Gedacht, getan! Was die Hirnforschung möglich macht

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Steinzeit des Gedankenlesens

Physiker Stephen Hawking Quelle: dapd

Mit den großen Tomografen wiederum lässt sich zwar die Hirnaktivität besser messen. Dafür aber sind die Röhren nicht alltagstauglich. Dazu kommt, dass Forscher riesige Datenmengen sammeln und aufwendige Algorithmen programmieren müssen, um die gewonnenen Informationen auswerten und vergleichen zu können. Und selbst das, was sie herausfinden, spiegelt noch immer nur holzschnittartig die schier unendliche Vielfalt der Gedankenwelt von uns Menschen wider.

Antworten auf Ja-Nein-Fragen

„Bisher können wir dem Gehirn nur präzise Antworten auf einfache Ja-Nein-Fragen entlocken“, sagt der Wissenschaftler John-Dylan Haynes vom Berlin Center for Advanced Neuroimaging. „Wir sind noch weit davon entfernt, Gedanken, Gefühle und Erinnerungen detailliert rekonstruieren zu können.“

Anders gesagt: Wir leben noch in der Steinzeit des Gedankenlesens. Aber Faustkeile und Beile haben die Forscher bereits im Einsatz. Die Revolution hat begonnen, die unser Leben verändert wie das Internet oder die Erfindung des Schießpulvers. Zum Guten, aber auch zum Schlechten.

Horrorszenarien

So befürchten Kritiker, dass Menschen in Lügendetektoren gezwungen werden könnten, Geheimnisse preiszugeben. Unternehmen könnten testen, welche Produkte in den Köpfen von Konsumenten Kaufreflexe auslösen, Versicherungen versuchen, Kunden Details über ihren Gesundheitszustand zu entlocken. Und Forscher der britischen Royal Society warnten kürzlich davor, dass sich bald womöglich sogar Waffen durch Gedankenkraft lenken lassen könnten.

Die US-Unternehmen Cephos und NoLieMRI bieten sogar bereits Lügendetektortests an, bei denen die Teilnehmer in Tomografen geschoben werden. Cephos wirbt damit, Test-Scans mit mehr als 250 Menschen durchgeführt zu haben – angeblich mit 97 Prozent Trefferquote. Ein US-Gericht in New York musste sogar schon über die Zulassung eines solchen Tests in einem Verfahren entscheiden. Der Richter lehnte den Einsatz ab: Ob ein Zeuge glaubwürdig sei, müsse die Jury entscheiden.

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