Was sagt mir der Blick auf die Waage oder gar Körperfettwage?
Irina Baumbach sagt: Nicht viel. Besser als der Blick auf die Waage ist die Passform unserer Kleidung. Wenn es aufhört zu zwicken und zu spannen, geht das Körpergewicht wohl an der richtigen Stelle verloren. Bei Fettwaagen gibt es große qualitative Unterschiede – für den Hausgebrauch sind sie eigentlich überflüssig. Wichtig ist auch, sich nicht jeden Tag auf die Waage zu stellen: Das ist psychologisch wenig wertvoll.
Auch Nicolai Worm hält nicht viel vom Wiegen und sagt: Nein – es wäre wichtig zu erkennen, wie viel Fettmasse man verliert und wie viel fettfreie Körpermasse. Körperfettwagen unterscheiden sich stark in Qualität und Aussagekraft – auch die besten liefern letztlich nur Näherungswerte.
Stefan Kabisch kommt zum selben Schluss: Körperfettwagen, die zuverlässige Werte liefern, sind zu teuer für den Hausgebrauch. Sie stehen bei Diabetologen oder in Arztpraxen.
Wie stellt man das Abnehmen richtig und nachhaltig an?
Irina Baumbach: Jetzt kommt wieder die Leier von der langfristigen Umstellung. Aber so ist es leider. Reichlich Gemüse, an Sporttagen Obst, Nüsse und Samen, Milchprodukte und gelegentlich Fisch und Fleisch, gute Öle wie Nussöle oder Olivenöl, Butter und Kokosfett, Pilze, frische Kräuter und gelegentlich Süßes – das alles in möglichst unverarbeiteter Form. So sollte unsere Ernährung zu einem Großteil aussehen. An Sonntagen und Geburtstagen ist dann auch der Kuchen etwas Besonderes und Leckeres. Bei sportlicher Betätigung werden auch schon mal leichte Kohlenhydrate aus Brot und Nudeln gut verbrannt. Am allerwichtigsten sind Genuss, Geschmack und bewusstes Essen. Wer Rosenkohl nicht mag, der lässt es. Wir unterschätzen aber oft, welch schmackhafte Zubereitungsarten es gibt. Deswegen kommt gleich nach Genuss das Offenbleiben für neue Rezepturen, Nahrungsmittel und Gerichte. Wie viele Jahre haben wir Rote Bete abgelehnt, weil es immer nur in Schulspeisen-Art in säuerlicher, eingelegter Form daherkam? Und dann hatte es in Sesam gebraten plötzlich einen fantastischen Geschmack...
Stefan Kabisch rät: Wenn man langfristig abnehmen will, lohnt es sich langsamer vorzugehen, weil der Körper dann nicht so stark gegenregelt und den Stoffwechsel herunterfährt. Also lieber nur 100 Kilokalorien pro Tag reduzieren.
Alternative Ernährungsformen
Flexitarier sind Menschen, die gesundheitsbewusst leben und sich auch so ernähren. Für sie gibt es nicht unbedingt grundsätzliche Bedenken, Fleisch zu konsumieren. Das kommt bei Flexitariern nämlich durchaus auf den Teller - aber nur selten. Und wenn, dann stammt das Tier meist aus artgerechter Bio-Haltung, wenn möglich aus der näheren Umgebung. Flexitarier sind nämlich oft unter den sogenannten Lohas* zu finden. Neben dem Wissen, dass eine einseitig fleischlastige Ernährung für den modernen Stadtmenschen ungesund ist (und manchmal auch der zelebrierten Vorfreude auf den Sonntagsbraten als etwas Besonderem!) sind sich Flexitarier auch der Umweltschädlichkeit extensiven Fleischkonsums bewusst.
*Menschen, die einen gesundheitsbewussten und nachhaltigen Lebensstil pflegen (Lifestyle of Health and Sustainability)
Freeganer zeichnen sich weniger durch strenge Regeln der Form "Das darf ich essen - das darf ich nicht essen" aus, als durch den Willen, mit dem Ort ihres Nahrungsmittelbezugs ein Zeichen zu setzen. Freeganer gehen nicht in den Supermarkt, sondern dahinter. Sie holen sich ihr Essen aus dem Müll der Supermärkte und Discounter und setzen sich damit gegen die Wegwerfgesellschaft und Lebensmittelverschwendung ein.
Frutarier pflegen eine besonders strenge Form der pflanzenbasierten Ernährung. Die Ernte der von ihnen gewählten Pflanzen(-bestandteilen) darf den Gesamtorganismus der Pflanze weder beschädigen noch seinen Tod zur Folge haben. Manche Frutarier verzehren Äpfel beispielsweise nur als Fallobst. Knollen etwa (wie Kartoffeln) sind nicht erlaubt: Sie sind der Energiespeicher der Kartoffelpflanze und daher für sie auf Dauer lebenswichtig.
Lacto-Vegetarier nehmen keine Eier zu sich. Milchprodukte dürfen neben Lebensmitteln nicht-tierischen Ursprungs aber verzehrt werden.
Ovo-Lacto-Vegetarier praktizieren eine relativ weit verbreitete und im täglichen Leben eher unkomplizierte Form des Vegetarismus. Neben rein pflanzlichen Produkten wie Obst oder Gemüse nehmen Ovo-Lacto-Vegetarier auch Eier und Milchprodukte zu sich, also Lebensmittel, für deren Gewinnung keine Tiere geschlachtet werden müssen.
Keine Milchprodukte, aber Eier (und pflanzliche Speisen) dürfen Ovo-Vegetarier zu sich nehmen. Unter anderem eine Lösung etwa für Vegetarier, die kein moralisches Problem mit dem Verzehr von Eiern haben, aber an einer Lactose-Intoleranz leiden.
Pescetarier sind Menschen, deren Ernährungsplan Fisch (je nach Ausprägung auch Weichtiere, Milch und/oder Eier) und vegetarische Kost kombiniert. Pescetarismus ist oft, wie andere alternative Ernährungsformen auch, mit einem Unbehagen der Massentierhaltung gegenüber verbunden.
Vegane Ernährung bedeutet: Weder Fisch noch Fleisch, noch Eier oder Milchprodukte stehen auf dem Speiseplan. Stattdessen gibt es Obst und Gemüse. Für die Eiweißversorgung nutzen Veganer (wie viele andere Vegetarier übrigens auch) pflanzliche Proteine, enthalten etwa in Tofu (Sojaeiweiß) oder Seitan (Weizeneiweiß - Gluten). Strengen Veganern ist der Veganismus aber mehr als eine Ernährungsform: Sie lehnen die Nutzung von Tieren (und daher auch tierischer Produkte) ab. Das heißt für einen strengen Veganer: Neben den oben aufgezählten Produkten meidet er auch Honig und Wachsprodukte, Kosmetika mit tierischen Inhaltsstoffen sowie Leder. Wer streng vegan orientiert ist, kann im Supermarkt nicht einfach zu Fertig-Produkten greifen - oft verstecken sich in der langen Zutatenliste solcher Gerichte Milchpulver, Butterreinfett oder Hühnerei-Eiweißpulver. Ein strenger Veganer braucht daher ein gewisses Maß an Durchhaltevermögen und Akribie.
Gibt es Ihrer Meinung nach hilfreiche Apps um das Abnehmen zu begleiten?
Irina Baumbach: Davon gibt es sehr viele. Welche App zu wem passt, hängt vom jeweiligen Bedürfnis ab: Wem ein Austausch mit Gleichgesinnten hilft, der sollte nach dieser Möglichkeit Ausschau halten. Wem neue Ideen und praktische Tipps fehlen, der sollte vor allem Ausschau nach Rezepte-Apps oder noch besser nach Blogs halten, denn die liefern praktische Ansätze direkt aus der Erfahrungskiste. Wer einen groben Überblick braucht, kann Apps wie vom aid ausprobieren, wo ein Ernährungsplan grob ausgewertet werden kann. Immer noch am besten ist jedoch die Kombination aus Wissen und eigenen Erfahrungen – nur wer etwas lernt, es ausprobiert und es auf seinen Körper übertragen kann, wird verstehen, worauf er achten muss.