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Hygiene Virus kann Gebäude in wenigen Stunden verseuchen

Ob Türklinken, Tastaturen oder Lichtschalter: Viren verbreiten sich in Büros und Kliniken rasend schnell. Der Versuch eines amerikanischen Forschers zeigt, wie leicht die Erreger sich verteilen.

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Ein Versuch zeigte, wie schnell sich Viren in einem Gebäude ausbreiten Quelle: Fotolia

Wir Menschen machen es Viren leicht, sich zu verbreiten. Wie Forscher um Charles Gerba von der Universität Arizona am Montag auf einer Konferenz der Amerikanischen Gesellschaft für Mikrobiologie in Washington berichteten, kann sich ein Virus binnen weniger Stunden durch ein komplettes Gebäude verteilen. Dabei wäre das so leicht zu verhindern.

Das Forscherteam hatte früh morgens einen Türknauf oder eine Tischplatte in Bürogebäuden, Hotels und Krankenhäusern mit einem für Menschen unschädlichen Virus beschmiert. Danach nahmen sie in regelmäßigen Abständen Abstriche von Personen und Gegenständen in den Gebäuden.

Hier lauern die meisten Keime im Büro
Platz 10: KopiererDie Wissenschaftler haben über 5.000 Oberflächen in Bürogebäuden unter anderem von Versicherungen, Anwaltskanzleien und Callcentern auf ihren Bakteriengehalt untersucht und dabei ein Schmutz-Ranking erstellt. Auf Platz zehn landet der Kopierer, an dem täglich Dutzende Angestellte arbeiten.
Platz 9: KaffeetassenHinter den Kopierern folgt die Kaffeetasse, die gerne mal länger in offenen Schränken vor sich hin vegetiert. Im Durchschnitt berührt jeder Büroangestellte übrigens 300 Oberflächen in 30 Minuten und kommt dadurch am Tag mit 840.000 Keimen in Berührung.
Platz 8: TelefoneAuf Platz acht der schmutzigsten Büro-Oberflächen hat es das Telefon geschafft. Mehrmals täglich wird es von einem oder sogar mehreren Mitarbeitern in die Hand genommen und vor allem nah an den Mund gehalten. Da können sich die Bakterien leicht in die Schleimhäute einnisten. Quelle: dpa
Platz 7: ComputermäuseDen ganzen Tag fast halten wir sie in unseren schwitzigen Händen - die Computermaus. So bildet sich mit der Zeit eine immer dickere Dreckschicht. Viele Unternehmen weisen ihre Mitarbeiter mittlerweile daraufhin, den Schreibtisch inklusive Computermaus und Tastatur mit Desinfektionsmittel zu reinigen. Solche Ansagen vom Chef können die Krankheitsrate offenbar um 80 Prozent senken. Quelle: AP
Platz 6: Tasten an Kaffee- und SnackautomatenDie Wissenschaftler fanden heraus, dass 79 Prozent der Tasten von Kaffee- oder Snackautomaten verschmutzt sind. 21 Prozent waren sogar mit einer sehr hohen Bakterienzahl befallen. Am besten also immer die Hände waschen, bevor der Schokoriegel aus dem Automaten verputzt wird. Quelle: AP
Platz 5: Tasten und Griffe an WasserspendernViele Mitarbeiter freuen sich, wenn der Arbeitgeber ihnen kostenlos Wasser bereitstellt. Aber Achtung: Viele Griffe und Tasten an Wasserspendern sind voll von Keimen und Schädlingen. Quelle: AP
Platz 4: KühlschränkeAusgelaufene Säfte, abgelaufener Joghurt und keiner fühlt sich verantwortlich - der Kühlschrank im Pausenraum ist ein richtiges Nest für Keime. Angestellte sollten ihr Pausenbrot also gut einhüllen, wenn sie es für einige Zeit kalt legen wollen. Gleiche Schmutz-Gefahr gilt übrigens auch für die Kühlschrank-Griffe. Quelle: dpa

Nach nur zwei bis vier Stunden konnte das Virus bei 40 bis 60 Prozent der Mitarbeiter und Besucher sowie häufig angefassten Gegenständen nachgewiesen werden: Lichtschalter, Bettgestelle, Türklinken, Computer, Tischplatten oder Kaffeetassen - überall fanden die Forscher das Virus.

Über einen solchen direkten Kontakt verbreitetet sich etwa das hochansteckende, Durchfall auslösende Norovirus. Wie schnell es um sich greift, zeigte etwa eine Noro-Welle in Ostdeutschland 2012, als verseuchte Tiefkühlerdbeeren mehr als elftausend Kinder und Jugendliche an Brech-Durchfall erkranken ließen. Der Versuch Gerbas zeigte, dass die Viren sich innerhalb kürzester Zeit von nur einer einzigen kontaminierten Fläche aus massiv verbreiten und schnell die gesamte Belegschaft durchseuchen können.

„Unsere Ergebnisse lassen keinen Zweifel daran, dass öffentliches Gebrauchsgut sehr schnell kontaminiert wird“, sagte Gerba. „Sie zeigen aber auch, dass es einfache Maßnahmen gibt, den Kontakt mit den Viren drastisch zu reduzieren.“

Schon der Einsatz von handelsüblichen Desinfektionstüchern, kombiniert mit regelmäßigem Händewaschen, konnte die Ausbreitung der Viren um 80 bis 99 Prozent reduzieren, berichtete Gerba. Dabei sollten besonders häufig angefasste Objekte wie Türknäufe oder Telefone regelmäßig abgewischt werden.

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