher-Shirts ausgehen, sagt Achim Enders, Leiter des Instituts für Elektromagnetische Verträglichkeit der Technischen Universität Braunschweig. Allerdings müsse die Wirkung der Chemikalien auf die Haut im Einzelfall geprüft werden.

Stromschub aus der Karosse

Geladenes Garn beflügelt auch die Fantasie von Modeschöpfern und Innendesignern. Denn mithilfe von Licht leitenden Fasern verwandeln sich Stoffe in flächige Lampen. Daraus haben etwa die Montrealer Wissenschaftler schon leuchtende Blusen, Handtaschen und Vorhänge geschneidert. Blinkende Sicherheitswesten für Baustellenarbeiter oder Polizisten könnten folgen. Aber ebenso könnten die Wattstunden aus der Wolle auch Heizfäden mit Energie versorgen, die heute schon Skisocken oder Motorradhandschuhe wärmen.

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