Esa-Chef Jan Wörner "In Trumps Amtszeit wird niemand zum Mars fliegen"

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"Der Mensch wird zum Mars fliegen, davon bin ich überzeugt"

Die Astronauten wären jahrelang in einer Blechdose eingesperrt.
Können Sie mit Sicherheit sagen, dass Sie in den nächsten zwei Jahren keinen Klinikaufenthalt nötig haben? Eine Blinddarmoperation bekommen Astronauten vielleicht noch hin unterwegs, wenn sie alle Kräfte zusammenziehen. Aber was, wenn es wirklich etwas Ernsthaftes ist? Auch die Strahlungsbelastung auf einem Flug zum Mars und zurück ist enorm. Und dann die Psychologie: Wie Sie von der Erde aus den Mars im klaren Abendhimmel sehen, einen kleinen winzigen roten Punkt, so ähnlich sehen Sie die Erde, wenn sie Richtung Mars fliegen. Das hat eine ganze andere Wirkung als der Blick vom Mond.

Also alles nur ein schöner Traum?
Der Mensch wird zum Mars fliegen, davon bin ich überzeugt. Immer schon ist der Mensch ein Ziel, das er glaubte, erreichen zu können, auch angegangen. Aber ich hoffe, dass es nicht wieder einen Wettlauf der Systeme gibt, sondern dass wir das gemeinsam tun. Und dass es ein sicherer Flug wird bei dem diejenigen, die man dort hinschickt, auch wieder zurückkommen und nicht nationalen Eitelkeiten geopfert werden.

Sie sind gegen politischen Druck auf die Raumfahrt?
Ich möchte keine Hoffnungen verbreiten, die sich nicht erfüllen lassen. In den Fünfziger- und Sechzigerjahren gab es einen Wettlauf ins All. Die Nasa hatte, als Apollo 11 losflog, bereits Apollo 12 weitgehend startbereit für den Fall, dass etwas passiert. Wir sind heute in einer ganz anderen Situation. Denken Sie an die Space-Shuttle-Katastrophen Challenger und Columbia - danach gab es eine sehr lange Zeit keinen Flug mehr, bis man sicher war, dass man das Problem erkannt hatte. Auch heute suchen wir, wenn bei uns eine normale Rakete irgendein Problem beim Start hat, monatelang die Ursache, bis wir einen neuen Flug riskieren. Sogar, wenn nur tote Materie und keine Astronauten an Bord sind.

Per Ballon in den Weltraum

Werden die Amerikaner Europa zu einer Reise zum Mars einladen?
Die Amerikaner sind sehr kooperationsbereit. Sie sprechen auch nicht mehr von der Reise zum Mars, sondern von einem Deep Space Gateway, mehreren Schritten also, zum Mond und dann weiter. Europa hat eine große Chance, Teil davon zu sein, weil  wir das Servicemodul für das amerikanische Orion-Raumschiff bauen. Das Servicemodul war bei der Apollo-13-Mission genau das, was kaputt gegangen ist. Wenn die Nasa sich hier auf europäische Technologie verlässt, ist das ein großer Vertrauensbeweis. Wir sind sehr gut positioniert als Europäer. Und die Amerikaner sind weiterhin für uns der wichtigste Partner weltweit.

Wann sollen Astronauten zum Mond fliegen?
Das wird momentan diskutiert. Der erste Flug soll nicht zur Oberfläche gehen, sondern den Mond umrunden. Nach einem Unwetterschaden an einer Nasa-Einrichtung, ist ein unbemannter Flug nun nicht vor 2018 geplant, ein bemannter Flug um den Mond nicht vor 2021.

Tut die Bundesregierung genug für die Raumfahrt? Die Vorzeigemission ExoMars ist Deutschland dieses Jahr bescheidene 29 Millionen Euro wert.
Deutschland ist für die Esa ein ganz wichtiger Beitragszahler. Natürlich werde ich als Generaldirektor niemals sagen, wir können nicht mehr Geld gebrauchen, sonst wäre ich im falschen Job. Wir können noch mehr machen. Aber die Beteiligung von Deutschland in unseren Programmen ist sehr hoch und sehr wichtig.

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