Gesundheit Hightech vom städtischen Wohlfahrtsamt

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Neue Jobs dank Digitalmedizin

Woher kommt der Wille einer Kommune von der Größe Saarbrückens, Osnabrücks, oder Potsdams, Leistungen anzubieten, vor deren Kosten in Deutschland jeder Gesundheitspolitiker davonliefe?

Morten Hoff, der Mann, der für Wohlfahrtstechnologie zuständig ist, überlegt nicht lange; Jørgensen ist eine von 15 Testpersonen, die er betreut. Er sagt: „Wir stellen unser Denken gerade komplett um.“ Bisher hätten Mitarbeiter der Wohlfahrtspflege, die in Dänemark städtisch ist, hilfsbedürftigen Menschen Unterstützungen verordnet, die sie für sinnvoll hielten: von Putzhilfen bis zum Rollstuhl. Nun würden sie zuerst mit den Betroffenen über deren Wünsche und Bedürfnisse besprechen. „Ein meilenweiter Unterschied“, sagt Hoff. Und er spart Geld.

So stellte sich heraus, dass etwa vielen Älteren die persönliche Hilfe beim Putzen oder Kochen deshalb so wichtig sei, weil es oft der einzige Mensch ist, mit dem sie reden können. Dabei seien viele der heute Alten oder Pflegebedürftigen so technikaffin, dass sie mit Gewinn an Lebensfreude auch Onlinechats mit Gleichaltrigen oder Telekurse nutzten, erzählt Hoff. „Sie darin fit zu machen und mit Technik auszustatten, die sie gut bedienen können, ist viel günstiger, als die Stunden der Putzfrau zu erhöhen.“

Was Roboter schon alles können
Roboter Sub1 löst einen Zauberwürfel Quelle: Albert Beer
Roboter LDRIC, genannt Eldrick, beim Golf Quelle: Screenshot
Roboter mixt Cocktails Quelle: Screenshot
DeepMind beherrscht Go Quelle: Screenshot
PR2, der Popcorn-King Quelle: Pressedienst Bremen
Roboter mit Pokerface Quelle: John Ulan, University of Alberta

Gleichzeitig lockt das Bekenntnis der Stadt zu innovativer Technik auch Firmen an. „Das schafft neue Arbeitsplätze“, sagt Lone Knudsen Krogsbøll, die bei der stadteigenen Gesellschaft Invest in Odense für Healthcare zuständig ist. Der Ruf als Ort, an dem sich mit Medizin von morgen schon heute Geld verdienen lässt, spricht sich herum. Auch bis zu den deutschen Medizintechnikgründern Cornelius Glismann und Hagen Wenzek, die sich mit ihrer Firma Corporate Health in Odense angesiedelt haben.

Sie bieten statt unangenehmer Darmspiegelungen Krebsvorsorgeuntersuchungen mit einer Kamerakapsel an: Der Patient muss sie nur schlucken. Die Bilddaten werden später von Ärzten bei Corporate Health analysiert, nicht vom behandelnden Mediziner. „Das ist in Deutschland kaum möglich“, sagt Glismann. Dort dürften nur Ärzte Befunde verfassen, die die Patienten selbst untersucht hätten. Dabei ist es viel günstiger, Daten von Experten zentral fernauswerten zu lassen, als in jeder Klinik hoch bezahlte Mediziner damit zu binden.

Fernüberwachung spart Geld

Telemedizin ist ein Wort, das auch deutsche Gesundheitsexperten gerne verwenden, um Sparpotenziale aufzuzeigen. Etwa bei Alterserkrankungen wie Diabetes: Die Fernüberwachung der Patienten soll helfen, dass keine teuren Nierenschäden, Erblindung oder Lähmungen auftreten. Zwei Milliarden Euro ließen sich so laut einer Studie von Steria Mummert Consulting im Jahr sparen. Nur, an Handfestem dafür, etwa einem Rechtsrahmen und Institutionen, die ihn umsetzen, fehlt es bisher in Deutschland.

In Odense gibt es das. Jørgensen kann darauf hoffen, dass – wenn sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert und sie doch in eine Klinik muss – das neue Universitätsklinikum fertig ist. Schon die heutige Klinik ist auf die telemedizinische Betreuung von Schwerstkranken eingestellt. Aber im „neuen, dafür konzipierten Gebäude, lässt sich das noch optimieren“, sagt Klinikchef Peder Jest.

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