Gesundheit Hightech vom städtischen Wohlfahrtsamt

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Virtuelles Hospital: Plug-and-play-Lab

Dafür hat das Planungsteam in einer riesigen Fabrikhalle ein virtuelles Hospital aufgebaut – im sogenannten Plug-and-play-Lab des Health Innovation Centre. Dort testen Telemedizinforscher an digitalen Modellen, was architektonisch funktionieren könnte, bevor der Bau beginnt.

Katrine Vedel, eine der Mitarbeiterinnen, empfängt regelmäßig auch Ärzte, Krankenschwestern und Patienten, die alles ausprobieren und ihre Meinung äußern sollen. Eine besonders praktische Idee brachten Schüler ein, erzählt sie. Die wünschten sich – statt traditioneller Fernseher – Flachbildschirme, mit denen sie ihre Smartphones oder Tablets verbinden könnten. „Wir werden die Screens direkt in die Wand integrieren, das ist auch viel hygienischer als die bisherigen von der Decke hängenden Staubfänger“, sagt Vedel. Heute komme kaum noch ein Patient ohne Smartphone in die Klinik.

Fünf neue Superhospitäler will der dänische Staat bauen, der anders als in Deutschland die Gesundheits- und Pflegekosten der Bürger voll übernimmt, weil er sie auch direkt über die Steuern finanziert. Odense wird die größte dieser neuen Kliniken bekommen. 2022 soll sie fertig sein.

Was sich Ingenieure von der Natur abgucken
Lotus-Effekt Quelle: dpa
Wüstensandfische Quelle: dapd
Spinnen Quelle: Ingo Rechenberg, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0
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Libelle Quelle: REUTERS
Kakerlaken Quelle: dpa
Greifarm Quelle: dpa

5,5 Milliarden Euro steckt Dänemark in die Zukunftskliniken und reserviert etwa 20 Prozent der Ausgaben für Health-IT und Medizintechnik. Ziel ist, zugleich die Zahl der teuren Krankenhausbetten um ein Fünftel zu reduzieren. Dabei soll das Klinikpersonal die Hälfte der Patienten direkt telemedizinisch in deren Zuhause betreuen. Und auch der Rest soll im Schnitt nur noch drei Tage in der Klinik bleiben.

Konzepte wie in Dänemark hält Markus Horneber, Vorstand des in Frankfurt ansässigen Klinikverbundes Agaplesion, für „eine gute Lösung“. Nur leider kaum übertragbar auf Deutschland. „In der bestehenden Finanzierungsstruktur im Gesundheitswesen wird so ein großer Wurf in Deutschland nicht möglich sein.“ Hierzulande ist Klinikbau Ländersache. Und auch die Landkreise wollen meist ihre bestehenden Häuser erhalten. Umbau im Altbau schließt radikal neue Lösungen jedoch aus.

So gesehen hat Sine Jørgensen, trotz ihres Schicksalsschlags, Glück gehabt – und die Chance, so lange wie möglich bei ihrer Familie zu leben. Für deutsche Patienten aber bleibt Odense ein ferner Fantasieort – wie aus einer von Andersens Erzählungen.

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