Hyperloop-Sieger Florian Janke „Solche Dinge sind auch in Deutschland möglich“

Mit 467 Stundenkilometern ist die dritte Kapsel des WARR-Hyperloop-Teams der Technischen Universität München in Los Angeles durch die Teströhre auf dem Firmengelände von SpaceX gerast. Quelle: Michael Förtsch

Zum dritten Mal in Folge hat ein Team der TU München Elon Musks SpaceX-Hyperloop-Wettbewerb in den USA gewonnen. Teamleiter Florian Janke spricht über das Erfolgsrezept der Münchner und ihre Motivation.

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Herr Janke, Sie sind einer der drei Projektleiter des Teams an der TU München, die gerade zum dritten Mal in Folge den Hyperloop-Wettbewerb von Elon Musk gewonnen hat. Was machen Sie besser als die Konkurrenz?
Was wirklich viel ausmacht: Wir haben uns für den Wettbewerb sehr viel Zeit genommen, das ist ein Luxus, den nicht alle Teams haben. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Studenten in vielen anderen Ländern hohe Studiengebühren bezahlen und regelmäßig zu Vorlesungen und Prüfungen gehen müssen. Das ist bei uns in Deutschland anders, daher können wir unsere volle Arbeitszeit in das Projekt stecken, das heißt pro Tag gerne bis zu 15 Stunden und am Wochenende durcharbeiten – das ist einer der Gründe.

Das nächste ist, dass viele unserer Leute schon länger beim Team dabei sind. Im Team II gab’s viele aus dem ersten Team, und auch jetzt bei unserem dritten Anlauf gab’s noch viele, die beim ersten oder zweiten Mal dabei waren. Das ist ebenfalls ein großer Vorteil, weil wir so mit vielen Abläufen und Arbeitsweisen, etwa in der Testwoche bei Space X, bereits vertraut sind.

Zur Person

Was ist an Ihrer Technologie im Vergleich zu Konkurrenz so besonders?
Das fängt eigentlich schon beim zweiten Wettbewerb im vergangenen Jahr an: Da ging es erstmals um die Höchstgeschwindigkeit. Damals waren wir das einzige Team, das einen Elektromotor eingesetzt hat. Von den beiden anderen Finalisten hatte einer ein Schwebesystem, das sich von einem Schubfahrzeug von SpaceX anschieben ließ; das zweite Team hat einen Kaltgasantrieb aus der Raketentechnik verwendet. Nach dem damaligen Sieg haben dieses Mal viele Teams unser letztjähriges Fahrzeug mit Elektromotoren nachgebaut.

Wir mussten also einen Schritt weiter gehen: Wir haben frühzeitig Simulationen und Berechnungen gemacht, wie wir unser Leistungsgewicht verbessern können. So sind wir auf die Idee gekommen, statt eines stärkeren Motors mehrere leichtere Motoren zu verwenden. Denn ein größerer Motor hat zwar ein höheres Drehmoment – aber dazu muss man auch massivere Bauteile verwenden. Kleinere Motoren haben dagegen ein kleineres Drehmoment, ermöglichen aber eine höhere Drehzahl – das findet man beispielsweise im Modellbau.

Dieses Konzept haben wir mit acht Modellbau-Motoren weiterverfolgt und alle Bauteile aus dem vergangenen Jahr noch einmal beim Gewicht optimiert. Dadurch ist es uns gelungen, Gewicht zu reduzieren und gleichzeitig die Leistung zu vervielfachen. Das war der ausschlaggebende Punkt, warum wir dieses Mal noch schneller gefahren sind.

Studierende der TU München mit Hyperloop-Chef Elon Musk. Quelle: imago images

Wie war es, eine IT-Ikone wie Elon Musk persönlich zu treffen und zu erleben?
Ich muss zugeben, dass wir in jenem Moment sehr konzentriert auf unseren Lauf waren und die letzten Vorbereitungen machten – da ist das Fahrzeug schon in der Röhre und es dauert eine Stunde, bis die Luft abgepumpt ist. Da war unsere Anspannung so hoch, dass manche von uns es gar nicht bemerkt haben, dass sich Elon Musk zwischen ihnen durchschlängelt. Dennoch war das Treffen schon ein besonderer Moment.

Was haben Sie mit Ihrer Technologie sonst noch vor?
Elon Musk hat schon den nächsten Wettbewerb angekündigt, da will unser Team wieder mit dabei sein, ganz klar. Wie das abseits dessen weitergeht, kann ich nicht genau sagen. Es gab ja bereits die Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, dass in Bayern innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Hyperloop gebaut werden soll. Inwieweit wir da eine Rolle spielen können, müssen wir dann sehen.

Zeigt Ihr Sieg als deutsches Uni-Team auch: Man muss für derartige Moonshot-Projekte doch nicht unbedingt ins Silicon Valley?
Ich denke sehr wohl, dass solche Dinge auch in Deutschland möglich sind, da muss man nicht unbedingt in die USA gehen. Ich denke eher, dass es im Valley mehr Leute gibt, die sich spontan für solche vermeintlich verrückten Ideen und Projekte engagieren. In Deutschland wird dagegen alles etwas ernster gesehen, es wird auf Nummer sicher gegangen, da wird nicht ohne weiteres so viel Geld für derart utopische Projekte freigegeben. Die Mentalität ist der Unterschied, nicht die technologischen Möglichkeiten an sich.

Bau der ersten Hyperloop-Strecke Europas beginnt

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