Flugtaxi-Unternehmen Lilium-Gründer Wiegand: „Erwarten neuen, milliardenschweren Markt“

Lilium macht noch keinen Umsatz, strebt aber eine Bewertung zwischen 2,4 und 3,3 Milliarden Dollar an. Quelle: Lilium

Lilium macht zwar noch keinen Umsatz, strebt aber eine Bewertung zwischen 2,4 und 3,3 Milliarden Dollar für den Börsengang an. Gründer Daniel Wiegand erklärt, wie das Geschäft mit den Flugtaxis profitabel werden soll.

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Kurz vor dem Börsengang an der Nasdaq hat das Flugtaxi-Start-up Lilium Kritik an einer zu hohen Bewertung zurückgewiesen. „Investoren bewerten das Zukunftspotenzial, unsere Technologie und unser Team“, betonte Gründer Daniel Wiegand im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Darüber hinaus erwarten nicht nur wir, sondern auch der Kapitalmarkt sowie eine Vielzahl unabhängiger Studien, dass nachhaltige und geräuscharme Mobilität einen neuen, milliardenschweren Markt erschließen wird.“

Der Börsengang von Lilium wird in der kommenden Woche erwartet. Die Firmengründer haben dazu einen sogenannten Spac (Special Purpose Acquisition Company; deutsch: Akquisitionszweckgesellschaft) gewählt – und wollen 830 Millionen Dollar einsammeln. Das Konstrukt gilt als intransparent. Lilium macht noch keinen Umsatz, strebt aber eine Bewertung zwischen 2,4 und 3,3 Milliarden Dollar an. Das ist halb so viel wie die der Lufthansa.

Um zu erklären, wie sein Geschäft profitabel werden soll, zieht Gründer Wiegand einen Vergleich mit der Taxibranche: „Das Taxi fährt im Schnitt 50 Kilometer pro Stunde, unser Flieger 250. Das Taxi hat im Schnitt eineinhalb Passagiere an Bord, der Jet viereinhalb. Unser Siebensitzer macht also in derselben Zeit mindestens 15-mal so viele Passagierkilometer wie ein Taxi am Boden.“ Mit dem beim Börsengang eingesammelten Geld wolle Lilium seinen „Serienflieger zu Ende entwickeln, zulassen und serienreif machen.“

Lilium wurde 2015 gegründet und beschäftigt inzwischen 700 Mitarbeiter. Von den elektrischen Flugtaxis, mit denen das Start-up die Branche verändern will, gibt es bislang einen Prototypen sowie ein Serienmodell, das noch nicht flugtauglich ist. 2024 aber will Lilium den Flugbetrieb aufnehmen. Darin, dass es nur ein kurzes Video, aber keine öffentlichen Tests der Flugtaxis von Lilium gibt, will Gründer Wiegand kein Anzeichen von Intransparenz erkennen: „Wir sind das einzige Unternehmen im ganzen Sektor, das nicht auf abgeschirmten Militärflughäfen testet, unser Gelände ist öffentlich einsehbar. Hunderte Beschäftigte hier auf dem Flughafengelände können bei jedem Testflug zuschauen.“

Wiegand will auch von einem möglichen Verbot von Inlandsflügen profitieren. „Wir sind die Antwort darauf“, sagte er im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. „Wir können Regionalflüge mit unserer Elektrotriebwerk- und Batterietechnologie komplett nachhaltig machen. Darum kämpfen wir hier jeden Tag.“ Lilium hat bereits Partnerschaften mit den Flughäfen München, Nürnberg und Köln/Bonn bekanntgegeben. „Wir wollen aber nicht nur in Großstädten fliegen, sondern auch kleinere Städte verbinden“, sagt Wiegand.

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Mit dem Geld aus dem Börsengang will Lilium seinen „Serienflieger zu Ende entwickeln, zulassen und serienreif machen.“ Im Börsenprospekt sind Ticketpreise von 165 Dollar für eine 30-Minuten-Strecke aufgeführt. Langfristig aber sollen diese sinken. „In etwa zehn Jahren rechnen wir mit Ticketpreisen wie beim ICE“, sagt Wiegand – und verweist vor allem auf größere Flieger und eine bessere Auslastung durch mehr Landeplätze. „Wir werden klein starten – mit einer Verbindung zwischen zwei Städten. Wir fliegen im Shuttle-Verkehr hin und her. Alle 15 Minuten oder häufiger – eine kleine Airline mit hohem Takt.“

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