Fortschritt Diese Technik-Trends kommen 2014

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Gesundheit: Süße Alternative

Medikamente und Impfstoffe aus Zucker: Biomolekülforscher Peter Seeberger vom Max-Planck-Institut. Quelle: Presse

Aus der modernen Medizin sind Eiweiße nicht mehr wegzudenken. Denn weil diese auch Proteine genannten Stoffe so wirksam sind, basieren viele Medikamente – ob Krebsmittel oder Impfstoff – auf Eiweißen. Nur leider sind sie wahre Sensibelchen. Sie zerfallen oft schon bei Zimmertemperatur. „Mehr als die Hälfte der Impfkosten verschlingt die Kühlkette; in Afrika und Asien ist das ein Riesenproblem“, sagt Biomolekülforscher Peter Seeberger vom Max-Planck-Institut in Golm bei Potsdam.

Doch Seeberger hat eine Alternative: Medikamente und Impfstoffe aus Zucker. Drei solcher Impfstoffe existieren bereits; etwa gegen Bakterieninfektionen, die Lungen- und Hirnhautentzündungen hervorrufen.

Denn Forscher haben erkannt, dass Zuckermoleküle im Körper eine mindestens so wichtige Rolle spielen wie Proteine. Die Oberflächen von Zellen sind regelrecht gespickt mit Zuckern. Sie dienen als molekulare Antennen, mit denen die Zellen untereinander Kontakt aufnehmen. Und Proteine wie etwa das Wachstumshormon Erythropoetin – kurz Epo – docken an diesen süßen Oberflächen-Molekülen an, um ihre Botschaft in die Zelle zu übermitteln.

Noch werden zuckerbasierende Impfstoffe mithilfe von Bakterien hergestellt. Doch eine neue Generation von Syntheserobotern, wie sie Seeberger und sein Team entwickelt haben, könnte das viel preiswerter erledigen. Solche Systeme nutzt auch Seebergers Firmenausgründung Glycouniverse in Berlin.

Die Technik soll auch Grundlage eines neuen hitzestabilen Zuckerimpfstoffs gegen die Tropenkrankheit Malaria sein. Bisher stirbt daran pro Minute ein Kind. Nur 4,5 Kilo des Zuckers wären nötig, um alle 65 Millionen Kinder zu impfen, die jedes Jahr in den Malaria-Regionen der Welt geboren werden, sagt Seeberger. Mehr noch: „Eine Impfung würde pro Kind nur wenige Cent kosten“, schätzt der Forscher.

Die Lückenlose, elektronische Kontrolle von Lebensmitteln mit RFID-Funkchips soll künftig Lebensmittelskandale vorbeugen. Quelle: dpa

Verbraucherschutz

Mal sind es Salmonellen, die zu Lebensmittelrückrufen führen, mal Giftstoffe wie Dioxine, mal ist es Pferdfleisch in Lasagne. Lebensmittelskandale schrecken die Verbraucher immer wieder auf. Dann geht die Suche los: Wo war die Quelle der Verunreinigung? Wie kamen die tödlichen EHEC-Erreger ins Essen? Wo wurde die Kühlkette unterbrochen, sodass Fleisch oder Fisch verdorben sind, bevor sie im Verkaufsregal ankamen?

Hier soll digitale Überwachung für mehr Verbrauchersicherheit sorgen. Schon jetzt überwachen RFID-Funkchips bei vielen Lebensmittelanbietern die Kühlketten. Und der IT-Konzern IBM hat in der kanadischen Provinz Manitoba den Herstellungsweg eines Steaks vom Stall bis zum Teller digital nachvollziehbar gemacht. Im sogenannten Gobal Traceability Network sind dafür 16 beteiligte Futtermittelhersteller, Tierzüchter, Fleischverarbeiter, Transportunternehmer und Großhändler vernetzt.

Noch mehr Sicherheit verspricht eine Frischhaltefolie des Fraunhofer-Instituts für Modulare Festkörper-Technologien. Sie warnt durch eine Farbveränderung vor verdorbenen Speisen. Ein Sensor in der Folie reagiert auf Abbauprodukte, die sich bei der Zersetzung der Lebensmittel bilden.

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