Gesundheit Wie gefährlich Handystrahlung wirklich ist

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Elektrosensibilität und Medizin


Was Sie mit ihrem Handy lieber lassen sollten
Problemfall 1: Kurzschluss-NachrichtenWie schnell kann es gehen, dass man eine SMS, die an den Liebsten gehen soll, mal eben an den Ex-Freund verschickt? Die brisantesten Uhrzeiten für solche Fälle: der späte Abend. Die brisantesten Zustände: angetrunken. Deshalb im Notfall das Smartphone lieber nach 22 Uhr nicht mehr zur Hand nehmen. Und wenn, dann nur zum Empfangen, nicht zum Senden. Quelle: AP, Montage
Problemfall 2: Kaum noch redenKurze Frage: Wann haben Sie zuletzt mit Ihrem Smartphone - Achtung (!) - telefoniert? Genau. Viel beliebter ist es nämlich, laut einer aktuellen Studie von O2, auf dem Smartphone durchs Internet zu surfen, sich in sozialen Netzwerken herumzutreiben, Musik zu hören und zu spielen. Erst an fünfter Stelle kommt das Telefonieren. Und nun mal Hand aufs Herz: Ist es für die persönliche Kommunikation mit Freunden, Familie oder eben auch dem einen oder anderen Geschäftspartner nicht besser, einfach mal zu reden, anstatt sich kurze Nachrichten zuzuschicken und diese im schlimmsten Fall auch noch misszuverstehen. Quelle: obs
Problemfall 3: zu viele FotosEs soll ja Leute geben, die während eines Musikkonzerts nichts anderes tun, als das Smartphone für den perfekten Schnappschuss in die Höhe zu halten. Und jeder weiß, wie das abläuft: Die meisten dieser Fotos sind zu dunkel, zu weit entfernt, zu verschwommen, zu... Und ehe man sich versieht, ist das Konzert vorbei und auf die Frage "Wie war's denn?" fällt einem nix ein. Deshalb: Smartphone am besten zuhause lassen und die Musik genießen. Quelle: dapd
Problemfall 4: Handy statt LenkradNicht ohne Grund ist die Polizei sehr wachsam und streng, wenn es um das Telefonieren am Steuer geht. Doch mittlerweile wird nicht nur telefoniert, sondern auch mal eben an der Ampel die Mails gecheckt oder ein Foto bei Facebook geliked. Klingt banal, ist es aber gar nicht: Beim Laufen, insbesondere auf Straßen, ist es durchaus ratsam, die Augen nicht am Handydisplay kleben zu haben. Laternenpfähle stellen sich manchmal wirklich einfach in den Weg. Quelle: dpa
Problemfall 5: Handy auf dem TischDie typische Situation beim Business-Lunch: Die Jacken werden an der Garderobe abgegeben, Portemonnaie und Smartphone kommen mit an den Tisch - und zwar nicht etwa in die Jacke oder Handtasche. Nein, sie werden fein säuberlich neben Messer und Gabel aufgereiht. Getreu dem Motto: mein Haus, mein Auto, mein Handy. Noch schlimmer: Während des Gesprächs starrt das Gegenüber ständig auf hereinkommende Nachrichten, antwortet mal eben auf einen Tweet oder ruft den Wetterbericht ab. Geht gar nicht und das nicht nur aus Gründen des Anstands.
Problemfall 6: Unterdrückte Rufnummer Es ist nicht unbedingt gefährlich, es gehört sich schlichtweg nicht, dem Gegenüber nicht zu zeigen, wer man ist und am besten noch beleidigt zu sein, wenn kein Rückruf erfolgt. Deshalb: Es ist eine Frage des Anstands, seine Nummer anzuzeigen. Ebenso anständig ist es übrigens, dann auch wirklich zurückzurufen. Und nicht nur per SMS zu reagieren. Quelle: dpa, Montage
Problemfall 7: Klingelnde und summende TelefoneNichts ist schlimmer, als wenn im Kino ein Handy bimmelt oder während einer berührenden Szene ein Smartphone vor sich hin brummt. Gibt's tausende von Erinnerungsspots im Vorprogramm des Films, hilft oft aber immer noch nichts. Gehört sich einfach nicht. Quelle: dpa

„Zu uns kommen Menschen, die unter Elektrosensibilität leiden“, sagt er. Angeblich sollen acht Prozent der Bundesbürger unter diesem Phänomen leiden. Genaue Zahlen sind nicht bekannt. Als elektrohochsensibel werden Menschen bezeichnet, die behaupten, elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder (EMF) wahrnehmen zu können, beziehungsweise daran leiden. Diese Felder werden auch als Elektrosmog bezeichnet. Über 40 Symptome sind inzwischen bekannt, darunter Ein- und Durchschlafstörungen, chronische Erschöpfung, Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Tinnitus, Konzentrationsprobleme und gerade bei Kindern immer wieder das Aufmerksamkeitsdefizit ADHS.

Das Phänomen ist nicht offiziell als Krankheit anerkannt. „Das Problem ist, dass bisher bei keinem einzigen Menschen Elektrosensibilität konkret nachgewiesen werden konnte“, sagt Alexander Lerchl aus Bremen. Und auch Sarah Drießen aus Aachen weiß um das Problem: „Man geht davon aus, dass es das Phänomen gibt, allerdings ist bisher nicht geklärt, ob es ursächlich mit elektromagnetischen Feldern zusammenhängt. Die Symptome sind sehr unspezifisch und das Vorkommen von Elektrosensibilität variiert trotz ähnlicher Umweltbedingungen länderspezifisch stark.“

Für die Ärzte entsteht dadurch das Problem, dass sich die einzelnen Fälle bei der Krankenkasse nicht ordentlich abrechnen lassen. Entsprechend bemühen sie sich verstärkt, auf die Problematik aufmerksam zu machen. Eine der bekanntesten Initiativen ist der Freiburger Appell, der erstmals 2002 über die Gefahren von Mobilfunkstrahlung auf den Körper aufmerksam gemacht hat. An dieser Initiative sind über 1000 Ärzte beteiligt.

Aufklärung in den Schulen

Bei all diesen teils verwirrenden Fakten rund um das Thema Handystrahlung scheint es umso verwunderlicher, dass das Gericht in Rom im Fall des Italieners Innocente Marcolini so eindeutig entscheiden hat. Gerrit Krause macht das Urteil Mut, während Alexander Lerchl nicht fassen kann, welch Gewicht die Studie Lennart Hardells hat. Für ihn ist das Thema fast „totgeforscht“, die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Handystrahlung gibt, ginge gegen Null. Lediglich im Bereich der Langzeitwirkungen und beim Einfluss auf Kinder seien noch Studien nötig. „Daran arbeiten wir gerade“, sagt Lerchl.

Während Lerchl und sein Team an der Jacobs University in Bremen forschen, engagiert sich Gerrit Krause. Er hat mit seinem Verein das Projekt „Funky School“ ins Leben gerufen, das von der Stiftung "Umwelt und Entwicklung NRW" gefördert wird. Darin soll Schulen gezeigt werden, welche Möglichkeiten sie haben, eigenverantwortlich Prävention zu betreiben und die Risiken für alle Beteiligten zu minimieren ohne auf die Errungenschaften der modernen Technik vollständig verzichten zu müssen.

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